Seit 2006 beginnt das Sommertheater mit einem Vorgespräch zwischen Mitgliedern und Theaterleuten des Poetenpacks: zunächst im Q-Hof, dann im Heckentheater gleich neben dem Neuen Palais im Park Sanssouci.
Welches Stück kommt ins Programm?
Schauspieler Reiner Gabriel stand wie schon im Vorjahr Rede und Antwort über Aktuelles von der Theatergruppe Poetenpack und deren Sommerprogramm. Dabei sei die Auswahl eines unterhaltsamen Open-Air-Stückes alles andere als einfach, berichtete er, denn schnell lande man bei den Klassikern Shakespeares, Molieres oder Goldonis. Eine Antwort auf die Frage „Was hätten Sie gern?“, blieben wir ihm vorerst schuldig.
Auf dem Spielplan des Theatersommers Sanssouci 2021 steht das Stück „Ab in die Sommerfrische“, eine Komödie von Carlo Goldoni. Das Potsdamer Ensemble holt diese boshafte Satire aus dem 18. Jahrhundert über die Dekadenz der feinen Gesellschaft, die sich alljährlich aus Land in den Urlaub verzieht, in die Gegenwart.
Aus Drei mach Eins
Regisseur Kai O. Schubert komprimierte die drei Stücke Goldonis („Die Trilogie der Sommerfrische“, 1761). Und das funktioniert gut: Gezeigt wird besagte Sommerfrische in drei Akten: Süße Vorfreude, bittersüßer Aufenthalt und bittere Nachwehen. Auch 250 Jahre nach der Uraufführung hat die Trilogie das Zeug dazu, uns den Spiegel vorzuhalten. Denn: „Eine Gesellschaft, die auf Pump lebt, alle sind bankrott, alles kracht zusammen – das kommt mir alles sehr aktuell vor.“ (Claus Peymann). Immer nach dem Motto: „Bezahlt wird, wenn ich zurück bin“.
Koste es, was es wolle
Im Stück treiben zwei alteingesessene Familien sich und ihren Anhang in hysterische Hektik und in den Bankrott – nur um standesgemäß ihren Urlaub antreten zu können. Am Luxusdomizil angekommen, erwartet die Gesellschaft in sonniger Hitze die Tristesse jährlich wiederkehrender Rituale. Nur kein Stillstand. Spiel, Sex, Geld, Intrigen und hochdosiertes Wohlstandskalkül halten den dekadenten Mikrokosmos am Laufen – bis das letzte Herz vergeben, der letzte Ehevertrag unterzeichnet und der letzte Schuldschein unterschrieben ist. Dann heißt es: Ab nach Hause und auslöffeln, was man sich in der Sommerfrische eingebrockt hat!
Zum Schluß singen sie alle „What a wonderful world“ – dass dies zu bezweifeln ist, zeigt die Inszenierung deutlich. Auf sommerleichte Art mit einem begeisterten, dankbaren Publikum und zufriedenen (satten) Stechmücken.
Unser 2. Stammtisch zur Garnisonkirche fand dieses Mal am 7. Juli 2021 als hybride Veranstaltung statt. 20 Vereinsmitglieder trafen sich in der Nagelkreuzkapelle, weitere verfolgten die Vorträge zuhause am Monitor.
Zu Gast waren die Wissenschaftler vom ZMSBw (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr): Oberleutnant Helene Heldt und Oberstleutnant Dr. John Zimmermann.
Helene Heldt sprach über die „Die Bedeutung der Garnisonkirche für die Stadt und für das Militär sowie der Tag von Potsdam 1933″. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Deutsche Militärgeschichte bis 1945und setzt sich in einer Dissertation mit dem Thema auseinander. Außerdem begleitet sie die Konzeptentwicklung für die Garnisonkirche als Europakirche mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dr. John Zimmermann ist seit 2019 Leiter des Forschungsbereichs Deutsche Militärgeschichte bis 1945 im ZMSBw. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der Universität Potsdam.
Die Garnisonkirche als Militärkirche
Friedrich Wilhelm I. beauftragte den Bau einer Kirche für das Militär, da er überzeugt war, dass der Glaube die Soldaten „einhegen“ würde. Die erste Garnisonkirche war eine Fachwerkkirche – nach neun Jahren instabil und musste abgerissen werden. Die Garnisonkirche hatte eine Militär- und eine Zivilgemeinde sowie einen Pfarrer für das Militär und einen für die Bürger. Den militärischen Geist erkannte man an den 200 Trophäen (Fahnen) von besiegten Regimentern aus den verschiedenen preußischen Schlachten. Nach dem 1. Weltkrieg wurden sie durch die Fahnen der in Potsdam stationierten und nun demobilisierten Truppen ersetzt. Das demoralisierte die Vertreter des kaiserlichen Militärs doppelt.
Der Tag von Potsdam
Die Garnisonkirche in Potsdam wurde von der Stadt nach dem 21. März 1933 als „Geburtsstätte des Dritten Reiches“ vermarktet. Es gab sie auf einer Fünf-Mark-Münze und in der Tourismus-Werbung. Für die Nazis spielte die Garnisonkirche keine Rolle. Sie hatten auch kein Interesse an dem „Handschlagfoto“ von Reichskanzler Adolf Hitler und des Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Goebbels nannte den Tag „Rührkommödie“ – aber er inszenierte ihn im Rundfunk als Massenereigenis. Die Stadt Potsdam hatte nach 1933 die Symbolik für ihr Marketing umgedeutet. John Zimmermann verwies auf die Darstellungen der Historiker Thomas Wernicke und Martin Sabrow, die im Tag von Potsdam eine Machtdemonstation des alten Kaiserreiches sehen.
