v.l.n.r.: Olaf Gutowski, Matthias Finken, Fides Mahrla, Bolko Bouché, Karin Hennig, Dagmar Christl, Dr. Frank Dietrich, Jeanette Wachholz (sitzend)

Vorstandswahlen

Am 21. September 2022 wurde bei der Mitgliederversammlung die Entwicklung des Vereins von 2018 bis zum Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 und danach bis heute reflektiert. Wie überall mussten neue Formen der Vereinsaktivitäten durch den Wegfall von Präsenzveranstaltungen, mit Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften organisiert werden. Trotz der schwierigen Umstände konnten wir neue Mitglieder gewinnen. Im April 2018 – anlässlich unserer letzten Mitgliederversammlung – zählten wir 119 Mitglieder, aktuell sind wir auf 141 Vereinsmitglieder angewachsen.

Digitale Treffen

Ab Dezember 2020 trafen wir uns virtuell via Zoom. Beim ersten Treffen tauschten wir uns über „Freizeittipps in der Coronazeit“ aus. Es folgten mehrere virtuelle Monatstreffen mit externen Gästen, wie Enrico Bellin (LAGA Beelitz 2022), Christian Müller-Lorenz (Kulturland Brandenburg), Dr. Sigrid Sommer (20 Jahre BUGA 2001) u.v.m.

Open Air

Die Sommermonate nutzen wir bei Führungen und Hintergrundgesprächen mit engagierten Unternehmern, Künstlern und Ehrenamtlichen in unserer Reihe „Kultur zum Anfassen“ zum Auftanken und besuchten zum Beispiel den Pleasureground im Park Glienicke, den Forschungscampus Babelsberg oder den „Wald der Erinnerungen“ auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Potsdam-Schwielowsee. Beliebt waren Radtouren rund um Potsdam, wie zur Bockwindmühle Langerwisch, zum Weinberg in Töplitz oder zum Alexanderhaus nach Groß Glienicke.

Kulturelle Angebote

Geselligkeit und Traditionspflege kommen bei uns nicht zu kurz, so zum Beispiel das jährliche Sommerfest (in Kooperation mit dem Pfingstberg- und Winzerbergverein), das Martinsgansessen oder der Besuch des Sommertheaters vom Poetenpack im Heckentheater. Gut entwickelt hat sich die Kooperation mit dem Ehepaar Fischer zur Nutzung der repräsentativen Räumlichkeiten im Palais Lichtenau. Mit „Classics in JazzAfrica“ fanden dort zwei Konzerte in den vergangenen zwei Jahren mit Unterstützung unserer Mitglieder Monika und Bernd Rosenkranz statt. Eine ähnliche Kooperation wird mit der Kammerakademie Potsdam für 2022/23 vorbereitet. Zur guten Tradition gehört es, dass Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums, unsere Mitglieder durch Sonderausstellungen persönlich führt, so Ende September 2022 „Eine Sammlung – viele Perspektiven. Kunst im Dialog von 1900 bis heute“.

Begrüßungsabend

Leider kam unser Begrüßungsabend „Willkommen in Potsdam“ – das Kennenlernangebot für Zugezogene – nahezu zum Erliegen. Erst durch den Lockdown, dann durch den Wegfall der Begrüßungstüte im Bürgerservice, in dem unsere Einladungen verteilt wurden, schlussendlich durch die desaströse Personalsituation in der Gastronomie.

Kulturerben

Zum Jahreswechsel 2019/2020 übernahmen wir die Kommunikation unter den mehr als 40 Potsdamer Kulturerben-Vereinen. Wir boten – bedauerlicherweise unter Corona-Bedingungen – Vernetzung, Austausch und fachliche Beratung meist virtuell zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Marketing an. Im Orga-Team arbeiten Matthias Finken, Bolko Bouché, Jeannette Wachholz, Sabine Ambrosius, Hans-Jürgen Krackher und Hannelie Khodaverdi-Weinand in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde unter Leitung von Matthias Kartz. Schwerpunkt der Aktivitäten ist die Vorbereitung und Durchführung des jährlichen Kulturerbenfestes auf dem Alten Markt in Zusammenarbeit mit der Stadt Potsdam.

