Dänische Komödie „Jeppe vom Berge“ im Heckentheater

Jedes Jahr im Sommer erwacht das Heckentheater im Park Sanssouci zu neuem Leben und beschert dem Publikum zauberhafte Theatermomente. Am 28. Juli 2023 schien das Regenwetter das Erlebnis zu trüben. Doch pünktlich zum Vorgespräch klarte sich der Himmel auf und die Schauspieler Willi Händler und Sibylla Rassmusen begrüßten unsere Gruppe, während auf der Bühne die letzten Regenpfützen weggefegt wurden.

Ludvig Holberg – der „dänische Molier“

Die Komödie „Jeppe vom Berge oder eine Nacht im Paradies“ des dänisch-norwegischen Dichters Ludvig Holberg wurde 1722 in Kopenhagen uraufgeführt und gehört bis heute zu den Lieblingsstücken des dänischen Publikums, während es in Deutschland weitestgehend unbekannt blieb. Holbergs Komödien handeln von Menschen, die die Vernunft ablehnen und sich von einer skurrilen Passion oder Schwäche leiten lassen. Die Komik wird durch Intrigen oder eine Narretei erzeugt, die gegen die Hauptperson ins Werk gesetzt wird, um sie von ihren Schwächen zu kurieren. Holbergs Komödien haben ihre Wurzeln in der Commedia dell’arte, die er bei seinem Italienaufenthalt kennengelernt hatte. Im Aufbau folgte er Molière, erläuterte Willi Händler im Vorgespräch.

Dänischer Humor sehr speziell

Im 18. Jahrhundert waren 80 Prozent der Dänen Sklaven, die von den Herrschenden ausgebeutet wurden, erklärte Sibylla Rasmussen, eine dänisch-deutsche Schauspielerin, die im Stück als Nille – die Frau von Jeppe – auftritt, den Zuhörern. Die Bauern waren damals „dumm und faul“  und stark dem Alkohol verfallen, so ihr Kommentar. Überrascht war die Dänin, als sie das Stück im Deutschen las. „Im Dänischen erzeugt die Sprache eine humoristische Vielfalt, die im Deutschen verblast und hart klingt“, sagte die Schauspielerin.

Amüsanter Schwank mit aktuellen Bezügen

Die Vermutung, Holberg habe mit dem kraftvollen Stück zeigen wollen, was passiert, wenn ein Unterdrückter in eine Machtposition kommt, stimmt nur halb. Ohne für eine der Figuren des Stücks Partei zu ergreifen, entwickelt der Dramatiker ein höchst unterhaltsames soziales Experiment. Mit der Aussage, dass es nichts bringt, „das Unterste zuoberst zu kehren“ und einem Bauern das Zepter zu überlassen. Ein intelligentes Vergnügen für die Zuschauer, die so immer wieder neu mit Sympathie und Ablehnung auf die Akteure schauen können.

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