Gründe für die Sprengung
Nach 1945 waren der Tag von Potsdam und die Garnisonkirche nicht mehr im Blickfeld der Bevölkerung. Die Militärgemeinde war aufgelöst. Die Evangelische Kirche und erst recht die Stadt waren mit dem Erhalt der Ruine und einem möglichen Wiederaufbau überfordert. 1968 erfolgte die Sprengung auf einen Mehrheitsbeschluss der Stadtverordneten. In der Zeit danach bis heute wurde wiederholt berichtet, dass die Sprengung auf Weisung der SED bzw. von Walter Ulbricht persönlich erfolgte. Dieses sei durch Quellen nicht zu belegen, sagte John Zimmermann. Zeitzeugenberichte wären von der Geschichtswissenschaft als subjektiv zu bewerten. Es bestehe besonders bei handelnden Personen die Tendenz zur Interpretation.
Aktuelle Interpretationen
Nach heutiger Mehrheitsmeinung wurde die Garnisonkirche gesprengt, weil die DDR-Oberen in ihr einen Hort des Preußentums und des Faschismus sahen. Die Werbung als „Geburtsstadt des Dritten Reiches“ und das Handschlagfoto von Theo Eisenhart in der New York Times werden als Beweis für diese Darstellung herangezogen – richtig ist die Aussage deswegen nicht. Für Potsdam war die Garnisonkirche ein Hemmnis für den Wiederaufbau von Wohnraum und für die Schaffung einer großzügige Straßenführung und musste deshalb weg.
In Groß Glienicke sind zwei Potsdamer Kulturerbenvereine aktiv, die „ihr“ Baudenkmal den Mitgliedern des Kulturstadtvereins präsentiert haben. Erste Station war das Alexanderhaus im Gutspark von Groß Glienicke. Berlind Wagner und Hannelie Khodaverdi-Weinand vom Alexander-Haus e.V. empfingen die Teilnehmer auf der überdachten Terrasse und erzählten komprimiert die Geschichte der fünf Familien, die das Sommerhaus am See bewohnten. Empfehlenswert ist das Buch von Thomas Harding „Sommerhaus am See“ – Fünf Familien und 100 Jahre deutsche Geschichte.
Alexander-Haus e.V.
1927 pachtet Dr. Alfred Alexander, Präsident der Berliner Ärztekammer, vom Rittergutsbesitzer Otto von Wollank das Grundstück und baut das erste Wochenendhaus in Groß Glienicke. Bis 1936 flieht die Familie vor den Nazis nach England. Fortan bewohnt bis 1944 der Komponist und Verleger Will Meisel mit seiner Frau, der berühmten Schauspielerin Eliza Illiard, das Haus. Danach wohnt dort sein Künstlerischer Leiter Hanns Hartmann mit seiner jüdischen Frau Ottilie bis kurz vor Kriegsende 1945. Später wurde Hartmann 1. Intendant des WDR. 1952 zog aus der Nachbarschaft Ella Fuhrmann mit zwei Kindern als Hausmeisterin in zwei kleine Zimmer. 1958 wurde die Hälfte des Hauses dem Ehepaar Kühne mit zwei Kindern zugewiesen. Wolfgang Kühne bewohnte das Haus 40 Jahre bis zu seinem Tod 1999. Er erlebte die Teilung des Grundstücks durch die Berliner Mauer und konnte erst nach deren Fall 1989 mit seinem Stiefenkelsohn Roland wieder im Glienicker See schwimmen. Roland wohnte mit einem Freund als Letzter bis 2003 in dem Haus. 2013 wurde das durch Leerstand und Vandalismus mitgenommene Gebäude durch privates Engagement der Familie Alexander aus London und von Groß Glienicker Bürgern gerettet. Darüber berichtet auch der Film „Das Haus am Glienicker See“
Im Alexanderhaus werden mittwochs und sonntags Führungen angeboten. Digitale Anmeldung möglich unter https://alexanderhaus.org/visit
Förderverein Dorfkirche Groß Glienicke e.V.
Burkhard Radtke, seit seiner Geburt in Groß Glienicke wohnhaft, begrüßte die Besucher am Priesterportal der Dorfkirche Groß Glienicke. Der Vorgängerbau der aus behauenen Feldsteinen errichteten Dorfkirche ist als einfache, ungewölbte gotische Saalkirche ohne Turm mit zwei nördlichen Eingängen, einer Priester- und einer Leutepforte, zu Beginn der Dorfgründung um 1250 auf dem höchsten Punkt des Dorfes errichtet worden.
So, wie sie heute zu sehen ist, gibt die Dorfkirche in etwa den Zustand wieder, in den sie im 17. Jahrhundert versetzt wurde, erklärte der ehemalige Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Verantwortlich dafür war vor allem Hans Georg III. von Ribbeck. Der Patronatsherr von Groß Glienicke und Dechant des Brandenburger Domstifts entstammte dem osthavelländischen Zweig der Familie – dem westhavelländischen Zweig hat bekanntlich Theodor Fontane mit seinem berühmten Gedicht ein Denkmal gesetzt. Hans Georg III. ließ die Dorfkirche ab 1679 umbauen.
