Führung über den Südwestkirchhof Stahnsdorf

Nach fünf Jahren Pause war wieder einmal der Südwestkirchhof in Stahnsdorf Ziel des Kulturstadtvereins. 2021 sind viele Neumitglieder dabei, die Gerhard Petzholtz, der selbst 28 Jahre auf dem Friedhof arbeitete und wohnte, mit viel Hintergrundwissen und spannenden Geschichten informierte. Ein Teil der Gruppe traf sich am Campus Griebnitzsee und radelte gemeinsam auf der verlängerten Stahnsdorfer Straße, dann Alten Potsdamer Landstraße zum Kirchhof, der andere Teil nutzte die direkte Buslinie vom Potsdamer Hauptbahnhof oder eine Mitfahrgelegenheit im PKW.

Der Südwestkirchhof Stahnsdorf gehört neben Venedigs Toteninsel San Michele, dem Wiener Zentralfriedhof und Père Lachaise in Paris zweifellos zu den „Top Ten“ der europäischen Begräbnisstätten. Er ist ein Ort der Superlative: der größte Waldfriedhof Deutschlands, er beherbergt bedeutende Denkmäler der Bestattungskunst, die letzten Ruhestätten herausragender Persönlichkeiten und eine einzigartige Begräbniskapelle im Stile norwegischer Holzkirchen mit Jugendstilelementen.

Grabstätten wie die des Auto- und Flugzeugingenieurs Edmund Rumpler, des Sohnes von Theodor Fontane, von Entertainer Dieter-Thomas Heck, von Stummfilmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau oder ein expressionistisches Grabmal von Max Taut für Julius Wissinger stehen für die große Vielfalt.

Zufällig begrüßte Gerhard Petzholtz während der Führung den seit dem Jahr 2000 als „Rübchenkönig I“ geadelten Günter Duwe, der sich um das Teltower Rübchen verdient gemacht hat. Der heute 94-Jährige besuchte mit seinem Sohn den Friedhof und genoß das Treffen mit alten Bekannten.

Glücklicherweise konnten wir die imposante Holzkirche – trotz der Schließung wegen Tonaufnahmen – auch noch von innen besichtigen, indem die Musiker einfach eine Pause einlegten und den Erläuterungen des Ur-Urenkels Wilhelm von Türck lauschten. 

Nach der gemeinsamen Mittagsrast im Lokal Tick-Tack machten die Radler auf der Rückfahrt noch einen Zwischenstopp am Jagdschloß Stern.

Würdiges Gedenken

Im Rahmen von Auslandseinsätzen der Bundeswehr – u.a. auf dem Balkan und in Afghanistan – sind mehr als einhundert Soldaten und Soldatinnen gefallen bzw. ums Leben gekommen. Im Gedenken daran sind verschiedene Ehrenhaine durch Eigeninitiative betroffener Kameraden und Kameradinnen vor Ort entstanden, erklärte Stabsfeldwebel Michael Eichstaedt während einer Führung für den Kulturstadtverein im „Wald der Erinnerungen“.  Diese Ehrenhaine sind mit einfachsten Materialien aus der näheren Umgebung – ob Findling oder Mauerziegel – gestaltet und machen den Tod eines Kameraden, der plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, begreifbar und fassbar.

Im neu geschaffenen „Wald der Erinnerungen“ finden die bereits nach Deutschland zurückgeführten Ehrenhaine einen würdigen und endgültigen Ort. Die angebrachten Namenstafeln schaffen eine Atmosphäre zum „Innehalten“ und für Trauer und Erinnerung. Stabsfeldwebel Eichstaedt, der selbst fünf Auslandseinsätze (1053 Tage) erlebte, schilderte einfühlsam das Schicksal einzelner Kameraden, die auf unterschiedlichste Weise zu Tode kamen.

Der „Weg der Erinnerung“ beginnt vor dem Informationsgebäude und führt zunächst an acht Namensstelen vorbei durch das leicht hügelige Gelände bis zum „Ort der Stille“. Auf den Stelen sind die Namen der Toten der Auslandseinsätze chronologisch aufgeführt. Die bronzenen Letter der Namensbänder sind erhaben, so dass sie berührt und angefasst werden können.

