Über unseren Verein

Wir lieben unsere Stadt und genießen sehr bewusst die vielfältigen kulturellen Angebote. Mit unserer Begeisterung wollen wir andere anstecken. Mit unseren Projekten kommunizieren wir Potsdam als eine Stadt der Kultur, als Stadt der Gastfreundlichkeit, der Toleranz und Weltoffenheit. Unser Verein fördert das Engagement der Bürger und fördert Kultur.

Vereinsstammtisch mit Barbara Kuster

Beim Vereinsstammtisch am 3. Juli 2024 berichtete Barbara Kuster über Mitteschön. Die Initiative ist seit 2006 aktiv. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass der neue Landtag mit der Fassade des alten Stadtschlosses errichtet wurde. Die bekannte Kabarettistin engagierte sich hier von Anfang an ehrenamtlich. Sie erinnerte an die Montagsdemos vor dem Fortunaportal und die gedeckten Tafeln auf dem Alten Markt, an denen sich Bürger trafen, um für die Wiederherstellung der historischen Stadtmitte zu werben.

Einflussnahme aufs Stadtbild

Unter dem Motto „wir haben ein Auge drauf“ kommentiert die Initiative seitdem Bauvorhaben, besonders in der Potsdamer Mitte. Das geschieht öffentlich, aber oft auch im persönlichen Gespräch mit Ämtern, mit Stadtplanern und Architekten. So hat Mitteschön zum Beispiel erreicht, dass die „Leitbauten“ in der wiederhergestellten Schloßstraße – wie in der Barockzeit – in Pastelltönen gestrichen wurden. Die Initiative vertritt Anliegen mit Nachdruck und pointiert. Der Einsatz für die Wiederherstellung der historischen Mitte wurde Barbara Kuster in die Wiege gelegt. Sie ist als Tochter eines Handwerksmeisters in der Breiten Straße aufgewachsen und hat das alte Potsdam trotz aller Wunden geliebt. In ihrem Buch „Breite Straße: Eine Familiengeschichte aus Potsdam“ berichtet sie teils autobiografisch über ihre Kindheit und Jugend im Potsdam der Nachkriegszeit.

Garnisonkirche und Stadtkanal

Wichtigstes Thema für Mitteschön ist der viel diskutierte Wiederaufbau der Garnisonkirche mitsamt Kirchenschiff, für das die Initiative ein Nutzungskonzept als Europakirche entwickelt hat. Und auch die Öffnung des Stadtkanals mit der damit verbundenen Begrünung ist ein aktuelles Anliegen.

Partner im Kulturerben-Netzwerk

Mitteschön und Kulturstadt Potsdam e.V. sind Partner im Netzwerk der Potsdamer Kulturerben. Dieses Netzwerk wird von den rund 40 Vereinen gebildet, die in Potsdam ein Baudenkmal, Technisches Denkmal oder Gartendenkmal wiederhergestellt haben, es pflegen und öffentlich zugänglich machen. Es gibt also viele Berührungspunkte.

Radtour zum Landhausgarten Dr. Fraenkel in Kladow

Sommerzeit ist Ausflugszeit, so startete am Sonntag, dem 23. Juni, die Radfahrergruppe in der Alexandrowka um über Krampnitz das Ziel anzusteuern. Die Entscheidung gegen den Berliner Mauerweg und für die sandige Stecke durch den Königswald haben wir schnell bereut. Über einen Abhang gelangten wir zurück auf den Uferweg und über Sacrow wohlbehalten nach Berlin-Kladow. Dort warteten weitere Teilnehmer, die zu Fuß oder per PKW angereist sind, um an der Führung durch den Landhausgarten teilzunehmen.

Gartenarchitekt Erwin Barth

Die Geschichte des Gartens begann dem Unternehmer Otto Lüdicke, der auf dem Gelände seiner Ziegelei ein Sommerhaus errichten ließ. Den umliegenden Garten gestaltet die Gartenbaufirma Späth. Im Jahr 1920 erwarb der jüdische Bankdirektor Dr. Max Fraenkel das 3,5 Hektar große parkähnliche Gelände und beauftragte den aus Lübeck stammenden Gartenarchitekten und Stadtgartendirektor Erwin Barth (1880 – 1933) mit der Gartengestaltung. Barth hatte bereits mehrere blühende Stadtplätze in Berlin, wie zum Beispiel der Savignyplatz, der Brixplatz, der Klausener Platz, der Lietzenseepark und den Volkspark Jungfernheide gestaltet und wird „Lenné des 20. Jahrhunderts“ genannt.