Als erstes verkürzte Hans Georg III. den Kirchensaal etwas, indem er eine starke Fachwerkwand in etwa 3,50 m Abstand von der Westwand in den Raum stellen ließ. Durch diesen neu geschaffenen Vorraum betritt man seither die Kirche, zudem bekam die Kirche ihr heutiges Dach nebst Türmchen. Anschließend ersetzte man die Holzbalkendecke durch das heutige stuckierte Spiegelgewölbe auf hoher Voute. Die Spiegel sind mit dem Gottessymbol und Engelsdarstellungen ausgemalt. Die Kirchenfenster wurden vergrößert, die Familiengruft angelegt und der Fußboden angehoben.
Seit 2003, nachdem Groß Glienicke nach Potsdam eingemeindet worden war, setzte die Betreuung aller Maßnahmen durch die Untere Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt ein. Die umfangreichen Restaurierungsarbeiten sind bis auf die Patronatsloge erfolgreich abgeschlossen worden.
Eine wichtige Weichenstellung hat es aktuell an der Dorfstraße vor der Kirche und dem Friedhof gegeben: Dort hat die Stadt bei einem Grundstücksverkauf ihr Vorkaufsrecht wahrgenommen. Die Bauten werden abgerissen und es soll dort ein freier Platz entstehen, der den Dorfkern von Groß Glienicke aufwerten wird.
Die Dorfkirche Groß Glienicke ist jeden Sonnabend von 16-18 Uhr geöffnet. Weiterführende Informationen über die Innenausstattung und Restaurierung der Dorfkirche Groß Glienicke von Andreas Kalesse, der 27 Jahre Stadtkonservator der Landeshauptstadt Potsdam war. > Kirchenrestaurierung_Beitrag_A._Kalesse
Impressionen vom 1. Ausflug am 30. Juni 2021 nach Groß Glienicke
Die Mesusa soll Juden immer daran erinnern, dass sie die religiösen Gesetze befolgen sollen. An jüdischen Häusern oder Wohnungen findet man deshalb am rechten Türpfosten ein kleines längliches Kästchen, die Mesusa. Darin ist eine Pergamentrolle, auf der das Gebet Schma Israel geschrieben steht. Wenn man fortgeht oder nach Hause kommt, berührt man die Mesusa und bittet Gott um Schutz.
Die Mesusa soll Juden immer daran erinnern, dass sie die religiösen Gesetze befolgen sollen. An jüdischen Häusern oder Wohnungen findet man deshalb am rechten Türpfosten ein kleines längliches Kästchen, die Mesusa. Darin ist eine Pergamentrolle, auf der das Gebet Schma Israel geschrieben steht. Wenn man fortgeht oder nach Hause kommt, berührt man die Mesusa und bittet Gott um Schutz.
Berlind Wagner (l.) begrüßte die Besucher und Hannelie Khodaverdi-Weinand führte durch die Geschichte des Hauses
Berlind Wagner (l.) begrüßte die Besucher und Hannelie Khodaverdi-Weinand führte durch die Geschichte des Hauses
Markus Mahrla markiert die Stelle, wo die Grenzmauer das Grundstück vom See abgeschnitten hat.
Markus Mahrla markiert die Stelle, wo die Grenzmauer das Grundstück vom See abgeschnitten hat.
Burkhard Radtke (rechts) kann als gebürtiger Groß Glienicker authentisch über die Ereignisse im Ort vom 2. Weltkrieg, Kriegsende, Einmarsch der Russen, Gebietstausch mit den Alliierten, Mauerbau und DDR-Zeit, sowie von der Wende bis heute berichten.
Burkhard Radtke (rechts) kann als gebürtiger Groß Glienicker authentisch über die Ereignisse im Ort vom 2. Weltkrieg, Kriegsende, Einmarsch der Russen, Gebietstausch mit den Alliierten, Mauerbau und DDR-Zeit, sowie von der Wende bis heute berichten.
1681 ließ Hans Georg III. seinen Taufstein umgestalten und mit der berühmten Tulpenhaube verschönern. Jacob Schultz schuf dieses Kleinod der Spätrenaissance.
1681 ließ Hans Georg III. seinen Taufstein umgestalten und mit der berühmten Tulpenhaube verschönern. Jacob Schultz schuf dieses Kleinod der Spätrenaissance.
Stuckiertes Spiegelgewölbe
Stuckiertes Spiegelgewölbe
Burkhard Radtke (rechts) nimmt die Teilnehmer an der Priesterpforte in Empfang. Das Epitaph von 1756 an der Südwand ist der Ehefrau des Patrons, Eva Katharina, geb. von Lindau, gewidmet.
Burkhard Radtke (rechts) nimmt die Teilnehmer an der Priesterpforte in Empfang. Das Epitaph von 1756 an der Südwand ist der Ehefrau des Patrons, Eva Katharina, geb. von Lindau, gewidmet.
Burkhard Radtke (rechts) kennt als gebürtiger Groß Glienicker so manche Geschichten über Berliner Künstler und Unternehmer, die in Groß Glienicke ihre Ruhe suchten.
Burkhard Radtke (rechts) kennt als gebürtiger Groß Glienicker so manche Geschichten über Berliner Künstler und Unternehmer, die in Groß Glienicke ihre Ruhe suchten.
Die Trauerhalle, die Friedhofsmauer und ein Großteil der Bauerngräber sind auch restauriert.
Die Trauerhalle, die Friedhofsmauer und ein Großteil der Bauerngräber sind auch restauriert.
Impressionen von der Radtour am 3. Juli 2021 nach Groß Glienicke
Treffpunkt für die Radler an der Anlegestelle Meierei/Bertinistraße
Treffpunkt für die Radler an der Anlegestelle Meierei/Bertinistraße
Matthias Finken wird an die Friedensbrücke in die Radler-Gruppe aufgenommen.