Vorstand gewählt

Bei der turnusmäßigen Vorstandswahl wurde die bisherigen Vorsitzende, Fides Mahrla, deren Stellvertreter Matthias Finken, der Schatzmeister Dr. Frank Dietriche und die Beisitzer Bolko Bouché, Dagmar Christl, Karin Hennig, Jeannette Wachholz und Olaf Gutowski neu gewählt. Der Vorstand bedankte sich für das Vertrauen und das große Interesse der Mitglieder an unseren Veranstaltungen.

Vereinssommerfest im Pfingstberghaus

Zum 10. Mal feierten wir seit 2011 das Vereinssommerfest im ehemaligen Gärtnerhaus der Villa Lepsius. Das Fest findet bei schönem Wetter auf der Terrasse statt, allerdings war am 26. August einer der ganz wenigen Regentage im heißen Sommer 2022. Zum Glück konnten die 35 Teilnehmer in den Saal ausweichen und unbeschwert feiern.

Nach dem Motto „Bewährtes wird nicht geändert“, gab es Grillfleisch und -würstchen von der Potsdamer Fleischerei Riek, die von Finanzvorstand Dr. Frank Dietrich fachmännisch zubereitet wurden. Die Teilnehmer steuerten selbstgefertigte Salate, Dips, Baguette, Kuchen, Dessert oder andere leckere Kostproben für das Überraschungsbüfett bei, das unsere „Büfett-Verantwortlichen“ Ilona und Harald Höckele betreuten. Unsere „Hausverantwortliche“, Brigitte Kolberg, sorgte sich um die fachgerechte Bedienung der Spülmaschine und die Scharfschaltung der Sicherungsanlage am Abend. Vom Tennisclub Obelisk bekommen wir seit Jahren den großen Grill geliehen, den Hans-Georg Brandes abholt und tip-top geputzt wieder zurückbringt. Zahlreiche weitere Aufgaben werden in gewohnter Weise verteilt, sodass das Fest in guter Stimmung entspannt stattfinden kann.

Unsere Mitglieder diskutierten eifrig die unterschiedlichsten Themen: So tauschten sie zum Beispiel Fitnesstipps aus oder sprachen über Erfahrungen mit einer Senkrechtmaus für den Computer. Aber auch Potsdamer Themen, wie die Abstimmung über den Bürgerhaushalt, die Sonderausstellung „Die Form der Freiheit“ im Museum Barberini, die Entwicklung von Stadtkanal und Garnisonkirche, Aktivitäten der Kulturerben-Vereine oder der Fachkräftemangel in der Gastronomie standen zur Debatte. Die nach Werder verzogenen Vereinsmitglieder Caroline und Jim Vilbrandt warben um Unterstützung für ihr Licht-Projekt „ungestört dunkel schlafen in Werder Havel“  – denn gemeinsam erreicht man mehr. So verging der Abend wie im Fluge.

 

Führung durch den Pleasureground im Park Glienicke mit Besichtigung des Casinos

Die meisten von uns schätzen den Blick vom Neuen Garten über den Jungfernsee zum Casino und Park Glienicke neben der Glienicker Brücke – ein elegantes Anwesen, eingebettet in eine einzigartige Parkanlage mit diversen Freisitzen, Wasserspielen, mächtigen Bäumen und Sichten in die wasserreiche Umgebung. Schinkel, Persius und Lenné gestalteten den Potsdamer Sommersitz des Prinzen Carl von Preußen im 19. Jahrhundert.

Am 11. August 2022 erkundeten wir mit dem Potsdamer Landschaftsarchitekten Dirk Heydemann einen kleinen Teil der Parkanlage – den sogenannten Pleasureground – und spürten, wie wohltuend und inspirierend Architektur, Kunst und Landschaft miteinander harmonieren können. Eindrücklich erläuterte er uns die englische Gartengestaltung, die durch unterschiedliche und abwechslungsreiche Eindrücke im Sinne des Ideals eines „begehbaren Landschaftsgemäldes“ dem Auge des Betrachters Vergnügen bereiten sollte. Die Abendsonne demonstrierte dies anschaulich auf weiten Rasenflächen, sich großzügig schlängelnden Wegen und durch Schatten werfende Bäume und Sträucher.

