Bürgerschaftliches Engagement für das Kulturerbe in Groß Glienicke
In Groß Glienicke sind zwei Potsdamer Kulturerbenvereine aktiv, die „ihr“ Baudenkmal den Mitgliedern des Kulturstadtvereins präsentiert haben. Erste Station war das Alexanderhaus im Gutspark von Groß Glienicke. Berlind Wagner und Hannelie Khodaverdi-Weinand vom Alexander-Haus e.V. empfingen die Teilnehmer auf der überdachten Terrasse und erzählten komprimiert die Geschichte der fünf Familien, die das Sommerhaus am See bewohnten. Empfehlenswert ist das Buch von Thomas Harding „Sommerhaus am See“ – Fünf Familien und 100 Jahre deutsche Geschichte.
Alexander-Haus e.V.
1927 pachtet Dr. Alfred Alexander, Präsident der Berliner Ärztekammer, vom Rittergutsbesitzer Otto von Wollank das Grundstück und baut das erste Wochenendhaus in Groß Glienicke. Bis 1936 flieht die Familie vor den Nazis nach England. Fortan bewohnt bis 1944 der Komponist und Verleger Will Meisel mit seiner Frau, der berühmten Schauspielerin Eliza Illiard, das Haus. Danach wohnt dort sein Künstlerischer Leiter Hanns Hartmann mit seiner jüdischen Frau Ottilie bis kurz vor Kriegsende 1945. Später wurde Hartmann 1. Intendant des WDR. 1952 zog aus der Nachbarschaft Ella Fuhrmann mit zwei Kindern als Hausmeisterin in zwei kleine Zimmer. 1958 wurde die Hälfte des Hauses dem Ehepaar Kühne mit zwei Kindern zugewiesen. Wolfgang Kühne bewohnte das Haus 40 Jahre bis zu seinem Tod 1999. Er erlebte die Teilung des Grundstücks durch die Berliner Mauer und konnte erst nach deren Fall 1989 mit seinem Stiefenkelsohn Roland wieder im Glienicker See schwimmen. Roland wohnte mit einem Freund als Letzter bis 2003 in dem Haus. 2013 wurde das durch Leerstand und Vandalismus mitgenommene Gebäude durch privates Engagement der Familie Alexander aus London und von Groß Glienicker Bürgern gerettet. Darüber berichtet auch der Film „Das Haus am Glienicker See“
Im Alexanderhaus werden mittwochs und sonntags Führungen angeboten. Digitale Anmeldung möglich unter https://alexanderhaus.org/visit
Förderverein Dorfkirche Groß Glienicke e.V.
Burkhard Radtke, seit seiner Geburt in Groß Glienicke wohnhaft, begrüßte die Besucher am Priesterportal der Dorfkirche Groß Glienicke. Der Vorgängerbau der aus behauenen Feldsteinen errichteten Dorfkirche ist als einfache, ungewölbte gotische Saalkirche ohne Turm mit zwei nördlichen Eingängen, einer Priester- und einer Leutepforte, zu Beginn der Dorfgründung um 1250 auf dem höchsten Punkt des Dorfes errichtet worden.
So, wie sie heute zu sehen ist, gibt die Dorfkirche in etwa den Zustand wieder, in den sie im 17. Jahrhundert versetzt wurde, erklärte der ehemalige Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Verantwortlich dafür war vor allem Hans Georg III. von Ribbeck. Der Patronatsherr von Groß Glienicke und Dechant des Brandenburger Domstifts entstammte dem osthavelländischen Zweig der Familie – dem westhavelländischen Zweig hat bekanntlich Theodor Fontane mit seinem berühmten Gedicht ein Denkmal gesetzt. Hans Georg III. ließ die Dorfkirche ab 1679 umbauen.
Als erstes verkürzte Hans Georg III. den Kirchensaal etwas, indem er eine starke Fachwerkwand in etwa 3,50 m Abstand von der Westwand in den Raum stellen ließ. Durch diesen neu geschaffenen Vorraum betritt man seither die Kirche, zudem bekam die Kirche ihr heutiges Dach nebst Türmchen. Anschließend ersetzte man die Holzbalkendecke durch das heutige stuckierte Spiegelgewölbe auf hoher Voute. Die Spiegel sind mit dem Gottessymbol und Engelsdarstellungen ausgemalt. Die Kirchenfenster wurden vergrößert, die Familiengruft angelegt und der Fußboden angehoben.