Erwin Barth legte für Dr. Fraenkel einen Garten mit unterschiedlichen Landschaftsbereichen an. Er ließ einen Schmuckgarten mit Mauern und Treppen aus Naturstein, einen Rosen-, Obst- und Gemüsegarten sowie Staudenbeete anlegen. Auffällig ist, dass die Hauptachse auf das Landhaus und nicht auf den Wannsee ausgerichtet ist. Die Anlage ist terrassenförmig untergliedert. Ein Kleinod ist das Teehaus mit einer naturhaften Teichanlage, in der sich der Pavillon wunderschön spiegelt.

Mit der Emigration des Bankiers Dr. Fraenkel und dem Freitod von Erwin Barth im Jahr 1933 wurde die Gartenentwicklung abgebrochen und das Grundstück von den Nationalsozialisten enteignet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwilderte das Anwesen und wurde während der Berliner Mauer als Zollstation und für einen Campingplatz genutzt.

Einstufung als Gartendenkmal

Nach der Wiedervereinigung begann die Rückgewinnung der Gartenanlage nach den Plänen von Erwin Barth. Ihm zu Ehren wurde die städtische Grünanlage als Gartendenkmal eingestuft.

Nach einer Stärkung auf der Sonnenterrasse des Sommercafés im Fraenkelgarten ging es zurück nach Potsdam, für die meisten mit der BVG-Fähre über Wannsee.

Tipp: Das Gartenjuwel hat freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Stolze Ergebnisse nach 20-jährigem Bestehen der FWG

Beim Vereinsstammtisch am 3. Juni 2024 war Frank Paul, Vorstandsmitglied der Fördergesellschaft zum Wiederaufbau das Garnisonkirche (FWG), zu Gast im Restaurant Knossos. Er stellte den Mitgliedern die FWG vor, die im Februar 2004 auf Initiative des Industrieclubs Potsdam e.V. mit Unterstützung der Evangelischen Landeskirche und der Landeshauptstadt Potsdam gegründet wurde. Leitfaden für die Arbeit der FWG ist der „Ruf aus Potsdam“, der zum Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche aufruft. Dieser wurde am 15. Januar 2004 von mehr als 100 Persönlichkeiten aus Brandenburg und Berlin unterzeichnet. Schirmherren der Wiederaufbau-Initiative sind der Alt-Bischof Wolfgang Huber, Ministerpräsident a.D. Matthias Platzeck und Innenminister a.D. Jörg Schönbohm.

Provisorium in der Kapelle am Turm der Garnisonkirche

Der Kapelle am Turm der Garnisonkirche in Potsdam wurde 2004 das Nagelkreuz von Coventry verliehen. Das Nagelkreuz von Coventry steht als Zeichen der Versöhnung in vielen Zentren der Welt, wo sich Menschen der Aufgabe stellen, an der Überwindung von Gegensätzen mitzuwirken. Die Geschichte des Nagelkreuzes ist von beispielhafter Bedeutung. Am 14. November 1940 zerstörten deutsche Bombengeschwader die Stadt Coventry in England und mit ihr die mittelalterliche Kathedrale St. Michael. Bei den Aufräumarbeiten fanden sich in den Trümmern große eiserne Nägel, die seit dem 14. Jahrhundert die schweren Balken des Gewölbes im Kirchenschiff gehalten hatten. Aus drei solchen Nägeln wurde ein Kreuz gebildet. Daraus entstand das Symbol des Nagelkreuzes von Coventry, das noch heute auf dem Ruinenaltar steht. Später ließ der damalige Dompropst Richard Howard an die Chorwand dahinter schreiben: „Father forgive” (Vater vergib). „So wurde aus den Überresten der Zerstörung ein Symbol geschaffen, das den Geist der Vergebung und des Neuanfangs ausdrücken will: Versöhnung statt Hass“, betonte Paul. Aus Anlass des zehnjährigen Jahrestages der Verleihung des Nagelkreuzes erfolgte die Namensgebung der Kapelle am Turm der Garnisonkirche in Nagelkreuzkapelle.