Heydemann lenkte unsere Aufmerksamkeit auf kleine Details, wie zum Beispiel auf das Kleinstein-Mosaik-Pflaster aus weißem Carrara-Marmor, rotem Plötzkyer-Quarzit und schwarzen Gabbro Steinquadern vor der östlichen Treppe der Löwenfontäne. Grandios dagegen ist der Blick vom Stibadium auf Potsdam.

Vor der Neugierde befindet sich der Laitièrenbrunnen, ein von der Bronzefigur eines Milchmädchens bekrönter großer Findling. Die Bronze war ein Geschenk von Carls Schwester Charlotte aus St. Petersburg. Dargestellt ist die sprichwörtliche „Milchmädchenrechnung“ der Fabel von Jean de La Fontaine. Das heutige Glienicker Milchmädchen ist ein neuer Abguss. Von der Großen Neugierde konnte man seinerzeit zum gegenüberliegenden Ufer zur Villa Schöningen, dem Wohnsitz des Hofmarschalls Curd von Schöning sehen, der ein architektonisches Gegengewicht zur Rotunde darstellte. Heute versperren unbeschnittene Bäume auf städtischem Gebiet die Sicht.

Nördlich der Rotunde erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung das 1824 von Schinkel entworfene Casino (ital. für Häuschen), sein frühester Bau für Prinz Carl. Es entstand durch den Umbau des eingeschossigen Billardhauses aus Mirows, Lindenaus und Hardenbergs Zeiten. Das Casino war die Dépendance des Schlosses mit dem wohl schönsten Teeplatz, der gerundet vorspringenden Terrasse in Richtung Jungfernsee. Mit seinen langen Pergolen bestimmt das Casino architektonisch das Jungfernseeufer. Es sollte eine Reminiszenz von Landhäusern am Golf von Neapel sein.

Die Kastellanin, Anke Berkhoff, öffnete uns am Ende der Parkführung das Casino. Im Erdgeschoss befinden sich zwei nach der Kriegszerstörung rekonstruierte Räume mit den wenigen verbliebenen vollplastischen Stücken der Antikensammlung. Einst waren sie mit zahlreichen Kunstgegenständen des Sammlers Prinz Carl von Preußen bestückt. Im Obergeschoss befand sich eine kleine Wohnung für Gäste.

Dirk Heydemann beendete seine Führung mit dem Gedicht „Havelland“ von Theodor Fontane. Die Teilnehmer bedankten sich dreistimmig mit dem Kanon „Froh zu sein bedarf es wenig, denn wer froh ist, ist ein König.“ Bei einem Glas Sekt genossen wir den Sonnenuntergang auf der Terrasse.

Fotos: Dr. Frank Dietrich | Susanne Matern | Fides Mahrla

Poetenpack spielt Molières „Tartuffe“ im Heckentheater

Seit 2006 besuchen Mitglieder unseres Kulturstadtvereins regelmäßig das Sommertheater vom Poetenpack. Bis 2015 spielte das Ensemble auf dem Q-Hof, seit sechs Jahren tritt es im Heckentheater auf. Das Besondere an unseren Theaterbesuchen sind die Vorgespräche mit dem Künstlerischen Leiter oder einem Schauspieler. 2022 hat uns Willi Händler aus dem Leitungsteam über aktuelle Entwicklungen beim Poetenpack berichtet und eine Kurzeinführung zum Stück gegeben. 

Seit diesem Jahr spielt das Poetenpack nicht mehr nur ein Stück pro Sommersaison, sondern gleich drei verschiedene. Neben Molières „Tartuffe“ gibt es Woody Allen’s „Mittsommernachts-Sex-Komödie“ und „Ab in die Sommerfrische“ von Carlo Goldoni. Das Konzept mit mehreren Produktionen wird ausgebaut. Die Zuschauer sollen aus einem breiteren Menü wählen können. Mit Brigitte Reimanns „Franziska Linkerhand“ will man einen Beitrag zur Jahreskampagne 2023 von „Kulturland Brandenburg“ zum Thema „Baukultur“ leisten. Im Sommertheater soll ein Stück von Molières dänischem Zeitgenossen Ludvig Holberg aufgeführt werden.

Dank der Einführung von Willi Händler fanden wir schnell in den „Tartuffe“ und wunderten uns weder über die barocke Reimsprache, noch über die schrillen Fantasy-Kostüme von Janet Kirsten. Das Stück wurde 1664 im Beisein des Sonnenkönigs in Versailles uraufgeführt und zeigt, dass sich die Menschheit nicht geändert hat. Es gibt nach wie vor die scheinheiligen Ideologen, die behaupten, für alle das Beste zu wollen.