Matthias Finken wird an die Friedensbrücke in die Radler-Gruppe aufgenommen
Susanne Matern und Hannelie Khodaverdi-Weinand beim Gespräch im Alexanderhaus.
Susanne Matern und Hannelie Khodaverdi-Weinand beim Gespräch im Alexanderhaus.
Hans-Jürgen Krackher hat die Delfter Fliesen über dem Kamin als herausragendes Schmuckelement im Haus entdeckt.
Hans-Jürgen Krackher hat die Delfter Fliesen über dem Kamin als herausragendes Schmuckelement im Haus entdeckt.
Karin Genrich (l.) und Jutta Michelsen beim Rundgang durch das Alexanderhaus.
Karin Genrich (l.) und Jutta Michelsen beim Rundgang durch das Alexanderhaus.
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Barockes Epitaph für Hans Georg III. von Ribbeck aus dem Jahre
1707 an der Ostwand
Barockes Epitaph für Hans Georg III. von Ribbeck aus dem Jahre
1707 an der Ostwand
Die Patronatsloge wurde 1851 zur Orgelempore umgebaut. Wir hörten zum Abschluss der Führung verschiedene Stücke auf der Schuke-Orgel.
Die Patronatsloge wurde 1851 zur Orgelempore umgebaut. Wir hörten zum Abschluss der Führung verschiedene Stücke auf der Schuke-Orgel.
1680/81 wurde die Kanzel von ca. 1640 umgestaltet. So musste der Fuß verkürzt werden, weil der Kirchenfußboden angehoben
wurde, und andererseits kam ein neuer Schalldeckel hinzu.
1680/81 wurde die Kanzel von ca. 1640 umgestaltet. So musste der Fuß verkürzt werden, weil der Kirchenfußboden angehoben
wurde, und andererseits kam ein neuer Schalldeckel hinzu.
„In München steht ein Hofbräuhaus“ wurde 1935 von Wilhelm Gabriel, genannt „Wiga“ komponiert und im Wirtshaus „Zu den drei Linden“, dem heutigen „Hotel im Hofgarten“ an der Potsdamer Chaussee 12 in Groß Glienicke uraufgeführt.
„In München steht ein Hofbräuhaus“ wurde 1935 von Wilhelm Gabriel, genannt „Wiga“ komponiert und im Wirtshaus „Zu den drei Linden“, dem heutigen „Hotel im Hofgarten“ an der Potsdamer Chaussee 12 in Groß Glienicke uraufgeführt.
Moritz Gröning (Geschäftsführer der Alexander Haus e.V.) hat mit seiner Familie die Geschichte des denkmalgeschützen ,,Abraham Hauses’’ in der Seepromenade 41 recherchiert und das Haus restauriert. Das dreifache „A“ an der Haustür deutet auf die Bauherren, Dr. Adolf und Anna Abraham, hin.
Moritz Gröning (Geschäftsführer der Alexander Haus e.V.) hat mit seiner Familie die Geschichte des denkmalgeschützen ,,Abraham Hauses’’ in der Seepromenade 41 recherchiert und das Haus restauriert. Das dreifache „A“ an der Haustür deutet auf die Bauherren, Dr. Adolf und Anna Abraham, hin.
Pferdehof am Rotkehlchenweg mit Blick zum Krampnitzsee
Pferdehof am Rotkehlchenweg mit Blick zum Krampnitzsee
Anlässlich des diesjährigen UNESCO-Welterbetages sammeln Potsdamerinnen und Potsdamer 4., 5. und 6. Juni 2021 an vier Orten in Potsdam Abfall und Müll: Am Kapellenberg und dem Uferweg gegenüber der Freundschaftsinsel, im Park Babelsberg sowie im Neuen Garten.
Für jeden der vier Orte gibt es Paten, die sich einbringen. Um die Russische Kolonie Alexandrowka und den angrenzenden Kapellenberg haben sich zum Aktionsstart die Touristiker der PMSG, der Landeshauptstadt Potsdam und des Potsdamer Guide e. V. gekümmert. Dem arglos weggeworfenen Müll am Uferweg neben der Neuen Fahrt zwischen Hauptbahnhof und der Holzbrücke rücken die Aktiven der Bürgerstiftung zuleibe. Im Babelsberger Park wird – freiwillig wie an jedem Wochenende – die Potsdamer Bürgerin Jeanette Gruschke unterwegs sein und im Neuen Garten helfen die Freiwilligen der lokalen UNICEF-Gruppen.
Auch der Kulturstadt Verein unterstützt das Anliegen. Vorsitzende Fides Mahrla sagte: „Das Potsdamer Welterbe verdient Respekt, und wir tragen heute die Verantwortung dafür, dass auch kommende Generationen sich daran erfreuen können.“ Der Kulturstadt Verein unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit der mehr als 40 Kulturerbenvereine, die sich um die Bewahrung eines Baudenkmals in Potsdam kümmern. „Die Kulturerbenvereine in unserer Stadt haben Verantwortung für ihr Bau- oder Gartenbaudenkmal übernommen und engagieren sich seit vielen Jahren für unser architektonisches und kulturelles Erbe. Deshalb begrüßen wir diese Aktion ausdrücklich und werben für die Beteiligung“, unterstreicht der Sprecher des Kulturerben-Organisationsteams Matthias Finken.