Einweihung der Nagelkreuzkapelle im Turm der Garnisonkirche

Am Ostermontag 2024 wurde die Nagelkreuzkapelle im Turm der Garnisonkirche mit einem feierlichen Gottesdienst in Dienst genommen. Rund 100 Mitglieder, Freunde und Unterstützer des Netzwerks Nagelkreuzgemeinde und des Wiederaufbaus der Garnisonkirche konnten direkt teilnehmen, weitere sich digital zuschalten. Landesbischof Dr. Christian Stäblein hielt die Predigt, Kreiskantor Björn O. Wiede spielte die neue Schuke-Orgel und die Bachkantate „Erfreut euch, ihr Herzen“ erklang.

Der Potsdamer Frank Paul berichtete, dass im Sommer 2024 der Turm der Garnisonkirche mit einer Aussichtsplattform gemeinsam mir einer Ausstellung durch den Bundespräsidenten Frank-Walther Steinmeier eröffnet werden soll. Die Nagelkreuzkapelle im Erdgeschoss kann schon jetzt im Rahmen von Gottesdiensten besucht werden. Das gesamte Gebäude wird durch Fahrstühle, breite Türen und barrierefreie Sanitärräume für alle Menschen zugänglich sein. Ein besonderes Highlight ist der komplett stufenlos zugängliche Turmaufstieg. Auf einer Höhe von 57 Metern können die Besucherinnen und Besucher zukünftig die beeindruckende Silhouette Potsdams bestaunen. Die Dauerausstellung „Glaube, Macht und Militär“ lädt zur kritischen Auseinandersetzung mit der 300-jährigen Geschichte der Garnisonkirche im Kontext deutscher und europäischer Geschichte ein. Das Ausstellungskonzept stellten uns Wissenschaftler vom ZMSBw (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) bereits 2021 in einer Hybridveranstaltung vor.

Spenden statt Geschenke

Rund um das Thema „Spenden“ entspann sich eine rege Diskussion. Viele unserer Mitglieder erinnern sich an Spendenaktionen wie die Namenssterne für die Angerkirche, die Pfosten mit Spenderplakette für den Stadtkanal, oder den Namensaufdruck auf den Fensterscheiben im Winzerberg. Im Garnisonkirchturm wurden bereits rund 5.000 Spendenziegel mit Ziegelpatenschaften vermauert. Darunter sind Spender aus unserem Verein, Persönlichkeiten aus Potsdam, Deutschland und weltweit.  Auch für andere Teile des Turms werden Spenden gesammelt, wie zum Beispiel für die Glocken und Klöppel des Friedenscarillons.

Kirchenschiff vs. Rechenzentrum

Vorstandsmitglied und Stadtführer Frank Paul beantwortet auch Fragen nach dem aktuellen Stand zum Rechenzentrum und der geplanten Machbarkeitsstudie, soweit dazu aktuell überhaupt eine Aussage getroffen werden kann. Bei Bedarf könnte zu einem späteren Zeitpunkt ein Vortragsabend zu dieser Thematik gestaltet werden.
Lesetipp von der Vereinsvorsitzenden Fides Mahrla zum Abschluss des Abends: „Breite Straße: Eine Familiengeschichte aus Potsdam“ von Barbara Kuster.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite der FWG.

Bildergalerie

Impressionen von der Baustellenbesichtigung im Juli 2023 durch ein Fotografen-Team des Kulturstadtvereins für PotsdamWiki.

Auf der Baustelle des zukünftigen Kreativ Quartiers Potsdam

Mit großer Spannung erwarteten die Teilnehmer an der Baustellenführung den Projektentwickler des Kreativ Quartiers Potsdam, Christopher Weiß, am 13. Mai 2024 vor dem Unicorn Workspace auf dem Kutschstall-Hof.

Der Platz vor dem HPBG war wie so oft leer und verwaist. Genau hier setzte der Geschäftsführer der Glockenweiß GmbH an. Er will mit der Entwicklung des Kreativ Quartiers für Fußgänger und Radfahrer eine neue Achse zwischen Hauptbahnhof, Neuen Markt, Kutschstall bis hin zur Plantage und Richtung Innenstadt schaffen. Er wünscht sich ein lebendiges Quartier.

Aus einem im Jahr 2019 vom Sanierunsträger Potsdam ausgelobten konzeptbasierten Bieterverfahren ging sein Konzept in Zusammenarbeit mit Partnerfirmen als Sieger hervor. Es sieht für das gesamte Areal eine dreiseitige Blockrandbebauung sowie im Inneren frei stehende Gebäude vor. Im Zusammenspiel von Gebäuden und Freiflächen entsteht ein kleines „Village“, was den unterschiedlichen Nutzungen gerecht wird. Das Büro &MICA wurde Gewinner des anschließenden Realisierungswettbewerbs.