Der verblendete Familienvater Orgon (gespielt von Georg Peetz) erkennt spät, dass er sich mit seinem naiven Gutmenschentum um Haus und Hof gebracht hat. Während er auf Tartuffe einprügelt, schrammelt Valère, sein Schwiegersohn in spe, auf der Gitarre „Macht kaputt, was euch kaputt macht“. Die Auftritte des Theatermusikers Arne Assmann als Punk mit lila Irokesenperücke setzen reizvolle Akzente.

Doch der Betrüger hat noch eine bittere Wahrheit für den ausgenutzten Orgon: „Ich hatte manchmal den Verdacht, du hättest alles für dich selbst gemacht.“ Am Ende greift eine höhere Instanz ein und rettet die Familie aus der Misere. Tartuffe zieht von dannen – mit der klaren Botschaft, dass er wiederkommen werde.

Die achtköpfige, sangesfreudige Schauspielertruppe begeisterte das Publikum. Die Tontechnik hat sich wesentlich verbessert und die Mückensprays blieben dieses Jahr in der Tasche. 

Wir freuen uns schon auf 2023 mit einem Stück von Holberg, der Torheiten seiner Zeit mit Humor geißelt. Sicherlich gibt es wieder Parallelen zur Gegenwart…

Fotos: Peter Hahnel und Fides Mahrla

Juli 2006 beim ersten Vorgespräch mit Poetenpack-Geschäftsführer Andreas Hueck auf dem Q-Hof.

UNESCO-Welterbe Siedlungen der Berliner Moderne

In Berlin gibt es drei UNESCO-Welterbestätten: die Schlösser und Gärten mit Potsdam zusammen, die Museumsinsel und die Siedlungen der Moderne. Diese Siedlungen waren bislang weniger bekannt und wurden von unserem Mitglied Sabine Ambrosius, Referentin für das UNESCO-Welterbe im Landesdenkmalamt Berlin, in einem Vortrag beim monatlichen Vereinstreff, am 6. Juni 2022, vorgestellt.

Die Architekten der klassischen Moderne gaben auf höchstem architektonischen Niveau Antwort auf die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Sie errichteten moderne, bezahlbare Wohnungen mit Küchen, Bädern und Balkonen, in Häusern ohne Hinterhof und Seitenflügel, dafür mit Licht, Luft und Sonne.

Die Berliner Bevölkerung litt unter den Folgen der Inflation. Das Geld verlor dramatisch schnell an Kaufkraft. Diese Entwertung des Bargeldes traf die Armen besonders hart, da sie – anders als die Wohlhabenden – keine halbwegs wertstabilen Anlagen besaßen und die Mieten rasant stiegen. Die Politik musste handeln und beschloss Maßnahmen zur Förderung des öffentlichen Wohnungsbaus.

Auf Konzepten des späteren Stadtbaurats Martin Wagner aufbauend, wurde 1924 die sogenannte Hauszinssteuer eingeführt. Mit dieser Steuerabgabe auf Erträge aus Wohnungsbau und -vermietung, wurden die von der Geldentwertung kaum betroffenen großen Immobilienbesitzer und privaten Vermieter an der Finanzierung des öffentlichen Wohnungsbaus beteiligt. Das Prinzip war einfach: Bei Neuvermietung von zusätzlich im Hinterhof erbauten Mietskasernen oder auch Mieterhöhungen in bestehenden Wohnungen griff die Politik einen Teil der Einnahmen ab und investierte sie teilweise in den öffentlichen Wohnungsbau.

Aus der Not heraus entstand so eine qualitätsvolle Baukunst zwischen 1913 und 1934. Die Formensprache, die Wohnungsgrundrisse und die städtebaulichen Figuren der Siedlungen wurden zum Vorbild für das ganze 20. Jahrhundert.

Ästhetische Vorstellungen der Avantgarde aus Kunst und Architektur verbanden sich dabei mit den sozialen Ideen der politischen Linken. Gewerkschaftliche, genossenschaftliche und städtische Baugesellschaften wurden zu den Trägern dieser gebauten Utopie.