Titelfoto: Vereinsmitglieder Susanne Matern, Matthias Finken und Fides Mahrla (v.l.n.r.) beim Start der Aufräumaktion auf dem Kapellenberg (Foto: Sascha Krämer)
Foto: Olaf Gutowski
Welterbe-Schützer und Stadtverordneter Sascha Krämer (r.) und Sebastian Stielke (Potsdam Guide e.V.) im Gespräch mit Fides Mahrla (Kulturststadt Potsdam e.V.) im Gespräch am Kapellenberg (Foto: Olaf Gutowski)
Welterbe-Schützer zum UNESCO-Tag 2021 am Kapellenberg (Foto: Olaf Gutowski)
Welterbe-Schützer zum UNESCO-Tag 2021 am Kapellenberg (Foto: Olaf Gutowski)
Welterbe-Schützer sammelten zum UNESCO-Tag 2021 Müll am Kapellenberg (Foto: Olaf Gutowski)
Foto: Olaf Gutowski
OB Mike Schubert und der Generaldirektor der SPSG, Prof. Martin Vogtherr, bedankten sich bei den Welterbeschützern für die Müllsammlung am Kapellenberg (Foto: Olaf Gutowski)
OB Mike Schubert und der Generaldirektor der Stiftung, Prof. Martin Vogtherr, hoben gemeinsam den von den Welterbeschützern gesammelten Müll in den Container (Foto: Olaf Gutowski)
Volker Sparres spannende Familiengeschichte begann in Potsdam mit den Großvätern Gustav Ratzke und Arthur Sparre. Gustav Ratzke war Hausmeister in der Kadettenanstalt. Die Gebäude sind jetzt Sitz der Staatskanzlei. Arthur Sparre diente als Leibwächter bei Kronprinzessin Cecilie – erst im Marmorpalais und danach im Schloss Cecilienhof. Mit Prinz Louis Ferdinand blieb sein Sohn bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden. Beim digitalen Vereinsstammtisch im März berichtete Volker Sparre darüber.
Sparres Vater Walther war Orchestermusiker am Königlichen Schauspielhaus, das im Volksmund „Kanaloper“ genannt wurde. Nach dem Krieg spielte er im Hans Otto Theater in der Zimmerstraße 10, welches vorher das Gesellschaftshaus „Alter Fritz“ war. Weitere Spielstätten waren das Schlosstheater, die Parkoper, die Freilichtbühne auf der Freundschaftsinsel und mehrere Räume in den Schlössern. Als Musiklehrer unterrichtete er Violine und Bratsche. Seine Frau Gertrud war eine begnadete Laiensängerin und Mitglied in verschiedenen Chören.
Volker Sparre wurde 1951 in Caputh geboren und wuchs im Nachkriegs-Potsdam in der Lennéstraße 21 nahe dem Parkeingang Kuhtor auf. Der Hof grenzte direkt an Gärten am Park Sanssouci. Er besuchte erst die Käthe-Kollwitz-Schule und anschließend wie sein Vater die Gerhard-Hauptmann-Oberschule. In Vorbereitung auf sein Studium der Theologie legte er das Abitur im Oberseminar auf Hermannswerder ab, wo er auch seine zukünftige Frau Irmtraut kennenlernte. Am „Sprachenkonvikt“, einer kirchlichen Hochschule in Berlin-Mitte studierte Sparre Theologie und heiratete, bevor er seine erste Pfarrstelle in Freyenstein/Prignitz antrat. 2001 wurde er Superintendent im Kirchenkreis Havelberg-Pritzwalk.
Mit Beginn des Ruhestandes 2016 zog das Ehepaar Sparre nach Potsdam zurück. Sie wohnen seitdem in der Nähe der Alexandrowka. Sie unterstützen bei Bedarf Tochter Sieglinde mit drei Kindern in Rostock und Sohn Friedhelm mit einem Kind in der Prignitz bei der Enkelbetreuung.
Die Sparres empfinden es als großes Glück, dass sie nach 40 Jahren Abwesenheit Potsdam neu kennenlernen und alte Freundschaften aufleben können. Erst heute wird ihnen bewusst, das Potsdam ein Gesamtkunstwerk ist und das Stadtbild aus den Erzählungen ihrer Eltern wieder hervortritt. Das Potsdam ihrer Kindheit war ein ganz anderes als das heutige, 30 Jahre nach der friedlichen Revolution. Besonders der Alte und Neue Markt haben ihren Liebreiz wiedergewonnen. Auch der Errichtung der Garnisonskirche ist ihnen ein Herzensanliegen.
In unserer Reihe „Quartiersrundgang“ stellte Vorstandsmitglied Bolko Bouché am Sonnabend, dem 24. Oktober 2020, die Stubenrauchstraße vor. Sie ist Teil der Villenkolonie Neubabelsberg und steht bisher nicht im Fokus der zahlreichen stadtgeschichtlichen Führungen. Benannt wurde die Straße nach dem Landrat des Kreises Teltow und Förderer des Teltowkanals Ernst von Stubenrauch (1853-1909).
Wir starteten am Bahnhof Griebnitzsee in Richtung Berlin. Schon bald zweigt die Stubenrauchstraße links ab von der Rudolf-Breitscheid-Straße ab und folgt dem Griebnitzsee. Die Straße wurde erst in den 1930er Jahren bebaut. Über die Villen, deren prominente Bauherren, Architekten und Gärtner ist noch recht wenig bekannt. Trotzdem konnte der Journalist und Potsdam-Wiki-Autor Bolko Bouché interessante Details berichten.
So zum Beispiel über den Rechtsanwalt Alois Gerhard Westrick, der 1932 seine Villa in der Stubenrauchstraße 8 errichten ließ. Westrick war ein Experte für internationales Gesellschaftsrecht. Er vertrat die Niederlassungen amerikanischer Konzerne in Deutschland und hatte Verbindungen in höchste Kreise in Staat und Wirtschaft. Außenminister Joachim von Ribbentrop schickte ihn auf eine heikle Mission. Westrick sollte amerikanische Investoren für die deutsche Kriegswirtschaft werben.