Bezahlbare, moderne Räume für Kreative

Bis 2026 entsteht ein lebendiger Ort für die Kultur- und Kreativwirtschaft. In sieben Gebäuden und auf insgesamt 25.000 qm entstehen Büros, Ateliers, Studios, Läden, Proberäume, Cafés und Apartments. Von den 25.000 qm Mietfläche sind 16.000 qm für die Kultur- und Kreativwirtschaft vorgesehen, davon etwa die Hälfte, also 8000 qm, mietpreisgebunden. Die nutzungs- und mietpreisgebundenen Flächen starten mit einer Anfangsmiete von 9 EUR/Quadratmeter netto kalt. Das ist für den Investor bindend und im Grundbuch eingetragen. Ein Angebot für die Kreativen, aus dem Rechenzentrum umzuziehen.

Ehemaliger Lange Stall

Hinter der Prachtfassade des Südportals des ehemaligen Langen Stalls wurde mittlerweile die tiefe Baugrube geschlossen. An dieser Stelle wird der Zugang von der Breiten Straße zum zukünftigen Kreativ Quartier Potsdam erfolgen. Geplant ist eine große, offene Eingangshalle für Ausstellungen und Veranstaltungen. Ursprünglich bestand die Idee, für das Potsdam Museum eine Außenstelle zur Präsentation der städtischen Kunstwerke einzurichten. Dafür gab es leider kein Interesse der Landeshauptstadt.

In wenigen Wochen wird der Garnisonkirchturm mit seiner Ausstellung und der Aussichtsplattform eröffnet und zahlreiche Besucher anziehen. Vom Turm bietet sich ein hervorragender Überblick über das künftige Kreativ Quartier.

Das große, aufsteigende Dach mit der sogenannten »Supergaube« in Richtung Plantage ist bereits erkennbar. Die Dachform ist eine moderne Interpretation des historischen Langen Stalls, der vorwiegend für die mietpreisgebundenen Flächen vorgesehen ist.

Der Lange Stall wurde im Jahr 1734 anstelle eines Vorgängerbaus nach den Plänen von Pierre de Gayette als Exerzier- und Reithalle in Fachwerkbauweise errichtet. Er erstreckte sich von der Breiten Straße, entlang der Plantage bis zur Straße Am Kanal (der heutigen Yorckstraße). Der Stall war 167 Meter lang, 23 Meter breit und hatte eine freitragende Deckenkonstruktion. In der Nacht von Potsdam 1945 ist das Gebäude abgebrannt. Nur das südliche Portal blieb erhalten und gehört der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

Wird das Rechenzentrum Potsdam abgerissen?

Das weiß momentan niemand, es gibt viele unterschiedliche Aussagen. Es wurde nicht, wie ursprünglich im Investorenvertrag mit der Stadt festgehalten, zum 01.01.2024 zurückgebaut. Von der Politik wurde eine Verlängerung des Erhalts des Rechenzentrums bis Januar 2026 beschlossen. Was danach passieren soll, wird die Stadtpolitik in einer für 2024/2025 geplanten Machbarkeitsstudie ergründen.

Interessenten können gern den Newsletter vom Kreativ Quartier abonnieren und sich über den weiteren Verlauf informieren lassen: Anmeldung auf der Webseite

KAPmeets Tabea Zimmermann

„Voilà Viola“ stand über dem Konzert der Kammerakademie unter Leitung der Solistin Tabea Zimmermann am 27. April 2024, das Mitglieder des Kulturstadtvereins besuchten. Die Künstlerin bezeichnet sich selbst als „Musikerin mit dem Instrument Bratsche“ und wird weltweit für ihr tiefes musikalisches Verständnis und die Natürlichkeit ihres Spiels gefeiert. Viele Konzertbesucher nutzten die kleine Konzerteinführung mit der Geschäftsführerin Adrianna Kussmaul und der KAP-Cellistin Alma-Sophie Starke. Eine kluge Entscheidung, denn es kam ein besonderes Programm zur Aufführung. Im Mittelpunkt des Konzertabends stand der Berliner Komponist Paul Hindemith (1895 – 1963), der selbst Bratschist war und unzählige wegweisende Werke für das Instrument schrieb und es stets als Soloinstrument exponierte.