Ein ganz besonderer Ort für individuelles und privates Erinnern ist der Friedwald für die Hinterbliebenen. Die toten Kameraden sind durchweg junge Menschen, die Hinterbliebenen sind Familien, Kinder, Frauen, Männer, die hier in würdevoller Umgebung um ihre Lieben trauern können.

Auf die Frage an die Teilnehmer, „Wer ermöglicht unseren Dienst?“ bekam Eichstaedt zögerlich Antwort. Alle möglichen Erklärungen, wie z.B. die Bundesregierung, unsere Steuern etc. kamen aus der Runde. An die Familien hatte niemand sofort gedacht. Betroffen und nachdenklich endete die Führung.

Der „Wald der Erinnerung“ ist eingebettet in den gewachsenen Baumbestand der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Potsdam-Schwielowsee, dem Sitz des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, er befindet sich auf einem rund 4.500 Quadratmeter großen Areal.

Am 24. September 2021 wird der Gedenkstein aus Mazar-e Sharif auf seinen endgültigen Platz verkrant. In Afghanistan ließen 59 deutsche Soldaten ihr Leben, davon fielen 35 durch Fremdeinwirkung.

Besucherinformation:  Tägliche Besichtigung zwischen 10 und 16 Uhr > weitere Informationen

Volkspark Potsdam für das Bornstedter Feld

Der Volkspark prägt den neuen Stadtteil Bornstedter Feld mit bald 14.500 Einwohnern. Das haben wir bei einer sehr interessanten Führung von Sigrun Rabbe erfahren. Sie selbst hat die Entwicklung des Parks und des Bornstedter Feldes als neues Wohnquartier Potsdam in verantwortlicher Position bei der Pro Potsdam als Landschaftsplanerin seit 1996 eng begleitet.

Wandel durch die BUGA 2001

Der Volkspark wurde anlässlich der Bundesgartenschau, die 2001 in Potsdam stattfand, errichtet. In Ergänzung und zur Entlastung der historischen Parkanlagen war es Ziel, durch Konversion der hoch belasteten ehemaligen russischen Militärflächen, eine neue, zeitgemäße Parkanlage zu schaffen, die für alle aktiven Freizeitnutzungen offensteht und den Mangel an tatsächlich nutzbarem Grün in Potsdam beseitigt.

Ökologie hat oberste Priorität

Als grünes Herz des neuen Stadtteils Bornstedter Feld ist der Park eng mit den neuen Wohnquartieren verzahnt. Und sorgt dafür, dass in der ökologischen Bilanz die grüne Null für den Entwicklungsbereich steht. Er bietet darüber hinaus inzwischen jährlich ca. 400 000 Besuchern Erholung, Freizeit, Sport und Entspannung. Eine durchdachte Aufteilung mit Wald-, Sport-, Freizeit und Biotopflächen eröffnet eine Menge Möglichkeiten, die Natur unmittelbar im Wohngebiet zu genießen.

Lernangebote im Schulgarten „Wilde Möhre“

Von den begehbaren Wällen, die durch ein Brückensystem verbunden sind, kann man die Parkanlagen aus verschiedenen Perspektiven erleben. Hier ist überall die Nutzung der Flächen erlaubt. Abgerundet wird das Angebot durch den Schulgarten, das grüne Klassenzimmer und Lernangebote, die sich harmonisch in den Park einfügen.

Wir hatten einen interessanten und abwechslungsreichen Nachmittag und hoffen, dass Potsdam sich immer daran erinnert, dass der Volkspark – so wie er ist – eine wichtige ökologische, soziale und Naturschutzfunktion hat und alle Begehrlichkeit an den Flächen abgewehrt werden.

„Ab in die Sommerfrische“ – Bezahlt wird hinterher

Seit 2006 beginnt das Sommertheater mit einem Vorgespräch zwischen Mitgliedern und Theaterleuten des Poetenpacks: zunächst im Q-Hof, dann im Heckentheater gleich neben dem Neuen Palais im Park Sanssouci.

Welches Stück kommt ins Programm?