Seit 2003, nachdem Groß Glienicke nach Potsdam eingemeindet worden war, setzte die Betreuung aller Maßnahmen durch die Untere Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt ein. Die umfangreichen Restaurierungsarbeiten sind bis auf die Patronatsloge erfolgreich abgeschlossen worden.
Eine wichtige Weichenstellung hat es aktuell an der Dorfstraße vor der Kirche und dem Friedhof gegeben: Dort hat die Stadt bei einem Grundstücksverkauf ihr Vorkaufsrecht wahrgenommen. Die Bauten werden abgerissen und es soll dort ein freier Platz entstehen, der den Dorfkern von Groß Glienicke aufwerten wird.
Die Dorfkirche Groß Glienicke ist jeden Sonnabend von 16-18 Uhr geöffnet. Weiterführende Informationen über die Innenausstattung und Restaurierung der Dorfkirche Groß Glienicke von Andreas Kalesse, der 27 Jahre Stadtkonservator der Landeshauptstadt Potsdam war. > Kirchenrestaurierung_Beitrag_A._Kalesse
Impressionen vom 1. Ausflug am 30. Juni 2021 nach Groß Glienicke
Die Mesusa soll Juden immer daran erinnern, dass sie die religiösen Gesetze befolgen sollen. An jüdischen Häusern oder Wohnungen findet man deshalb am rechten Türpfosten ein kleines längliches Kästchen, die Mesusa. Darin ist eine Pergamentrolle, auf der das Gebet Schma Israel geschrieben steht. Wenn man fortgeht oder nach Hause kommt, berührt man die Mesusa und bittet Gott um Schutz.
Die Mesusa soll Juden immer daran erinnern, dass sie die religiösen Gesetze befolgen sollen. An jüdischen Häusern oder Wohnungen findet man deshalb am rechten Türpfosten ein kleines längliches Kästchen, die Mesusa. Darin ist eine Pergamentrolle, auf der das Gebet Schma Israel geschrieben steht. Wenn man fortgeht oder nach Hause kommt, berührt man die Mesusa und bittet Gott um Schutz.
Berlind Wagner (l.) begrüßte die Besucher und Hannelie Khodaverdi-Weinand führte durch die Geschichte des Hauses
Berlind Wagner (l.) begrüßte die Besucher und Hannelie Khodaverdi-Weinand führte durch die Geschichte des Hauses
Markus Mahrla markiert die Stelle, wo die Grenzmauer das Grundstück vom See abgeschnitten hat.
Markus Mahrla markiert die Stelle, wo die Grenzmauer das Grundstück vom See abgeschnitten hat.
Burkhard Radtke (rechts) kann als gebürtiger Groß Glienicker authentisch über die Ereignisse im Ort vom 2. Weltkrieg, Kriegsende, Einmarsch der Russen, Gebietstausch mit den Alliierten, Mauerbau und DDR-Zeit, sowie von der Wende bis heute berichten.
Burkhard Radtke (rechts) kann als gebürtiger Groß Glienicker authentisch über die Ereignisse im Ort vom 2. Weltkrieg, Kriegsende, Einmarsch der Russen, Gebietstausch mit den Alliierten, Mauerbau und DDR-Zeit, sowie von der Wende bis heute berichten.
1681 ließ Hans Georg III. seinen Taufstein umgestalten und mit der berühmten Tulpenhaube verschönern. Jacob Schultz schuf dieses Kleinod der Spätrenaissance.
1681 ließ Hans Georg III. seinen Taufstein umgestalten und mit der berühmten Tulpenhaube verschönern. Jacob Schultz schuf dieses Kleinod der Spätrenaissance.
Stuckiertes Spiegelgewölbe
Stuckiertes Spiegelgewölbe
Burkhard Radtke (rechts) nimmt die Teilnehmer an der Priesterpforte in Empfang. Das Epitaph von 1756 an der Südwand ist der Ehefrau des Patrons, Eva Katharina, geb. von Lindau, gewidmet.
Burkhard Radtke (rechts) nimmt die Teilnehmer an der Priesterpforte in Empfang. Das Epitaph von 1756 an der Südwand ist der Ehefrau des Patrons, Eva Katharina, geb. von Lindau, gewidmet.