Auch Günter Quandt wohnte am Griebnitzsee. Er bezog das 1937 gebaute Landhaus in der (Nr. 28) nach seiner Scheidung von Ehefrau Magda – der späteren Frau von Joseph Goebbels. Günter Quandt war Großindustrieller, der mit Stoffen im 1. Weltkrieg sowie mit Akkumulatoren für U-Boote und V-Waffen im 2. Weltkrieg ein Vermögen machte. Die Nachfahren gehören zu den reichsten Deutschen, unter anderem mit einem Aktienpaket von BMW.
Lebhaft ergänzten die Teilnehmer Georg Maus und Gerhard Petzholtz ihr Wissen über die Zeiten vor und während der Berliner Mauer, die die Stubenrauchstraße schnitt. Sie war Sperrgebiet und durfte nur von ausgewählten Personen betreten werden. Dort hatte zum Beispiel der Regisseur und DEFA-Mitbegründer Kurt Metzig sein Haus, es gab ein Gästehaus der DEFA und ein Kinderheim der Akademie für Staat und Recht.
Nach einem Abstecher zum Griebnitzsee führte uns der Weg auf dem Mauerstreifen entlang über die Berliner Kreisstraße zurück nach Potsdam. In der Rudolf-Breitscheid-Straße 234 machten wir noch einmal Stopp an der Villa Tannwald, wo der deutsch-schwedische Schriftstellers Peter Ulrich Weiss (Pseudonym Sinclair) 1916 geboren wurde. Sein dreibändiges Spätwerk „Die Ästhetik des Widerstands“ erschien sogar in der damaligen DDR und war als „Bückware“ nur wenigen Lesern zugänglich.
Das Interesse an der Führung war derart groß, dass nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. Die meisten folgten dem Tipp, am S-Bahnhof Griebnitzsee in das denkmalgeschütze Restaurant Zweihunderteins reinzuschauen. Ein Unikum unter den S-Bahnhöfen, die sonst nur Imbissbuden auf den Bahnsteigen bieten. Mit einer jungen deutschen Küche, regelmäßigen kleine Konzerten und saisonalen Angeboten sind die neuen Betreiber Pfingsten 2020 gestartet und würden sich über Besucher sehr freuen.
Olympisches Haus in der Stubenrauchstraße 6. Foto: Bolko Bouché
„Glienickes“ gibt es in Brandenburg reichlich, weitere 29 Orte gleichen Namens sind bekannt, meist wurden sie in Zusammenhang mit Ton, Lehm und Ziegeln verwendet, erklärte Gerhard Petzholtz gleich zu Beginn der Führung durch Klein Glienicke. Der Ort ist der einzige Teil von Potsdam, der auf dem nördlichen Ufer des Teltowkanals liegt. Er war jahrzehntelang von der Mauer umgeben und nur über die Kontrollstelle an der Parkbrücke mit Babelsberg verbunden. Während der deutschen Teilung war Klein Glienicke eine funktionale Exklave und wurde als „Wurmfortsatz mit der schmalsten Stelle der DDR“ bezeichnet.
Klein Glienicke wurde erstmals im Jahr 1375, im Landbuch des Kaiser Karl IV., erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) lebte kaum noch jemand in dem Ort. 1750 veranlaßte der preußische König Friedrich II. die Neubesiedelung von Klein Glienicke. Er ließ kleine Häuser für die Kolonisten, nun Bündner (landarme Bauern) errichten. Am letzten erhaltenen Haus befindet sich das Schild „Carlstr. 6″. Die landschaftliche Schönheit mit Wald und Wasser (Havel und Griebnitzsee) sowie die verkehrsgünstige Lage (Königstraße im Norden, Stammbahn mit dem Bahnhof Griebnitzsee im Süden) veranlaßte viele Gutbetuchte, vor allem aus Berlin, sich ab 1871 am Griebnitzsee anzusiedeln. Klein Glienicke ist ein Stadtteil von Potsdam, der im frühen 20. Jahrhundert als Bade- und Ausflugsort bekannt wurde. Der gesamte Ort, darunter die bekannten Schweizerhäuser und der Volkspark Klein Glienicke (Berlin), stehen auf der Liste der geschützten UNESCO-Welterbestätten.
In den Jahren zwischen 1863 und 1887 wurden zehn Schweizer Häuser nach den Plänen des Architekten Ferdinand von Arnim errichtet. Im Jahr 1866 wurde der Bürgershof vom Königl. Hofbaumeister Ernst Petzholtz (Bruder des Pfarrers) gebaut. Um 1900 zählte das Gartenlokal mit seinen 1.000 Plätzen zu den größten in Potsdam. Die Kapelle Klein Glienicke – ein Kleinod im märkischen Klinkerbau – wurde am Reformationstag 1881 eingeweiht. Im Dezember 1900 wurde der Bau des Teltowkanals begonnen, wodurch Klein Glienicke von Neubabelsberg abgeschnitten wurde. 1901 wurde dann eine hölzerne Brücke über den Kanal gebaut, die später Parkbrücke genannt wurde.
Der Friedhof in Klein Glienicke wurde 1781 für die Kolonisten angelegt und ist der älteste in Potsdam. Prominenteste Grabstelle ist die von Wilhelm von Türk und seiner Familie. Sein Urururenkel, Gerhard Petzholtz, wies beim Rundgang aber auch auf andere bekannte Potsdamer hin, zum Beispiel auf den Orthopäden Menckenhoff oder die letzte und einzige „Frau Puppendoktor“ Ulla Linow-Wirth, die ihre Praxis unter anderem nahe der Gaststätte „Börse“ in der Brandenburger Straße hatte.