Schauspieler Reiner Gabriel stand wie schon im Vorjahr Rede und Antwort über Aktuelles von der Theatergruppe Poetenpack und deren Sommerprogramm. Dabei sei die Auswahl eines unterhaltsamen Open-Air-Stückes alles andere als einfach, berichtete er, denn schnell lande man bei den Klassikern Shakespeares, Molieres oder Goldonis. Eine Antwort auf die Frage „Was hätten Sie gern?“, blieben wir ihm vorerst schuldig.

Auf dem Spielplan des Theatersommers Sanssouci 2021 steht das Stück „Ab in die Sommerfrische“, eine Komödie von Carlo Goldoni. Das Potsdamer Ensemble holt diese boshafte Satire aus dem 18. Jahrhundert über die Dekadenz der feinen Gesellschaft, die sich alljährlich aus Land in den Urlaub verzieht, in die Gegenwart.

Aus Drei mach Eins

Regisseur Kai O. Schubert komprimierte die drei Stücke Goldonis („Die Trilogie der Sommerfrische“, 1761). Und das funktioniert gut: Gezeigt wird besagte Sommerfrische in drei Akten: Süße Vorfreude, bittersüßer Aufenthalt und bittere Nachwehen. Auch 250 Jahre nach der Uraufführung hat die Trilogie das Zeug dazu, uns den Spiegel vorzuhalten. Denn: „Eine Gesellschaft, die auf Pump lebt, alle sind bankrott, alles kracht zusammen – das kommt mir alles sehr aktuell vor.“ (Claus Peymann). Immer nach dem Motto: „Bezahlt wird, wenn ich zurück bin“.

Koste es, was es wolle

Im Stück treiben zwei alteingesessene Familien sich und ihren Anhang in hysterische Hektik und in den Bankrott – nur um standesgemäß ihren Urlaub antreten zu können. Am Luxusdomizil angekommen, erwartet die Gesellschaft in sonniger Hitze die Tristesse jährlich wiederkehrender Rituale. Nur kein Stillstand. Spiel, Sex, Geld, Intrigen und hochdosiertes Wohlstandskalkül halten den dekadenten Mikrokosmos am Laufen – bis das letzte Herz vergeben, der letzte Ehevertrag unterzeichnet und der letzte Schuldschein unterschrieben ist. Dann heißt es: Ab nach Hause und auslöffeln, was man sich in der Sommerfrische eingebrockt hat!

Zum Schluß singen sie alle „What a wonderful world“ – dass dies zu bezweifeln ist, zeigt die Inszenierung deutlich. Auf sommerleichte Art mit einem begeisterten, dankbaren Publikum und zufriedenen (satten) Stechmücken.

Stammtisch zur Garnisonkirche

Unser 2. Stammtisch zur Garnisonkirche fand dieses Mal am 7. Juli 2021 als hybride Veranstaltung statt. 20 Vereinsmitglieder trafen sich in der Nagelkreuzkapelle, weitere verfolgten die Vorträge zuhause am Monitor.

Zu Gast waren die Wissenschaftler vom ZMSBw (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr): Oberleutnant Helene Heldt und Oberstleutnant Dr. John Zimmermann.

Helene Heldt sprach über die „Die Bedeutung der Garnisonkirche für die Stadt und für das Militär sowie der Tag von Potsdam 1933″. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Deutsche Militärgeschichte bis 1945und setzt sich in einer Dissertation mit dem Thema auseinander. Außerdem begleitet sie die Konzeptentwicklung für die Garnisonkirche als Europakirche mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dr. John Zimmermann ist seit 2019 Leiter des Forschungsbereichs Deutsche Militärgeschichte bis 1945 im ZMSBw. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der Universität Potsdam.

Die Garnisonkirche als Militärkirche

Friedrich Wilhelm I. beauftragte den Bau einer Kirche für das Militär, da er überzeugt war, dass der Glaube die Soldaten „einhegen“ würde. Die erste Garnisonkirche war eine Fachwerkkirche – nach neun Jahren instabil und musste abgerissen werden. Die Garnisonkirche hatte eine Militär- und eine Zivilgemeinde sowie einen Pfarrer für das Militär und einen für die Bürger. Den militärischen Geist erkannte man an den 200 Trophäen (Fahnen) von besiegten Regimentern aus den verschiedenen preußischen Schlachten. Nach dem 1. Weltkrieg wurden sie durch die Fahnen der in Potsdam stationierten und nun demobilisierten Truppen ersetzt. Das demoralisierte die Vertreter des kaiserlichen Militärs doppelt.