Burkhard Radtke (rechts) kennt als gebürtiger Groß Glienicker so manche Geschichten über Berliner Künstler und Unternehmer, die in Groß Glienicke ihre Ruhe suchten.
Burkhard Radtke (rechts) kennt als gebürtiger Groß Glienicker so manche Geschichten über Berliner Künstler und Unternehmer, die in Groß Glienicke ihre Ruhe suchten.
Die Trauerhalle, die Friedhofsmauer und ein Großteil der Bauerngräber sind auch restauriert.
Die Trauerhalle, die Friedhofsmauer und ein Großteil der Bauerngräber sind auch restauriert.
Impressionen von der Radtour am 3. Juli 2021 nach Groß Glienicke
Treffpunkt für die Radler an der Anlegestelle Meierei/Bertinistraße
Treffpunkt für die Radler an der Anlegestelle Meierei/Bertinistraße
Matthias Finken wird an die Friedensbrücke in die Radler-Gruppe aufgenommen.
Matthias Finken wird an die Friedensbrücke in die Radler-Gruppe aufgenommen
Susanne Matern und Hannelie Khodaverdi-Weinand beim Gespräch im Alexanderhaus.
Susanne Matern und Hannelie Khodaverdi-Weinand beim Gespräch im Alexanderhaus.
Hans-Jürgen Krackher hat die Delfter Fliesen über dem Kamin als herausragendes Schmuckelement im Haus entdeckt.
Hans-Jürgen Krackher hat die Delfter Fliesen über dem Kamin als herausragendes Schmuckelement im Haus entdeckt.
Karin Genrich (l.) und Jutta Michelsen beim Rundgang durch das Alexanderhaus.
Karin Genrich (l.) und Jutta Michelsen beim Rundgang durch das Alexanderhaus.
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Mittagsrast im Restaurant Korfu an der Dorfstraße von Groß Glienicke
Barockes Epitaph für Hans Georg III. von Ribbeck aus dem Jahre
1707 an der Ostwand
Barockes Epitaph für Hans Georg III. von Ribbeck aus dem Jahre
1707 an der Ostwand
Die Patronatsloge wurde 1851 zur Orgelempore umgebaut. Wir hörten zum Abschluss der Führung verschiedene Stücke auf der Schuke-Orgel.
Die Patronatsloge wurde 1851 zur Orgelempore umgebaut. Wir hörten zum Abschluss der Führung verschiedene Stücke auf der Schuke-Orgel.
1680/81 wurde die Kanzel von ca. 1640 umgestaltet. So musste der Fuß verkürzt werden, weil der Kirchenfußboden angehoben
wurde, und andererseits kam ein neuer Schalldeckel hinzu.
1680/81 wurde die Kanzel von ca. 1640 umgestaltet. So musste der Fuß verkürzt werden, weil der Kirchenfußboden angehoben
wurde, und andererseits kam ein neuer Schalldeckel hinzu.
„In München steht ein Hofbräuhaus“ wurde 1935 von Wilhelm Gabriel, genannt „Wiga“ komponiert und im Wirtshaus „Zu den drei Linden“, dem heutigen „Hotel im Hofgarten“ an der Potsdamer Chaussee 12 in Groß Glienicke uraufgeführt.
„In München steht ein Hofbräuhaus“ wurde 1935 von Wilhelm Gabriel, genannt „Wiga“ komponiert und im Wirtshaus „Zu den drei Linden“, dem heutigen „Hotel im Hofgarten“ an der Potsdamer Chaussee 12 in Groß Glienicke uraufgeführt.
Moritz Gröning (Geschäftsführer der Alexander Haus e.V.) hat mit seiner Familie die Geschichte des denkmalgeschützen ,,Abraham Hauses’’ in der Seepromenade 41 recherchiert und das Haus restauriert. Das dreifache „A“ an der Haustür deutet auf die Bauherren, Dr. Adolf und Anna Abraham, hin.
Moritz Gröning (Geschäftsführer der Alexander Haus e.V.) hat mit seiner Familie die Geschichte des denkmalgeschützen ,,Abraham Hauses’’ in der Seepromenade 41 recherchiert und das Haus restauriert. Das dreifache „A“ an der Haustür deutet auf die Bauherren, Dr. Adolf und Anna Abraham, hin.
Pferdehof am Rotkehlchenweg mit Blick zum Krampnitzsee
Pferdehof am Rotkehlchenweg mit Blick zum Krampnitzsee