Das Welterbe-Komitee hat bei seiner 32. Sitzung in Quebec / Kanada am 07.07.2008 beschlossen, die sechs Siedlungen der Berliner Moderne in die Welterbe-Liste der UNESCO aufzunehmen. Der Antrag entspricht der UNESCO-Strategie, Stätten der Moderne verstärkt als Welterbe zu schützen. Die Siedlungen zeichnen sich international nicht nur durch ihre große Bedeutung, sondern auch durch ihren guten Erhaltungszustand aus.

Quelle: Landesdenkmalamt Berlin

© Fotos oben: Ben Buschfeld

Weiterführende Informationen:
> Webseite Welterbe Siedlungen Berlin
> Youube „Die Siedlungen der Berliner Moderne – UNESCO-Welterbe mit neuer Strahlkraft
> YouTube „Ein gebautes Versprechen – Sozialer Wohnungsbau der Berliner Moderne
> Tautes Heim – Mietbares Museum zu Architektur + Design der 1920er Jahre
Authentisch Wohnen in einem Haus von Bruno Taut im UNESCO-Welterbe Hufeisensiedlung > Webseite

Sabine Ambrosius im 3sat-Beitrag „Welterbe in Gefahr

CLASSICS in JAZZAFRICA im Palais Lichtenau

Die Musiker Michael Rossi (Saxophon/Klarinette/Flöte) und Adolf Thelen (Piano) führten das Publikum am 21. Juni 2022 durch legendäre Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Joaquin Rodrigo, Oscar Peterson, George Gershwin und anderen. Sie fusionieren klassische Formen und Harmonik mit Jazz und Musikstilen aus Südafrika. Arrangements von Bachs „Toccata“, seiner „Badinerie“ & „Air“, bis zu „La Fiesta Impressionen“ waren zu hören. Der deutsche Pianist Adolf Thelen und der amerikanische Saxofonist Michael Rossi haben sich in Kapstadt kennengelernt und musizieren seit Jahren in verschiedenen Besetzungen miteinander.

Nach seiner Emeritierung von der Musikhochschule der Universität Kapstadt lebt Mike Rossi seit diesem Jahr in Italien. Er konzertiert regelmäßig in Europa und hat sich als Autor von Büchern zur Jazz-Improvisation einen internationalen Ruf erworben. Adolf Thelen lebt als Musiker, Musikerzieher und Organist weiterhin in Kapstadt. Er hatte bereits 2020 mit seinem Solo-Programm in Potsdam reges Interesse an seinem „Classics in JazzAfrica“-Konzept geweckt.

Die Musiker wurden mit frenetischem Beifall eines dankbaren und berauschten Publikums bedacht. 
Das netteste Kompliment kam von Mike Rossi: „Als ich in die Gesichter der Menschen im Palais Lichtenau schaute und die Freude sah, hätte ich noch stundenlang weiterspielen können“.

Unsere Vereinsmitglieder, das Ehepaar Monika und Prof. Bernd Rosenkranz, vermittelte die Künstler, die zugunsten des Kinderprojektes Manenberg Aftercare Center (220620-Manenberg-Flyer) in Kapstadt um Spenden baten. Nach dem Konzert tauschten sich die begeisterten Zuhörer bei südafrikanischem Wein und deutschem Wasser über das Hörerlebnis aus.

Fest der Kulturerben auf dem Alten Markt

Das Fest stand unter dem Motto: „KulturSpur 2022 – entdeckt die Kulturerben.“

Trotz großer Hitze gruppierten sich am 19. Juni rund um den Obelisken 33 Vereine und Institutionen an 22 Marktständen und suchten das Gespräch mit Besuchern und interessierten Mitstreitern. Die Mitglieder setzen sich ehrenamtlich für den Erhalt und die Pflege sowie für die Besucherbetreuung ihrer Denkmal-Objekte ein. Neben den Baudenkmalen sind das auch Garten- und technische Denkmale.

Die Potsdamer Kulturerben sind eine Arbeitsgemeinschaft der Vereine. Der Verein Kulturstadt Potsdam e.V. koordiniert die gemeinsamen Veranstaltungen, wie auch den Tag des Offenen Denkmals, in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Potsdam.