Der Tag von Potsdam

Die Garnisonkirche in Potsdam wurde von der Stadt nach dem 21. März 1933 als „Geburtsstätte des Dritten Reiches“ vermarktet. Es gab sie auf einer Fünf-Mark-Münze und in der Tourismus-Werbung. Für die Nazis spielte die Garnisonkirche keine Rolle. Sie hatten auch kein Interesse an dem „Handschlagfoto“ von Reichskanzler Adolf Hitler und des Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Goebbels nannte den Tag „Rührkommödie“ – aber er inszenierte ihn im Rundfunk als Massenereigenis. Die Stadt Potsdam hatte nach 1933 die Symbolik für ihr Marketing umgedeutet. John Zimmermann verwies auf die Darstellungen der Historiker Thomas Wernicke und Martin Sabrow, die im Tag von Potsdam eine Machtdemonstation des alten Kaiserreiches sehen.

Gründe für die Sprengung

Nach 1945 waren der Tag von Potsdam und die Garnisonkirche nicht mehr im Blickfeld der Bevölkerung. Die Militärgemeinde war aufgelöst. Die Evangelische Kirche und erst recht die Stadt waren mit dem Erhalt der Ruine und einem möglichen Wiederaufbau überfordert. 1968 erfolgte die Sprengung auf einen Mehrheitsbeschluss der Stadtverordneten. In der Zeit danach bis heute wurde wiederholt berichtet, dass die Sprengung auf Weisung der SED bzw. von Walter Ulbricht persönlich erfolgte. Dieses sei durch Quellen nicht zu belegen, sagte John Zimmermann. Zeitzeugenberichte wären von der Geschichtswissenschaft als subjektiv zu bewerten. Es bestehe besonders bei handelnden Personen die Tendenz zur Interpretation.

Aktuelle Interpretationen

Nach heutiger Mehrheitsmeinung wurde die Garnisonkirche gesprengt, weil die DDR-Oberen in ihr einen Hort des Preußentums und des Faschismus sahen. Die Werbung als „Geburtsstadt des Dritten Reiches“ und das Handschlagfoto von Theo Eisenhart in der New York Times werden als Beweis für diese Darstellung herangezogen – richtig ist die Aussage deswegen nicht. Für Potsdam war die Garnisonkirche ein Hemmnis für den Wiederaufbau von Wohnraum und für die Schaffung einer großzügige Straßenführung und musste deshalb weg.

Bürgerschaftliches Engagement für das Kulturerbe in Groß Glienicke

In Groß Glienicke sind zwei Potsdamer Kulturerbenvereine aktiv, die „ihr“ Baudenkmal den Mitgliedern des Kulturstadtvereins präsentiert haben.  Erste Station war das Alexanderhaus im Gutspark von Groß Glienicke. Berlind Wagner und Hannelie Khodaverdi-Weinand vom Alexander-Haus e.V. empfingen die Teilnehmer auf der überdachten Terrasse und erzählten komprimiert die Geschichte der fünf Familien, die das Sommerhaus am See bewohnten. Empfehlenswert ist das Buch von Thomas Harding „Sommerhaus am See“ – Fünf Familien und 100 Jahre deutsche Geschichte.

Alexander-Haus e.V.

1927 pachtet Dr. Alfred Alexander, Präsident der Berliner Ärztekammer, vom Rittergutsbesitzer Otto von Wollank das Grundstück und baut das erste Wochenendhaus in Groß Glienicke. Bis 1936 flieht die Familie vor den Nazis nach England. Fortan bewohnt bis 1944 der Komponist und Verleger Will Meisel mit seiner Frau, der berühmten Schauspielerin Eliza Illiard, das Haus. Danach wohnt dort sein Künstlerischer Leiter Hanns Hartmann mit seiner jüdischen Frau Ottilie bis kurz vor Kriegsende 1945. Später wurde Hartmann 1. Intendant des WDR. 1952 zog aus der Nachbarschaft Ella Fuhrmann mit zwei Kindern als Hausmeisterin in zwei kleine Zimmer. 1958 wurde die Hälfte des Hauses dem Ehepaar Kühne mit zwei Kindern zugewiesen. Wolfgang Kühne bewohnte das Haus 40 Jahre bis zu seinem Tod 1999. Er erlebte die Teilung des Grundstücks durch die Berliner Mauer und konnte erst nach deren Fall 1989 mit seinem Stiefenkelsohn Roland wieder im Glienicker See schwimmen. Roland wohnte mit einem Freund als Letzter bis 2003 in dem Haus. 2013 wurde das durch Leerstand und Vandalismus mitgenommene Gebäude durch privates Engagement der Familie Alexander aus London und von Groß Glienicker Bürgern gerettet. Darüber berichtet auch der Film „Das Haus am Glienicker See“