Im Café Wortmann fand der Rundgang sein gemütliches Ende.
Gerhard Petzholtz zeigte Fotos von Klein Glienicke während des Mauerbaus «An einer Stelle war die Straße gerade mal fünf Meter breit. Links und rechts war Mauer».
Gerhard Petzholtz zeigte Fotos von Klein Glienicke während des Mauerbaus «An einer Stelle war die Straße gerade mal fünf Meter breit. Links und rechts war Mauer».
Klein Glienicker Kapelle
Klein Glienicker Kapelle
Im ehemaligen Waisenhaus und DDR-Feierabendheim, befinden sich heute noble Eigentumswohnungen.
Im ehemaligen Waisenhaus und DDR-Feierabendheim, befinden sich heute noble Eigentumswohnungen.
Saniertes Arbeiterwohnhaus für ehemals acht Familien
Arbeiterwohnhaus für acht Familien
ehemaliges Pfarrhaus
ehemaliges Pfarrhaus
Friedhof Klein Glienicke
Friedhof Klein Glienicke
Die neue Friedhofsglocke wurde durch Spendenmitteln finanziert und in Lauchhammer gegossen. Im Sommer 2014 fand die feierliche Einweihung statt.
„Lasset uns Gutes thun und nicht müde werden“ Grabstelle Wilhelm von Türk
„Lasset uns Gutes thun und nicht müde werden“ Grabstelle Wilhelm von Türk
Grabstein von Frau Puppendoktor Ulla Wirth-Linow
Grabstein von Frau Puppendoktor Ulla Wirth-Linow
Das letzte erhaltene Kolonistenhaus „Carlstr. 6″
Das letzte erhaltene Kolonistenhaus „Carlstr. 6″
Ehemaliges Kolonistenhaus
Ehemaliges Kolonistenhaus
Das Kleinod, die Klein Glienicker Kapelle, wurde in alter Schönheit wiederhergestellt.
Das Kleinod, die Klein Glienicker Kapelle, wurde in alter Schönheit wiederhergestellt.
an der Bäke
Jagdschloss Glienicke aus dem 16. Jh.
1827 erwarb der Schulreformer Wilhelm von Türk das Jagdschloß Glienicke und richtete den Türkhof, auch „Türksches Waisenhaus“ genannt, ein.
Jagdschloss Glienicke aus dem 16. Jh.
1827 erwarb der Schulreformer Wilhelm von Türk das Jagdschloß Glienicke und richtete den Türkhof, auch „Türksches Waisenhaus“ genannt, ein.
hier war der ehemalige KONSUM – Lebensmittelversorgung für die Bewohner
hier war der ehemalige KONSUM – Lebensmittelversorgung für die Bewohner
Zum ersten öffentlichen Konzert nach der Corona-Pause waren 35 Mitglieder des Kulturstadtvereins am Donnerstag, dem 20. August 2020, zu „Cello da Gamba“ ins Palais Lichtenau eingeladen. Den Testlauf unter Hygieneauflagen bestanden Veranstalter, Musiker und Publikum mit Bravour.
Die Künstler, Clemens Goldberg am 5-saitigen Barockcello und Martin Kinzia am Cembalo, spielten Werke von Marin Marais, Francois Couperin und Johann Sebastian Bach. Clemens Goldberg moderierte die Veranstaltung und nahm das Publikum unterhaltsam mit in die Welt der berühmten Komponisten, gab zwischen den Stücken deren Eigenheiten und musikalischen Raffinessen preis.
Professor Dr. Axel Fischer begrüßte die Künstler und Konzertbesucher im Palais Lichtenau.
Der in Freiburg i. Br. geborene Cellist ist bekannt durch seine Sendung „Goldberg-Variationen“ beim rbb-Kulturradio, die er bereits seit 28 Jahren moderiert. Martin Knizia studierte Kirchenmusik in Lübeck und Orgel an der Royal Academy of Music in London. Er tritt als Chembalist, Organist, Coninuospieler und Dirigent an vielen bekannten Spielorten und bei Festivals in Großbritannien und weiteren europäischen Ländern auf.
Im 75-Minuten-Konzert folgten wir gern den beiden Künstlern musikalisch in das 17./18. Jahrhundert – mitten in Potsdam, im Festsaal des Palais Lichtenau. Friedrich Wilhelm II. hat es für seine Geliebte Wilhelmine Enke, spätere Gräfin Lichtenau, 1796 in Auftrag gegeben und in Sichtverbindung zu seinem Domizil, dem Marmorpalais im Neuen Garten, bauen lassen. 2011 wurde das Gebäude nach vielen Jahren Leerstand und Verfall von Axel und Tanja Fischer gekauft, saniert und als Haut- und Lasercentrum Potsdam eröffnet.
2018 gastierte der Kulturstadtverein zum ersten Mal im Palais Lichtenau > Bericht
An heißen Tagen wie diesen ist es im Potsdam Museum dank Klimatisierung schön kühl und sommerliche Landschaften gibt es obendrauf. Sogar die Ostsee mit stürmischen Wellen schickt eine kühle Brise zum Alten Markt.