Die Bratsche (der Name kommt aus dem Italienischen, viola da bracio = Armgeige) fristete lange Zeit ein Mauerblümchendasein neben dem Klang der Violinen. So schrieb Hector Berlioz 1844 in seiner Instrumentationslehre, dass „der Ton ihrer tiefen Saiten einen eigentümlichen, herben Klang hat, während ihre Töne in der Höhe einen traurig-leidenschaftlichen Charakter annehmen“. Gleich zu Beginn spielte Tabea Zimmermann die Solosonate op. 25 Nr. 1 von Hindemith und lieferte einen anspruchsvollen Beweis für die beschriebene Charakteristik.

Bei der Kantate „Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750) kamen zur Bratsche, Fagott, Streicher und Cembalo hinzu, während bei der anschließenden „Trauermusik“ von Hindemith das Streichorchester mit Solo Viola zum Klang kam. Zu deren Entstehungsgeschichte erzählte die Künstlerin beim Nachgespräch im Foyer, dass sich Hindemith 1936 gerade auf Konzertreise in London befand, um den „Schwanendreher“ persönlich uraufzuführen, als König Georg V. zwei Tage vor dem Konzert starb. So komponierte Hindemith, der stets schnell arbeitete, innerhalb von wenigen Stunden die Trauermusik für Viola und Streichorchester. „Er habe sehr schnell getrauert“, soll sein Kommentar gewesen sein.

Die Meditation über Bachs Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“ von Sofia Gubaidulina (*1931), die das Werk als Synthese östlicher und westlicher Tradition versteht, gehört zum Genre der experimentellen Musik. Die Musiker spielten es mit Esprit und Hingabe, die Zuhörer ergründeten 13 Minuten deren Faszination.

Nach der Pause wurde die Serenade Nr. 2 A-Dur op.16 von Johannes Brahms (1833-1897) mit Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagott, Hörnern und Streichern aufgeführt. Die fünf Sätze der Serenade erinnern mit ihrem überwiegend freundlich-gelassenem und lyrisch-poetischem Tonfall an vergangene Zeiten.

Beim Gespräch nach dem Konzert im Foyer des Nikolaisaals beantwortete Tabea Zimmermann die kurzweiligen Fragen von rbb-Moderatorin Anja Herzog mit Herzblut und Sympathie. So zum Beispiel, ob es nicht schwer wäre, auf der Bratsche musizieren zu lernen. „Gar nicht“, kam prompt die Antwort von der Südbadenerin. Es hänge einzig und allein von der Qualität des Musiklehrers ab. Es müsse zum Erlernen eines Instrumentes die beste Lehrkraft gefunden werden.

Ganz nebenbei erfuhren die Zuhörer, dass die Künstlerin Präsidentin der Schweizer Hindemith-Stiftung ist und ein besonderes Interesse daran hat, dass Hindemith-Kompositionen zur Aufführung gelangen, um über die fälligen GEMA-Gebühren die wissenschaftliche Aufarbeitung des Gesamtwerkes finanzieren zu können. Gut, dass wir unseren kleinen Beitrag dazu geleistet haben.

Foto: Marco Borggreve

Auf den Spuren den Roten Sterns

Mitglieder des Kulturstadt Potsdam e.V. begaben sich am 22. April 2024 auf die Spurensuche nach Zeugnissen der sowjetischen Armee in der Jägervorstadt, geführt von Robert Leichsenring. Er wohnte als Kind in der Helene-Lange-Straße und hatte sowjetische Offiziersfamilien in unmittelbarer Nachbarschaft. Nur ein paar Häuser weiter liegt die Garde-Ulanen-Kaserne, deren Hauptgebäude damals sowjetische Schule war und auf deren Hof es auch ein Militärgefängnis gab.

„Städtchen“ nannten die Sowjets ihre Militärviertel. Und zur Infrastruktur der Potsdamer Städtchen gehörten Kindergärten und Schulen, ein Postamt, Gaststätten, Einkaufsläden und sogar Schweineställe. Robert Leichsenring erlebte den Abzug der Sowjetarmee als Schüler. Er lernte damals an der Russischschule in Potsdam (Russisch ab Klasse drei), nahm an der Verabschiedung der Potsdamer Garnison teil und studierte später Slawistik.