Im Alexanderhaus werden mittwochs und sonntags Führungen angeboten. Digitale Anmeldung möglich unter https://alexanderhaus.org/visit

Förderverein Dorfkirche Groß Glienicke e.V. 

Burkhard Radtke, seit seiner Geburt in Groß Glienicke wohnhaft, begrüßte die Besucher am Priesterportal der Dorfkirche Groß Glienicke. Der Vorgängerbau der aus behauenen Feldsteinen errichteten Dorfkirche ist als einfache, ungewölbte gotische Saalkirche ohne Turm mit zwei nördlichen Eingängen, einer Priester- und einer Leutepforte, zu Beginn der Dorfgründung um 1250 auf dem höchsten Punkt des Dorfes errichtet worden.

So, wie sie heute zu sehen ist, gibt die Dorfkirche in etwa den Zustand wieder, in den sie im 17. Jahrhundert versetzt wurde, erklärte der ehemalige Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Verantwortlich dafür war vor allem Hans Georg III. von Ribbeck. Der Patronatsherr von Groß Glienicke und Dechant des Brandenburger Domstifts entstammte dem osthavelländischen Zweig der Familie – dem westhavelländischen Zweig hat bekanntlich Theodor Fontane mit seinem berühmten Gedicht ein Denkmal gesetzt. Hans Georg III. ließ die Dorfkirche ab 1679 umbauen.

Als erstes verkürzte Hans Georg III. den Kirchensaal etwas, indem er eine starke Fachwerkwand in etwa 3,50 m Abstand von der Westwand in den Raum stellen ließ. Durch diesen neu geschaffenen Vorraum betritt man seither die Kirche, zudem bekam die Kirche ihr heutiges Dach nebst Türmchen. Anschließend ersetzte man die Holzbalkendecke durch das heutige stuckierte Spiegelgewölbe auf hoher Voute. Die Spiegel sind mit dem Gottessymbol und Engelsdarstellungen ausgemalt. Die Kirchenfenster wurden vergrößert, die Familiengruft angelegt und der Fußboden angehoben.

Seit 2003, nachdem Groß Glienicke nach Potsdam eingemeindet worden war, setzte die Betreuung aller Maßnahmen durch die Untere Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt ein. Die umfangreichen Restaurierungsarbeiten sind bis auf die Patronatsloge erfolgreich abgeschlossen worden. 

Eine wichtige Weichenstellung hat es aktuell an der Dorfstraße vor der Kirche und dem Friedhof gegeben: Dort hat die Stadt bei einem Grundstücksverkauf ihr Vorkaufsrecht wahrgenommen. Die Bauten werden abgerissen und es soll dort ein freier Platz entstehen, der den Dorfkern von Groß Glienicke aufwerten wird.

Die Dorfkirche Groß Glienicke ist jeden Sonnabend von 16-18 Uhr geöffnet.  Weiterführende Informationen über die Innenausstattung und Restaurierung der Dorfkirche Groß Glienicke von Andreas Kalesse, der 27 Jahre Stadtkonservator der Landeshauptstadt Potsdam war. > Kirchenrestaurierung_Beitrag_A._Kalesse

 

Impressionen vom 1. Ausflug am 30. Juni 2021 nach Groß Glienicke

Impressionen von der Radtour am 3. Juli 2021 nach Groß Glienicke

UNESCO-Tag 2021: Welterbeschützer sammeln Abfall aus den Parks

Anlässlich des diesjährigen UNESCO-Welterbetages sammeln Potsdamerinnen und Potsdamer 4., 5. und 6. Juni 2021 an vier Orten in Potsdam Abfall und Müll: Am Kapellenberg und dem Uferweg gegenüber der Freundschaftsinsel, im Park Babelsberg sowie im Neuen Garten.