„…das Licht, das ewig wechselt“ gibt die selbst formulierte künstlerische Auffassung von Karl Hagemeister um 1884 wieder. Es war die Intention des Malers, Naturphänomene wie Licht, Wind und Wolken darzustellen und dabei etwas nicht fassbares in Form und Farbe aufzuzeigen. Es sind die Gedanken eines noch Suchenden, der wie viele moderne Künstler seiner Zeit das unmittelbare Skizzieren in der Natur als bildwürdiges Sujet begriff. Der in Werder an der Havel geborene Künstler (1848-1933) gehört zu den bedeutenden Vertretern des deutschen Impressionismus und war ein Wegbereiter der moderen Landschaftsmalerei. Das Potsdam Museum besitzt in seiner Kunstsammlung einen umfangreichen Werkbestand und würdigt das bedeutende Vermächtnis Hagemeisters mit einer umfassenden Retrospektive.
Führung durch Markus Wicke
Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums, führte am 13. August 2020, eine erste Gruppe von Mitgliedern des Kulturstadtvereins durch die Ausstellung. Mit einer Spendensammlung ermöglichte der Verein die Restaurierung dieses Hagemeister-Gemäldes.
Karl Hagemeister: Uferlandschaft [Schilfufer], 1900, Öl auf Leinwand, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte. Repro: Michael Lüder
Beim Ausstellungsrundgang sind 88 Arbeiten zu sehen, darunter 18 bedeutende Gemälde weiterer Künstler, angefangen von Friedrich Preller d. Ä., Carl Schuch, Francois Daubingy, Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Lesser Ury, bis hin zu Walter Leistikow, welche die Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei zur Jahrhundertwende veranschaulichen. Eine vergleichende Gegenüberstellung des Malers Hagemeister und seiner Zeitgenossen wird anhand von ausgewählten Öl- und Pastellarbeiten möglich.
Wir danken Markus Wicke für die engagierte Führung durch die einzigartige Ausstellung. Die Mitglieder sind erfreut über die Bildqualität nach der Restaurierung. Gratulation zum Besucherrekord, trotz Corona!
Bis 6. September 2020 dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Besuch ohne Voranmeldung möglich, allerdings unter Beachtung der üblichen Hygienevorschriften.
Kaum sind die ersten Dialoge des Stückes „Die Tochter des Spekulanten“ gesprochen, da wird der Prolog von einem Ehepaar aus dem Publikum unterbrochen: Ein Geschäftsmann, seines Zeichens Gewürzgroßhändler, und seine Frau, sehr wohlhabend und Förderer und Förderin des Theaters, protestieren: Sie wollen ein anderes Stück sehen, am besten eines mit einem Gewürzhändler als Helden. Kurz entschlossen schicken die Geschäftsleute ihre Tochter Raffaela, genannt Raffy, auf die Bühne. Sie soll einen Ritter spielen und zum Ruhm der Branche große Taten vollbringen. Ihr Zeichen soll das Werkzeug der Gewürzhändler sein: die Mörserkeule.
Es kommt einiges durcheinander, wenn im Folgenden, parallel zum geprobten Stück der Bühnenprofis, Raffy mit Unterstützung ihrer Eltern als eine Art Don Quijote eine Ritterhandlung improvisiert. Wie Raffy sich mit heiligem Ernst als Heldin behauptet und wie die Schauspieltruppe dennoch versucht, ihr Stück zu spielen, das führt zu urkomischen Verwicklungen und Wandlungen, bis zum Schluss – das Theater siegt.
Francis Beaumont und John Fletcher waren neben Shakespeare überaus erfolgreiche Theaterdichter der elisabethanischen Zeit. Die meisten ihrer Stücke schrieben sie zusammen, so auch die aberwitzige Komödie „Der Ritter von der flammenden Mörserkeule“, der Originaltitel lautet „The Knight of the Burning Pestle“ (Der Ritter von der brennenden Keule). Heute wird das Stück von 1613 selten gespielt. Ein Jammer! Poetenpack-Regisseur Stefan Ebeling hat den Plot geschickt in die Gegenwart transformiert. Zwar sind es noch immer Kleinbürger, die die Narren abgeben, doch jetzt vertreten sie den Mainstream, sind satt und ignorant und alles dreht sich nur um sie.
Die permanenten Zwischenrufe des Paares aus dem Publikum und die Störmanöver ihrer Tochter amüsierten die einen und irritierten die anderen Zuschauer. Das Hin und Her war gelegentlich eine Herausforderung, wurde aber von den Schauspielern mit Bravour und großer Spielfreude gemeistert. Selbst wenige Gesten reichten beim Liebesakt unter Coronabedingungen, das Können unter Beweis zu stellen. Es war wieder ein Genuss – das Sommertheater in der Hecke. Mittlerweile ist es ein MUSS!
Vor der Aufführung gab Schauspieler Reiner Gabriel nicht nur eine kleine Einführung zum Stück, sondern auch Informationen über das Poetenpack. Die Theatercompagny feierte 2019 ihr 20-jähriges Bestehen, sie wird vom Kulturstadtverein seit vielen Jahren begleitet – anfangs noch auf wackligen Stühlen im Q-Hof in der Lennéstraße. Seit fünf Jahren präsentiert das Poetenpack den Theatersommer Sanssouci im Heckentheater am Neuen Palais. Die „Hecke“ wurde anlässlich des 300. Geburtstages Friedrich II. im Jahr 2012 wiederhergestellt.
Tipp: Mitte September 2020 wird nach siebenjähriger Sanierung das Schlosstheater im Neuen Palais mit dem Klassiker „Faust“ wiedereröffnet. Das Poetenpack spielt zusammen mit dem Theater aus Brandenburg an der Havel. Tickets können hier bestellt werden.
Wir erinnern uns gern ans vergangene Jahr beim Poetenpack im Heckentheater