Der vergessene Park Potsdams

Der Wildpark ist Teil der Berlin-Brandenburger Kulturlandschaft, die sich im Nordosten von der Pfaueninsel über Sacrow, Glienicke, Neuer Garten, Sanssouci, Neues Palais bis Paretz im Nordwesten und Caputh, Petzow und Ferch im Südwesten erstreckt. Im Kerngebiet der Potsdamer Kulturlandschaft stellt der Wildpark mit 875 ha, die zentrale Fläche dar, das ist nahezu ein Drittel der „Insel“ Potsdam. „Das Waldgebiet ist um ein Mehrfaches größer als der Park Sanssouci, der eine Fläche von etwa 290 ha hat“, erklärte der Vorsitzende des Wildparkvereins, Dr. Carsten Leßner, beim monatlichen Vereinstreff am 8. Mai 2023 in der Angerkirche. Er leitet die oberste Forst- und oberste Jagdbehörde des Landes Brandenburg im Landwirtschaftsministerium und geht im Wildpark regelmäßig zur Jagd.

Kurfürsten und Könige nutzten seit dem 17. Jahrhundert den Wildpark als Jagdrevier, der 1833 in den von Peter Joseph Lenné erstellten „Verschönerungsplan der Umgebung von Potsdam” einbezogen wurde. 1842 ließ Friedrich Wilhelm IV. den Wildpark komplett einzäumen und Lenné vollendete mit dem Architekten Ludwig Persius die Parkgestaltung. Es wurden vier Forsthäuser im romantisch-mittelalterlichen Stil gebaut, Gehölze angepflanzt und Wild angesiedelt.  Die Ecken der Gebäude wurden mit Tierköpfen verziert.

Am Sanssouci-Tor stehen zwei Bronze-Hirsche, die Christian Daniel Rauch im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV. schuf. Von 1845 bis 1945 zierten die metallenen Hirsche den Eingang am Forsthaus Kuhfort. Nach dem Krieg beschlagnahmte die Rote Armee die Skulpturen und stellte sie vor dem Theater auf dem Militärgelände in Wünsdorf auf. Saskia Hüneke, Skulpturen-Kustodin der Schlösserstiftung, gelang es 1994 die wertvollen Plastiken von den abrückenden Truppen zu erwerben und im Stiftungsdepot einzulagern. Mithilfe zahlreicher Spender und des Engagements des Wildpark e.V. konnten die Hirsche nach erfolgter Restaurierung 2006 wiederaufgestellt werden.

Der Wildpark e.V. war 2004 von engagierten Bürgern der Wildpark-West gegründet worden, um die „Havelspange“ zu verhindern, die direkt durch das Waldgebiet geführt hätte und neben der bestehenden Bahnstrecke eine weitere Querung zur Folge gehabt hätte. Aktuell hat der Verein etwa 140 Mitglieder. Mit Aktionen wie das gemeinsame Müllsammeln mit den Potsdamer Plastik-Piraten, einem Konzert am Pfingstmontag und dem jährlichen Weihnachtsmarkt am 1. Advent möchte der Verein auf sein Anliegen aufmerksam machen und die Öffentlichkeit zur Teilnahme einladen.

Das 19. Pfingstkonzert findet am Pfingstmontag, dem 29. Mai 2023 am Wegstern im Wildpark statt.
Beginn ist um 11 Uhr mit der A-capella-Gruppe „mündlich:6″ aus Berlin-Friedrichshain.
Der Eintritt ist frei. Bei Kaffee, Kuchen und Getränken freuen sich die Mitglieder auf viele Gäste, um gemeinsam einen musikalischen Leckerbissen unter freiem Himmel zu genießen. Die Gruppe „mündlich:6″ bietet ein 90er-Jahre-Programm mit Hits von Michael Jackson, Britney Spears, den Backstreet Boys und vielen mehr.