Für jeden der vier Orte gibt es Paten, die sich einbringen. Um die Russische Kolonie Alexandrowka und den angrenzenden Kapellenberg haben sich zum Aktionsstart die Touristiker der PMSG, der Landeshauptstadt Potsdam und des Potsdamer Guide e. V. gekümmert. Dem arglos weggeworfenen Müll am Uferweg neben der Neuen Fahrt zwischen Hauptbahnhof und der Holzbrücke rücken die Aktiven der Bürgerstiftung zuleibe. Im Babelsberger Park wird – freiwillig wie an jedem Wochenende – die Potsdamer Bürgerin Jeanette Gruschke unterwegs sein und im Neuen Garten helfen die Freiwilligen der lokalen UNICEF-Gruppen.

Auch der Kulturstadt Verein unterstützt das Anliegen. Vorsitzende Fides Mahrla sagte: „Das Potsdamer Welterbe verdient Respekt, und wir tragen heute die Verantwortung dafür, dass auch kommende Generationen sich daran erfreuen können.“ Der Kulturstadt Verein unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit der mehr als 40 Kulturerbenvereine, die sich um die Bewahrung eines Baudenkmals in Potsdam kümmern. „Die Kulturerbenvereine in unserer Stadt haben Verantwortung für ihr Bau- oder Gartenbaudenkmal übernommen und engagieren sich seit vielen Jahren für unser architektonisches und kulturelles Erbe. Deshalb begrüßen wir diese Aktion ausdrücklich und werben für die Beteiligung“, unterstreicht der Sprecher des Kulturerben-Organisationsteams Matthias Finken.

Weitere Informationen und zur Anmeldung

Titelfoto: Vereinsmitglieder Susanne Matern, Matthias Finken und Fides Mahrla (v.l.n.r.) beim Start der Aufräumaktion auf dem Kapellenberg (Foto: Sascha Krämer)

Digitaler Stammtisch – Mitglied Volker Sparre erzählt Potsdamer Familiengeschichte

Volker Sparres spannende Familiengeschichte begann in Potsdam mit den Großvätern Gustav Ratzke und Arthur Sparre. Gustav Ratzke war Hausmeister in der Kadettenanstalt. Die Gebäude sind jetzt Sitz der Staatskanzlei. Arthur Sparre diente als Leibwächter bei Kronprinzessin Cecilie – erst im Marmorpalais und danach im Schloss Cecilienhof. Mit Prinz Louis Ferdinand blieb sein Sohn bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden. Beim digitalen Vereinsstammtisch im März berichtete Volker Sparre darüber.

Sparres Vater Walther war Orchestermusiker am Königlichen Schauspielhaus, das im Volksmund „Kanaloper“ genannt wurde. Nach dem Krieg spielte er im Hans Otto Theater in der Zimmerstraße 10, welches vorher das Gesellschaftshaus „Alter Fritz“ war. Weitere Spielstätten waren das Schlosstheater, die Parkoper, die Freilichtbühne auf der Freundschaftsinsel und mehrere Räume in den Schlössern. Als Musiklehrer unterrichtete er Violine und Bratsche. Seine Frau Gertrud war eine begnadete Laiensängerin und Mitglied in verschiedenen Chören.

Volker Sparre wurde 1951 in Caputh geboren und wuchs im Nachkriegs-Potsdam in der Lennéstraße 21 nahe dem Parkeingang Kuhtor auf. Der Hof grenzte direkt an Gärten am Park Sanssouci. Er besuchte erst die Käthe-Kollwitz-Schule und anschließend wie sein Vater die Gerhard-Hauptmann-Oberschule. In Vorbereitung auf sein Studium der Theologie legte er das Abitur im Oberseminar auf Hermannswerder ab, wo er auch seine zukünftige Frau Irmtraut kennenlernte. Am „Sprachenkonvikt“, einer kirchlichen Hochschule in Berlin-Mitte studierte Sparre Theologie und heiratete, bevor er seine erste Pfarrstelle in Freyenstein/Prignitz antrat. 2001 wurde er Superintendent im Kirchenkreis Havelberg-Pritzwalk.