Unser Stadtbilderklärer sorgte für spannende Einblicke in den Alltag der einfachen Soldaten. Als „Schatzsucher im Internet“ zeigte er an den passenden Orten historische Aufnahmen, die Militärs und ihre Angehörigen vor Potsdamer Kulisse zeigen. Außerdem konnte er zahlreiche Anekdoten einstreuen, zum Beispiel vom Tauschhandel: Bei den Soldaten sehr beliebt war die DDR-Zeitschrift „Magazin“, weil dort jedesmal ein Aktfoto abgebildet war. Im Tausch gegen Magazin-Hefte konnte man Kaninchen bekommen.

Potsdam und Versailles – zwei schöne Schwestern

Beim Vereinstreff am 3. April 2024 stellte Jutta Michelsen, Vorsitzende des Freundeskreises Potsdam-Versailles e.V., die Entwicklung und die Vereinsaktivitäten der Städtepartnerschaft vor. Seit mehr als zehn Jahren bietet der Verein attraktive Angebote für Mitglieder und Interessierte an.

Die Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Versailles hat eine lange Vorgeschichte. So gründete sich noch vor der deutschen Wiedervereinigung in Potsdam im Juni 1990 die Deutsch-Französische Gesellschaft, die mit Veranstaltungen und Reisen fundierte Kenntnisse über Frankreich vermittelte. Es gab sogar erste Kontakte nach Versailles,  man regte eine Städtepartnerschaft an, aber die Zeit war dafür noch nicht reif – Versailles hatte bis dahin Anfragen aus aller Welt stets abgelehnt und Potsdam war bereits seit 1974 mit Bobigny verbunden. Bobigny liegt drei Kilometer nordöstlich von Paris, zehn Kilometer vom Zentrum der französischen Hauptstadt entfernt. Der Austausch zu DDR-Zeiten beschränkte sich auf einseitige Besuche der Franzosen in Potsdam. Die Partnerschaft zu Bobigny wird derzeit leider nicht aktiv gelebt.

2013, zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrags durch de Gaulle und Adenauer, gaben die Versailler ihre Zurückhaltung auf. Im September 2013 unterschrieben die Bürgermeister von Potsdam und Versailles eine Absichtserklärung und im Juni 2016 wurde der Partnerschaftsvertrag schließlich offiziell unterzeichnet. Auf bürgerschaftlicher Seite war damals Oliver Germer die treibende Kraft – er war Elternvertreter an der Goethe-Grundschule, die bereits enge Kontakte zu einer Grundschule in Versailles unterhielt.  Beide Städte passen offensichtlich ideal zusammen: sie befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hauptstadt-Metropolen und stehen sich bei Anzahl und Pracht der Gesamtkunstwerke, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, in nichts nach.

Seitdem entwickelte sich ein reger Austausch zwischen den Bürgern der Partnerstädte, die sich wechselseitig besuchen und dabei die Sprache, die Kultur und die Geschichte des jeweils anderen kennenlernen und eine wunderbare Gastfreundschaft erfahren. Der Freundeskreis Potsdam-Versailles e.V. vermittelt Kontakte zwischen Organisationen, Institutionen und Bürgern beider Städte. Er vermittelt Schulpartnerschaften für Potsdamer Schulen, organisierte zwei Bürgerreisen 2014 und 2015 und unterstützt die Stadtverwaltung bei der Vorbereitung von Treffen der beiden Bürgermeister. Viele herzliche Freundschaften sind in den wenigen Jahren entstanden!

Finanziell hilfreich ist dabei der Deutsch-Französische Bürgerfonds, der Gruppen fördert, die sich mit Projekten aktiv für eine starke europäische Zivilgesellschaft einsetzen.

Die Vereinsmitglieder treffen sich regelmäßig zum Austausch und zur Planung neuer Aktivitäten. Interessierte sind dabei jederzeit herzlich willkommen – eine kurze E-Mail genügt, betonte Jutta Michelsen zum Schluss ihres Vortrags. Die nächsten Termine sind auf der Webseite des Vereins zu finden.

Übersicht der Partnerstädte der Landeshauptstadt Potsdam – PDF

Neujahrsempfang auf Hermannswerder

Für den 14. Januar 2024 hatte der Vorstand zum Neujahrsempfang auf die Insel Hermannswerder eingeladen. Wir waren zu Gast bei der Hoffbauer Stiftung. Vereinsvorsitzende Fides Mahrla begrüßte die Mitglieder und wünschte allen für 2024 Gesundheit und Glück. Der Verein wählt für seine Neujahrsempfänge gern Orte, die in der Geschichte eine besondere Rolle gespielt haben, und die eigentlich nicht öffentlich zugänglich sind. Vorstandsmitglied Olaf Gutowski stellte den Kontakt zur Hoffbauer Stiftung her, die dann auch mit einem Chorauftritt und einem Vortrag für einen gelungenen Jahresauftakt sorgte.