Wissenschafts- und Kulturministerin Manja Schüle eröffnet das Fest der Kulturerben in Potsdam mit einem Grußwort. Der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt der Stadt Potsdam, Bernd Rubelt, dankte den Ehrenamtlichen für ihr Engagement und versprach weitere Unterstützung sowie strukturelle Verknüpfung mit der unteren Denkmalschutzbehörde.

Die Besucher erlebten beim Fest der Kulturerben historische Handwerkstechniken wie Schnitzen und Vergolden und konnten diese auch selbst ausprobieren. Ein buntes Bühnenprogramm mit einem spielerischen Wechsel aus Gespräch, Musik und Aktionen rundete den informativen und unterhaltsamen Tag ab. Besonders das Showprogramm der Potsdamer MusicalMinds und der Auftritt der Combo des Landespolizeiorchesters begeisterten das Publikum. Beim Wissensquiz musste der Schatz des Obelisken gefunden werden, indem 21 Fragen zum Lösungswort „Treffpunkt Junger Markt“ führten. Die glücklichen Gewinner konnten sich über zahlreiche Preise freuen.

Weitere Fotos vom heißen Fest 2022 haben Frank Rawlinson und Hans-Jürgen Krackher auf Facebook bereitgestellt.

Tag der Offenen Tür in der Villa Carlshagen

Die HMU Health and Medical University GmbH in der Villa Carlshagen hatte am 11. Juni 2022 zum offenen Campustag eingeladen – wir durften dabeisein. Prof. Wim Walter organisierte für die Gruppe von unserem Kulturstadtverein eine exclusive Führung. Mit dem jungen Dozenten Tobias Sprenger bekamen wir einen Gästeführer, der aus erster Hand über das Studentenleben an der privaten Uni berichten konnte. Kurz zusammengefasst: Wenig lockeres Studentenleben. Die Studierenden müssen hart arbeiten, um in der vorgesehenen Zeit und innerhalb ihres Budgets den Abschluss zu schaffen. Dafür wird ihnen ein direkter Zugang zum Lehrkörper geboten, sie haben modernste Medien zur Verfügung, eine aktuell ausgestattete Bibliothek und Ruhezonen für die Vorbereitung auf Seminar oder zum Herunterkommen nach einem anstrengenden Tag. Natürlich war unsere Gruppe fasziniert vom hochwertigen Ausbau der historischen Villa und der Möblierung im Stil von Moderne und Pop Art.

Nachdem sich der Gastgeber aufs aktuelle Geschehen in der umgebauten 1000-Quadratmeter-Villa konzentriert hatte, stellte Bolko Bouché vom Kulturstadtverein herausragende Persönlichkeiten aus acht Generationen der Familie Hagen vor, nämlich:

  • Abraham Levy (geb. 1797), Begründer des Bankhauses A. Levy & Co. in Köln
  • Hermann Löb Levy, der sein Bankhaus mit der rheinischen Schwerindustrie verheiratete
  • Carl Hagen, der ab 1900 die Villa Carlshagen in Potsdam hochherrschaftlich umbauen ließ
  • Louis Hagen, Neffe von Carl Hagen, Bankier und Besitzer der modernen Villa Hagen in der Bertinistraße
  • Karl-Victor Hagen, der in die USA emigrierte, als GI zurückkam und als Pilot bei der Luftbrücke 1948 ums Leben kam
  • Hans Oliva Hagen, der den Faschismus überlebte und später die Schauspielerin Eva Maria Hagen heiratete
  • Nina Hagen, die unangepasste Rocksängerin sowie
  • Cosma Shiva Hagen, deutsch-amerikanische Schauspielerin

Die Erbengemeinschaft der Hagens bekam nach 1990 die Villa zurück, die in der DDR als radiologische Klinik genutzt worden war. Über verschiedene Stationen wurde sie dann von der Geschäftsführerin durch die HMU Health and Medical University GmbH, Ilona Renken-Olthoff, gekauft. Seit 2019 hat die private Universität die Zulassung für die Medizinerausbildung.

Text: Bolko Bouché | Fotos: Karin Genrich, Katherin Bauersfeld, Hannelie Khodaverdi-Weinand, Fides Mahrla

Auf dem Babelsberg

In der Reihe Kultur zum Anfassen führte Regina von Berlepsch am 26. April 2022 über den Forschungscampus Babelsberg des Leibniz-Instituts für Astrophysik. Die Wissenschaftlerin und Leiterin der Institutsbibliothek hat Jahrzehnte auf dem Campus gearbeitet und an seiner Entwicklung teilgenommen. Sie ermöglichte uns einen sehr persönlichen Einblick in die Forschungsgeschichte und erklärte die Bedeutung der Sterne für das Kalendermachen. Das Privileg des Kalendermachens erforderte die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Astronomie und die Gründung der Königlichen Sternwarte zu Berlin.