Mit Beginn des Ruhestandes 2016 zog das Ehepaar Sparre nach Potsdam zurück. Sie wohnen seitdem in der Nähe der Alexandrowka. Sie unterstützen bei Bedarf Tochter Sieglinde mit drei Kindern in Rostock und Sohn Friedhelm mit einem Kind in der Prignitz bei der Enkelbetreuung.

Die Sparres empfinden es als großes Glück, dass sie nach 40 Jahren Abwesenheit Potsdam neu kennenlernen und alte Freundschaften aufleben können. Erst heute wird ihnen bewusst, das Potsdam ein Gesamtkunstwerk ist und das Stadtbild aus den Erzählungen ihrer Eltern wieder hervortritt. Das Potsdam ihrer Kindheit war ein ganz anderes als das heutige, 30 Jahre nach der friedlichen Revolution. Besonders der Alte und Neue Markt haben ihren Liebreiz wiedergewonnen. Auch der Errichtung der Garnisonskirche ist ihnen ein Herzensanliegen.

Quartiersrundgang durch die Stubenrauchstraße

In unserer Reihe „Quartiersrundgang“ stellte Vorstandsmitglied Bolko Bouché am Sonnabend, dem 24. Oktober 2020, die Stubenrauchstraße vor. Sie ist Teil der Villenkolonie Neubabelsberg und steht bisher nicht im Fokus der zahlreichen stadtgeschichtlichen Führungen. Benannt wurde die Straße nach dem Landrat des Kreises Teltow und Förderer des Teltowkanals Ernst von Stubenrauch (1853-1909).

Wir starteten am Bahnhof Griebnitzsee in Richtung Berlin. Schon bald zweigt die Stubenrauchstraße links ab von der Rudolf-Breitscheid-Straße ab und folgt dem Griebnitzsee. Die Straße wurde erst in den 1930er Jahren bebaut. Über die Villen, deren prominente Bauherren, Architekten und Gärtner ist noch recht wenig bekannt. Trotzdem konnte der Journalist und Potsdam-Wiki-Autor Bolko Bouché interessante Details berichten.

So zum Beispiel über den Rechtsanwalt Alois Gerhard Westrick, der 1932 seine Villa in der Stubenrauchstraße 8 errichten ließ. Westrick war ein Experte für internationales Gesellschaftsrecht. Er vertrat die Niederlassungen amerikanischer Konzerne in Deutschland und hatte Verbindungen in höchste Kreise in Staat und Wirtschaft. Außenminister Joachim von Ribbentrop schickte ihn auf eine heikle Mission. Westrick sollte amerikanische Investoren für die deutsche Kriegswirtschaft werben.

Auch Günter Quandt wohnte am Griebnitzsee. Er bezog das 1937 gebaute Landhaus in der (Nr. 28) nach seiner Scheidung von Ehefrau Magda – der späteren Frau von Joseph Goebbels. Günter Quandt war Großindustrieller, der mit Stoffen im 1. Weltkrieg sowie mit Akkumulatoren für U-Boote und V-Waffen im 2. Weltkrieg ein Vermögen machte. Die Nachfahren gehören zu den reichsten Deutschen, unter anderem mit einem Aktienpaket von BMW.

Lebhaft ergänzten die Teilnehmer Georg Maus und Gerhard Petzholtz ihr Wissen über die Zeiten vor und während der Berliner Mauer, die die Stubenrauchstraße schnitt. Sie war Sperrgebiet und durfte nur von ausgewählten Personen betreten werden. Dort hatte zum Beispiel der Regisseur und DEFA-Mitbegründer Kurt Metzig sein Haus, es gab ein Gästehaus der DEFA und ein Kinderheim der Akademie für Staat und Recht.

Nach einem Abstecher zum Griebnitzsee führte uns der Weg auf dem Mauerstreifen entlang über die Berliner Kreisstraße zurück nach Potsdam. In der Rudolf-Breitscheid-Straße 234 machten wir noch einmal Stopp an der Villa Tannwald, wo der deutsch-schwedische Schriftstellers Peter Ulrich Weiss (Pseudonym Sinclair) 1916 geboren wurde. Sein dreibändiges Spätwerk „Die Ästhetik des Widerstands“ erschien sogar in der damaligen DDR und war als „Bückware“ nur wenigen Lesern zugänglich.

