Cello da Gamba im Palais Lichtenau

Zum ersten öffentlichen Konzert nach der Corona-Pause waren 35 Mitglieder des Kulturstadtvereins am Donnerstag, dem 20. August 2020, zu „Cello da Gamba“ ins Palais Lichtenau eingeladen. Den Testlauf unter Hygieneauflagen bestanden Veranstalter, Musiker und Publikum mit Bravour.

Die Künstler, Clemens Goldberg am 5-saitigen Barockcello und Martin Kinzia am Cembalo, spielten Werke von Marin Marais, Francois Couperin und Johann Sebastian Bach. Clemens Goldberg moderierte die Veranstaltung und nahm das Publikum unterhaltsam mit in die Welt der berühmten Komponisten, gab zwischen den Stücken deren Eigenheiten und musikalischen Raffinessen preis.

Professor Dr. Axel Fischer begrüßte die Künstler und Konzertbesucher im Palais Lichtenau.

Der in Freiburg i. Br. geborene Cellist ist bekannt durch seine Sendung „Goldberg-Variationen“ beim rbb-Kulturradio, die er bereits seit 28 Jahren moderiert. Martin Knizia studierte Kirchenmusik in Lübeck und Orgel an der Royal Academy of Music in London. Er tritt als Chembalist, Organist, Coninuospieler und Dirigent an vielen bekannten Spielorten und bei Festivals in Großbritannien und weiteren europäischen Ländern auf.

Im 75-Minuten-Konzert folgten wir gern den beiden Künstlern musikalisch in das 17./18. Jahrhundert – mitten in Potsdam, im Festsaal des Palais Lichtenau. Friedrich Wilhelm II. hat es für seine Geliebte Wilhelmine Enke, spätere Gräfin Lichtenau, 1796 in Auftrag gegeben und in Sichtverbindung zu seinem Domizil, dem Marmorpalais im Neuen Garten, bauen lassen. 2011 wurde das Gebäude nach vielen Jahren Leerstand und Verfall von Axel und Tanja Fischer gekauft, saniert und als Haut- und Lasercentrum Potsdam eröffnet.

2018 gastierte der Kulturstadtverein zum ersten Mal im Palais Lichtenau > Bericht

Foto: Ralf Cabos und Fides Mahrla

Werkschau des märkischen Landschaftsmalers Karl Hagemeister

An heißen Tagen wie diesen ist es im Potsdam Museum dank Klimatisierung schön kühl und sommerliche Landschaften gibt es obendrauf. Sogar die Ostsee mit stürmischen Wellen schickt eine kühle Brise zum Alten Markt.

„…das Licht, das ewig wechselt“ gibt die selbst formulierte künstlerische Auffassung von Karl Hagemeister um 1884 wieder. Es war die Intention des Malers, Naturphänomene wie Licht, Wind und Wolken darzustellen und dabei etwas nicht fassbares in Form und Farbe aufzuzeigen. Es sind die Gedanken eines noch Suchenden, der wie viele moderne Künstler seiner Zeit das unmittelbare Skizzieren in der Natur als bildwürdiges Sujet begriff. Der in Werder an der Havel geborene Künstler (1848-1933) gehört zu den bedeutenden Vertretern des deutschen Impressionismus und war ein Wegbereiter der moderen Landschaftsmalerei. Das Potsdam Museum besitzt in seiner Kunstsammlung einen umfangreichen Werkbestand und würdigt das bedeutende Vermächtnis Hagemeisters mit einer umfassenden Retrospektive.

Führung durch Markus Wicke

Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums, führte am 13. August 2020, eine erste Gruppe von Mitgliedern des Kulturstadtvereins durch die Ausstellung.  Mit einer Spendensammlung ermöglichte der Verein die Restaurierung dieses Hagemeister-Gemäldes.