Als Leiterin der Institutsbibliothek berichtete uns Regina von Berlepsch über die Geschichte der wissenschaftlichen Literatur über das Planetensystem. Ihre Bibliothek beherbergt Erstausgaben von Galileo Galilei, Tycho Brahe und Albrecht Dürer sowie die berühmten Rudolfinischen Tafeln von Johannes Kepler aus dem Jahr 1627 – gut geschützt hinter Glas. Wir erfuhren, dass trotz Digitalisierung der Erhalt der Originale eine wichtige Aufgabe ist. Manchmal sind sogar die Kritzeleien früherer Leser am Buchrand ein Gegenstand für die Forschung – wenn es sich dabei um prominente Forscher handelte.  

Beim Rundgang auf dem Gelände erläuterte unsere Begleiterin Aufgabe und Geschichte der zahlreichen Gebäude. Das Gelände direkt am Park Babelsberg war ein Geschenk Kaiser Wilhelm II.
Das heutige Humboldthaus war ab 1913 neuer Sitz der Berliner Sternwarte, die aus der immer größer werdenden Großstadt unter den damals noch ungestörten Babelsberger Nachthimmel zog. Heute ist das gesamte historische Ensemble der Sternwarte Babelsberg Teil des UNESCO-Welterbes und ein attraktiver Arbeitsplatz für über 100 Wissenschaftler. Wir verabschieden uns mit der symbolischen Übergabe der mit über 100 Euro gefüllten Tageskasse als zweckgebundene Spende an den Förderverein der Wissenschaftseinrichtung für die Restaurierung des Babelsberger Meridiankreises, dabei handelt es sich um ein historisches Messinstrument zur Messung von Sternörtern.

 

 

Vorfreude auf die Landesgartenschau in Beelitz

Inspiriert vom Vortrag des Pressesprechers der Laga Beelitz 2022, Enrico Bellin, beim virtuellen Februar-Vereinstreff, sind meine Frau und ich am Sonntag über das künftige LAGA-Gelände in Beelitz spaziert. Es liegt nur wenige hundert Meter südlich der Altstadt.

Das Gebiet wird durch die Mühlenstraße geteilt. Zunächst ging es vorbei an einem, idyllisch an einem kleinen See gelegenen, schmucken Pavillon in Richtung Westen. Zwar gab es jahreszeitlich bedingt keine Blumenpracht zu bewundern, den Blick auf die freie Feldflur fanden wir auch jetzt schon sehr reizvoll. Am Ende des Geländes liegt in Erinnerung an die ersten Slawen, die sich vor etwa 1100 Jahren in der Region niedergelassen haben, das kleine Slawendorf. Der Weg auf die andere Seite, in den größeren Teil der Landesgartenschau, führt am restaurierten Mühlenmuseum und einzelnen Schrebergärten vorbei Richtung Osten. Hier finden sicher ab Mitte April die meisten Veranstaltungen statt. Der große Kinderspielplatz wird schon jetzt stark frequentiert. In diesem Bereich wird der schmale Fluss Nieplitz in die Parklandschaft mit einbezogen. Unser Weg führte am „gestrandeten“ Schiff BEEThoven und einem wunderschönen Pavillon vorbei. Beides wird künftig als Café bzw. in den Abendstunden als Cocktailbar dienen.
Wenn mit dem Frühling die Blumen blühen, wird sich natürlich erst der volle Zauber der Gartenschau entfalten. Die bereits aufgestellten Skulpturen, Pavillons und die errichteten Gebäude vermitteln schon jetzt den Eindruck eines gelungenen Konzepts. Durch die Nähe zur Altstadt wird das Gelände bestimmt auch nach der LAGA gerne von den Beelitzern und ihren Besuchern als Naherholungsgebiet genutzt werden.

Die LAGA öffnet am 14. April 2022 für 200 Tage. Weitere Informationen hier.

Text und Fotos: Clemens Pusch