Das Interesse an der Führung war derart groß, dass nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. Die meisten folgten dem Tipp, am S-Bahnhof Griebnitzsee in das denkmalgeschütze Restaurant Zweihunderteins reinzuschauen. Ein Unikum unter den S-Bahnhöfen, die sonst nur Imbissbuden auf den Bahnsteigen bieten. Mit einer jungen deutschen Küche, regelmäßigen kleine Konzerten und saisonalen Angeboten sind die neuen Betreiber Pfingsten 2020 gestartet und würden sich über Besucher sehr freuen.

Rundgang durch Klein Glienicke – dem Ort „hinter der Mauer“

„Glienickes“ gibt es in Brandenburg reichlich, weitere 29 Orte gleichen Namens sind bekannt, meist wurden sie in Zusammenhang mit Ton, Lehm und Ziegeln verwendet, erklärte Gerhard Petzholtz gleich zu Beginn der Führung durch Klein Glienicke. Der Ort ist der einzige Teil von Potsdam, der auf dem nördlichen Ufer des Teltowkanals liegt. Er war jahrzehntelang von der Mauer umgeben und nur über die Kontrollstelle an der Parkbrücke mit Babelsberg verbunden. Während der deutschen Teilung war Klein Glienicke eine funktionale Exklave und wurde als „Wurmfortsatz mit der schmalsten Stelle der DDR“ bezeichnet.

Klein Glienicke wurde erstmals im Jahr 1375, im Landbuch des Kaiser Karl IV., erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) lebte kaum noch jemand in dem Ort. 1750 veranlaßte der preußische König Friedrich II. die Neubesiedelung von Klein Glienicke. Er ließ kleine Häuser für die Kolonisten, nun Bündner (landarme Bauern) errichten. Am letzten erhaltenen Haus befindet sich das Schild „Carlstr. 6″.
Die landschaftliche Schönheit mit Wald und Wasser (Havel und Griebnitzsee) sowie die verkehrsgünstige Lage (Königstraße im Norden, Stammbahn mit dem Bahnhof Griebnitzsee im Süden) veranlaßte viele Gutbetuchte, vor allem aus Berlin, sich ab 1871 am Griebnitzsee anzusiedeln. Klein Glienicke ist ein Stadtteil von Potsdam, der im frühen 20. Jahrhundert als Bade- und Ausflugsort bekannt wurde. Der gesamte Ort, darunter die bekannten Schweizerhäuser und der Volkspark Klein Glienicke (Berlin), stehen auf der Liste der geschützten UNESCO-Welterbestätten.

In den Jahren zwischen 1863 und 1887 wurden zehn Schweizer Häuser nach den Plänen des Architekten Ferdinand von Arnim errichtet. Im Jahr 1866 wurde der Bürgershof vom Königl. Hofbaumeister Ernst Petzholtz (Bruder des Pfarrers) gebaut. Um 1900 zählte das Gartenlokal mit seinen 1.000 Plätzen zu den größten in Potsdam. Die Kapelle Klein Glienicke – ein Kleinod im märkischen Klinkerbau – wurde am Reformationstag 1881 eingeweiht. Im Dezember 1900 wurde der Bau des Teltowkanals begonnen, wodurch Klein Glienicke von Neubabelsberg abgeschnitten wurde. 1901 wurde dann eine hölzerne Brücke über den Kanal gebaut, die später Parkbrücke genannt wurde.

Der Friedhof in Klein Glienicke wurde 1781 für die Kolonisten angelegt und ist der älteste in Potsdam. Prominenteste Grabstelle ist die von Wilhelm von Türk und seiner Familie. Sein Urururenkel, Gerhard Petzholtz, wies beim Rundgang aber auch auf andere bekannte Potsdamer hin, zum Beispiel auf den Orthopäden Menckenhoff oder die letzte und einzige „Frau Puppendoktor“ Ulla Linow-Wirth, die ihre Praxis unter anderem nahe der Gaststätte „Börse“ in der Brandenburger Straße hatte.

Im Café Wortmann fand der Rundgang sein gemütliches Ende.