Karl Hagemeister: Uferlandschaft [Schilfufer], 1900, Öl auf Leinwand, Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. Repro: Michael Lüder
Karl Hagemeister: Uferlandschaft [Schilfufer], 1900, Öl auf Leinwand, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte. Repro: Michael Lüder

Beim Ausstellungsrundgang sind 88 Arbeiten zu sehen, darunter 18 bedeutende Gemälde weiterer Künstler, angefangen von Friedrich Preller d. Ä., Carl Schuch, Francois Daubingy, Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Lesser Ury, bis hin zu Walter Leistikow, welche die Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei zur Jahrhundertwende veranschaulichen. Eine vergleichende Gegenüberstellung des Malers Hagemeister und seiner Zeitgenossen wird anhand von ausgewählten Öl- und Pastellarbeiten möglich.

Wir danken Markus Wicke für die engagierte Führung durch die einzigartige Ausstellung. Die Mitglieder sind erfreut über die Bildqualität nach der Restaurierung. Gratulation zum Besucherrekord, trotz Corona!

Bis 6. September 2020 dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Besuch ohne Voranmeldung möglich, allerdings unter Beachtung der üblichen Hygienevorschriften.

Raffy als „Ritterin der flammenden Mörserkeule“

Kaum sind die ersten Dialoge des Stückes „Die Tochter des Spekulanten“ gesprochen, da wird der Prolog von einem Ehepaar aus dem Publikum unterbrochen: Ein Geschäftsmann, seines Zeichens Gewürzgroßhändler, und seine Frau, sehr wohlhabend und Förderer und Förderin des Theaters, protestieren: Sie wollen ein anderes Stück sehen, am besten eines mit einem Gewürzhändler als Helden. Kurz entschlossen schicken die Geschäftsleute ihre Tochter Raffaela, genannt Raffy, auf die Bühne. Sie soll einen Ritter spielen und zum Ruhm der Branche große Taten vollbringen. Ihr Zeichen soll das Werkzeug der Gewürzhändler sein: die Mörserkeule.

Es kommt einiges durcheinander, wenn im Folgenden, parallel zum geprobten Stück der Bühnenprofis, Raffy mit Unterstützung ihrer Eltern als eine Art Don Quijote eine Ritterhandlung improvisiert. Wie Raffy sich mit heiligem Ernst als Heldin behauptet und wie die Schauspieltruppe dennoch versucht, ihr Stück zu spielen, das führt zu urkomischen Verwicklungen und Wandlungen, bis zum Schluss – das Theater siegt.

Francis Beaumont und John Fletcher waren neben Shakespeare überaus erfolgreiche Theaterdichter der elisabethanischen Zeit. Die meisten ihrer Stücke schrieben sie zusammen, so auch die aberwitzige Komödie „Der Ritter von der flammenden Mörserkeule“, der Originaltitel lautet „The Knight of the Burning Pestle“ (Der Ritter von der brennenden Keule). Heute wird das Stück von 1613 selten gespielt. Ein Jammer! Poetenpack-Regisseur Stefan Ebeling hat den Plot geschickt in die Gegenwart transformiert. Zwar sind es noch immer Kleinbürger, die die Narren abgeben, doch jetzt vertreten sie den Mainstream, sind satt und ignorant und alles dreht sich nur um sie.

Die permanenten Zwischenrufe des Paares aus dem Publikum und die Störmanöver ihrer Tochter amüsierten die einen und irritierten die anderen Zuschauer. Das Hin und Her war gelegentlich eine Herausforderung, wurde aber von den Schauspielern mit Bravour und großer Spielfreude gemeistert. Selbst wenige Gesten reichten beim Liebesakt unter Coronabedingungen, das Können unter Beweis zu stellen. Es war wieder ein Genuss – das Sommertheater in der Hecke. Mittlerweile ist es ein MUSS!