Jugendchor begeisterte

Den ersten Teil gestaltete die Junge Kantorei des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder, die mit ihrem Auftritt alle Zuhörer in festliche Stimmung versetzte. Sichtlich bewegt bedankte sich Fides Mahrla bei den jungen Sängerinnen und Sängern für die künstlerisch überzeugende Leistung. Die musische Erziehung bildet am Evangelischen Gymnasium einen Schwerpunkt. Es gibt einen Kinderchor, einen Jugendchor und eine Junge Kantorei. Unser Verein spendete anlässlich des Jahresempfanges 500 Euro für die Chorarbeit. Die Förderung der Kultur in Potsdam, insbesondere des Nachwuchses, ist Satzungszweck des Kulturstadt Potsdam e.V.

Über 150 Jahre wechselvolle Geschichte

Frank Hohn, Vorstandsvorsitzender der Hoffbauer-Stiftung, hielt im Anschluss einen Festvortrag zum Thema: „Die Hoffbauer-Stiftung auf dem Weg durch die Zeit“. Er gestaltet seit vielen Jahre die Geschichte selbst mit und nutzte diese Jahre auch, um Zeitzeugen-Interviews zu führen. So gelang ihm ein spannender Vortrag mit kleinen Anekdoten vor ernsthaftem Hintergrund. Eine private Stiftung zu gründen, ihr einen Sinn zu geben und sie über die Wirrungen der Geschichte zu bringen, das hätte genug Stoff für einen Roman geboten. Frank Hohn ist es gelungen, uns die Hoffbauer Stiftung mit einer Kurzfassung nahezubringen. Viele Mitglieder kennen Hermannswerder bereits. Im Rahmen unserer Reihe „Kultur zum Anfassen“ zeigte uns Stadtführer Robert Leichsenring im Sommer 2023 die Insel als sein Zuhause.

Während des Vortrages von Frank Hohn hatten wir die Zeit vergessen. Nach insgesamt eineinhalb Stunden Stillsitzen freuten sich jetzt alle darauf, miteinander ins Gespräch zu kommen. Mit großem Dank an die Gastgeber entließ Fides Mahrla die Mitglieder ins Foyer, wo die Sektgläser schon gefüllt waren. Dagmar Christl, Karin Hennig, Frank Schröder sowie Ilona und Harald Höckele wirkten hierbei als fleißige Helfer im Hintergrund.

Vereinsstammtisch zum Thema PotsdamWiki

Bei unserem Vereinstammtisch am 6. November 2023 ging es um PotsdamWiki. PotsdamWiki ist eine freie Datenbank für Geschichte und Kultur der Stadt Potsdam. Wir nutzen die Software von Wikipedia. Die Wissenssammlung wurde 2006 vom Kulturstadt Potsdam e.V. ins Internet gestellt und wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter gepflegt. Jeder kann mitmachen: Als ehrenamtlicher Redakteur, als Korrekturleser oder als Fotograf.  Jeder nach seinen Interessen und jeder, so viel er mag. Im Laufe der Jahre sind dabei 1800 Artikel über Potsdamer Gebäude, Persönlichkeiten und Begebenheiten zusammengekommen. Über 8 Millionen Menschen haben mindestens einen Artikel gelesen.

Wir haben in diesem Jahr eine Software-Aktualisierung vorgenommen, so dass PotsdamWiki jetzt ganz leicht zu nutzen und zu bearbeiten ist. Fides Mahrla und Bolko Bouché präsentierten das Wiki und seine Nutzung:

1. Als Leser haben Sie drei Möglichkeiten, sich durch die Wissenssammlung zu navigieren:

  • Über „Zufälliger Artikel“.
  • Durch Suche im „Themenportal“
  • Über die Volltext Suche, Textfeld „PotsdamWiki durchsuchen“, oben im blauen Balken.
    Zum Beispiel: Sie können den Straßennamen eingeben, wenn Sie alles über Ihre Straße erfahren wollen.