Vor der Aufführung gab Schauspieler Reiner Gabriel nicht nur eine kleine Einführung zum Stück, sondern auch Informationen über das Poetenpack. Die Theatercompagny feierte 2019 ihr 20-jähriges Bestehen, sie wird vom Kulturstadtverein seit vielen Jahren begleitet – anfangs noch auf wackligen Stühlen im Q-Hof in der Lennéstraße. Seit fünf Jahren präsentiert das Poetenpack den Theatersommer Sanssouci im Heckentheater am Neuen Palais. Die „Hecke“ wurde anlässlich des 300. Geburtstages Friedrich II. im Jahr 2012 wiederhergestellt.

Tipp: Mitte September 2020 wird nach siebenjähriger Sanierung das Schlosstheater im Neuen Palais mit dem Klassiker „Faust“ wiedereröffnet. Das Poetenpack spielt zusammen mit dem Theater aus Brandenburg an der Havel. Tickets können hier bestellt werden.

Radtour zur Mühle Langerwisch

Am Sonnabend, dem 18. Juli 2020, starteten fünf Radler zur 3. Fahrradtour in diesem Sommer am Bahnhof Rehbrücke. Schon die Anfahrt aus Golm oder der Potsdamer Innenstadt brachte einige Kilometer extra auf dem Zähler. Doch entlang der Heinrich-Mann-Allee kommt man bequem und sonnengeschützt, vorbei an der Siedlung Eigenheim und der Waldstadt, rasch zum Ausgangspunkt.
Unsere Tourenplanerin Jeannette Wachholz hatte den Panoramaweg Bergholz-Rehbrücke ausgewählt, der über den Langerwischer Weg durch idyllische Landschaften zur Mühle Langerwisch und anschließend über Michendorf nach Caputh führt. Dabei informierte sie an einzelnen Stationen über Geschichte und Besonderheiten der Region. Ärgerlich war das strikte Verbot der Eigentümer, das Gelände rund um die Langerwischer Paltrockwindmühle zu betreten und sie wenigstens von außen zu betrachten.
Am Ortseingang von Caputh zeigte uns Dirk Herbst einen Rundweg um den Caputher See. Die Badestelle war in der Mittagszeit noch idyllisch ruhig und bot den idealen Platz für Picknick und ein Fußbad. Anschließend radelten wir zur Caputher Fähre, um das beliebte Eis zu testen: es schmeckt immer noch lecker!
Die 26 km lange Radtour endete bei kühlem Bier und angeregtem Gespräch im Gartenlokal „Alter Tornow“ auf der Insel Hermanswerder.

Interessierte und Nutzer von komoot oder anderer GPS fähigen Geräte können die Tour-Datei (*.gpx) anfordern

Fahrradtour von Rehbrücke – Mühle Langerwisch – Caputh – Hermannswerder

Radtour zur Havelländischen Malerkolonie

Aktuell sind in Potsdam die Bilder der Landschafts- und Freilichtmaler von Claude Monet im Palais Barberini und Karl Hagemeister im Potsdam Museum im Fokus des Interesses. Doch die Potsdamer Kulturlandschaft hat noch viel mehr zu bieten. Sie erstreckt sich rund um den Schwielowsee und Werder als eine eiszeitlich geprägte, naturnahe Landschaft mit Bergen, Seen, Moore, Wiesen Bruch- und Kiefernwälder sowie Obstanlagen und Felder. Das zog Künstler an, die dort die „Havelländische Malerkolonie“ bildeten.

Am 27. Juni starteten zehn Vereinsmitglieder zur Kunst-Fahrradtour und freuten sich auf spannende Etappen. Die 1. Etappe ging durch die Templiner Vorstadt bis Caputh, zu Ralf Wilhelm Schmidts Galerie und Atelier. Der in Luckwalde geborene Künstler zeichnet einzig mit dem Bleisitft z.T. über zwei Meter große filigrane Tier und Naturbilder. Mit 40 Jahren sattelte er vom Forstwirt zum freien Künstler um und entfaltete sein Talent autodidaktisch. Mittlerweile verkauft er der leidenschaftliche Naturfreund sehr erfolgreich seine Bilder auch über den eigenen Onlineshop.