2. Sie können einen Artikel bearbeiten.
Dafür müssen Sie sich rechts im blauen Balken „Anmelden“.
Sie können sich mit Ihrem Namen anmelden oder sich einen Namen ausdenken.
Nach der Anmeldung erscheint unter „Aktionen“ ein Untermenü mit „Bearbeiten“.
Die Textbearbeitung ist so einfach wie in „Word“.

3. Sie können ein Bild hochladen.
Sie müssen dafür angemeldet sein.
Sie gehen auf den Artikel, zu dem das Bild gehören soll.
Sie gehen auf Einfügen, Untermenü Bilder und Medien.

4. Sie können nichts falsch machen.
Alle Versionen werden aufbewahrt, Änderungen können problemlos rückgängig gemacht werden.
So geht es: Unter „Aktionen“ die „Versionsgeschichte“ anzeigen lassen.
Gewünschte Aktionen mit Mausklick aktivieren.
„Versionen vergleichen“ anklicken.

5. Das müssen Sie beachten:
Denken Sie an das Urheberrecht und das Recht am eigenen Bild.
Verwenden Sie nur eigene Texte und Bilder.
Abgebildete Personen müssen mit der Veröffentlichung einverstanden sein.

Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit. Wenn Sie Hilfe brauchen, melden Sie sich bitte entweder/oder bei:
Fides Mahrla: verein@kulturstadt.potsdam.de
Bolko Bouché: presseinfo@kulturstadt.potsdam.de
Bei Bedarf laden wir Anfang 2023 die Anwender zu einem Einsteiger-Seminar.

Hoch hinaus mit PotsdamWiki

Im Juni 2023 durften wir zum Fotografieren für das PotsdamWiki auf den Turm der Garnisonkirche steigen.
Hier ein kleiner Vorgeschmack: Weitere Motive sind im PotsdamWiki zu finden.

Havelländische Malerkolonie zeigt „Max Koch – Das Spätwerk“

Im Jahr 2008 wurde im letzten erhaltenen Kossätenhaus in Ferch ein Museum eröffnet, das inzwischen Mitglied in euroArt, einer Vereinigung europäischer Künstlerkolonien, geworden ist.  Im Mittelpunkt der Arbeit stehen regelmäßige wechselnde Ausstellungen, Fachvorträge und Führungen durch das Museum, die Pflege und Erweiterung der eigenen Sammlung sowie die Forschung zu Werken und Künstlern der Havelländischen Malerkolonie. Die Sammlung des Museums umfasst Werke der Künstler Karl Hagemeister, Arthur Borghard, Carl Kayser-Eichberg, Johannes Hänsch sowie Hans-Otto Gehrcke.

Das Museum wird durch die Mitglieder des Fördervereins Havelländische Malerkolonie e.V. ehrenamtlich betreut, die Gemeinde übernimmt lediglich die Betriebskosten, erklärte die Vereinsvorsitzende Carola Pauly den Teilnehmern der Führung am 19. Oktober 2023 durch die Ausstellung „Max Koch – Das Spätwerk“, die in Kooperation mit dem Potsdam Museum und seinem Förderkreis, sowie durch eine private Initiative des Max-Koch-Experten Heinz-Werner Lawo und weiterer privater Sammler entstand.

Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins für das Potsdam Museum und selbst Max-Koch-Sammler, führte durch die Sonderschau eines in Vergessenheit geratenen Künstlers.

Max Koch (1859-1930) war in Berlin ein sehr erfolgreicher Künstler, der vor allem für seine monumentalen Dekorationsmalereien in öffentlichen Gebäuden bekannt war. Als Professor unterrichtete er dieses Fach am Kunstgewerbemuseum bis in hohe Alter, daneben war er aber auch ein Multitalent. Er entwarf große Panoramen und Theatervorhänge, lieferte Vorlagen für Mosaiken und Gobelins sowie Illustrationen für Bücher. Seine Panoramen und Dekorationsmalereien sind fast vollständig vernichtet. Vieles ist also nur als Rekonstruktion wieder ins allgemeine Gedächtnis zurückzuholen.

Seine Liebe zum Wasser ließ Koch zum Wahlpotsdamer werden. Er bezog in der Berliner Vorstadt eine Villa am Tiefen See und ließ sich dort ein Motorboot zum Atelierboot, seinem „Malkasten“, umbauen. Max Koch malte so – als erster vom Wasser aus – Potsdamer Motive vom Stadtkanal, der Alten Fahrt sowie der umgebenden Havelländischen Seenlandschaften.

Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Ausstellung bis zum 24. März 2024 verlängert. Weitere Informationen hier