Das 2. Etappenziel war das Museum der Havelländischen Malerkolonie im Fercher Kossätenhaus. Kossät ist ein historischer Begriff, der eigentlich im norddeutschen Raum üblich war. Kössäten waren Kleinbauern – im Unterschied zu den Büdnern, den Landarbeitern. Und in Ferch gab es neben reichen Adligen, Taglöhner, Waldarbeiter, ganz wenige Fischer – und eben die Büdner und Kossäten.
Die Führung begann allerdings in der Fercher Fischerkirche, einer denkmalgeschützten, evangelischen Predigerkirche aus dem 17. Jahrhundert. Die Holzdecke des dreiachsigen Fachwerksaals ist als Tonne gewölbt und hat die Form eines auf dem Kopf liegenden Kahns (Kirchenschiff). Die Bemalung der Decke stellt das himmliches Reich dar und der schwebende Taufengel könnte als Galionsfigur des Schiffes gedacht sein.
Im Museum ist momentan die Ausstellung „Lichtstimmungen“ – Ansichten aus der Sammlung des Museums der Havelländischen Malerkolonie – zu sehen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Ferch als Ziel für Ausflügler und als Kur- und Badeort entdeckt. Die idyllische Lage am Schwielowsee zog viele Menschen an. Neben dem Maler Karl Hagemeister, der in Ferch bereits 1878 mit Carl Schuch malte, lebten Hans-Otto Gehrcke, die Künstlerfamilie Wacker, Otto von Kameke, Hans von Stegmann und Stein für längere Zeit an diesem Ort.

Das 3. Etappenziel war das Hotel und Restaurant Haus am See, speziell der Biergarten, wo wir zur Mittagsrast angemeldet waren. Nach der Stärkung führte die Abschlussetappe über Petzow und Geltow zurück bis ans Etappenziel, die Moschee in Potsdam.

Tipp: 25. Juli, um 11 Uhr Ausstellungseröffnung „Hiddensoer Künstlerinnenbund“ (1919-1933) im Museum der Havelländischen Malerkolonie, Beelitzer Str. 1, 14548 Schwielowsee OT Ferch

Große Inselrundfahrt um Potsdam

Die Schönheit der Flusslandschaft mit ihren Havelseen und den malerisch gelegenen Ortschaften der Potsdamer Kulturlandschaft erschließt sich dem Betrachter in der langsamen Bewegung – zum Beispiel per Schiff oder Rad. Schon der Große Kurfürst (1640-1688) unternahm von Potsdam aus mit seiner Yacht Touren über die Havel. Sein Statthalter Moritz von Nassau-Siegen kommentierte 1664 einen Planungsentwurf für die Insel Potsdam „Das gantze Eyland muß ein Paradies werden…“

Heute kann sich jeder bei der „Großen Inselrundfahrt“ davon überzeugen. Täglich startet ein Schiff der Potsdamer Schifffahrtgesellschaft im Hafen. Am 18. Juni waren 14 Vereinsmitglieder unter den Passagieren und genossen die ruhige Fahrt mit der MS Belvedere auf der Havel. Wir passierten die Insel Hermannswerder, die Ortschaft Caputh, den Fischer- und Weinort Werder, den Sacrow-Paretzer-Kanal im Norden von Potsdam, den Fahrländer- und Jungfernsee, den Tiefen See und die Neue Fahrt bis zur Hafeneinfahrt an der Langen Brücke.

Unterwegs erklärte der Kapitän die Sehenswürdigkeiten um Ufer der Havel. Darunter die Schlösser und Herrenhäuser der Hohenzollern, wie Schloss Caputh, der Neue Garten mit Schloss Cecilienhof und Marmorpalais, der Park Glienicke mit dem von Schinkel errichteten Casino und das Babelsberger Schloss. Aber auch viele weitere Sehenswürdigkeiten backbord und steuerbord wurden erklärt und aktuelle Bezüge nicht ausgespart. Nach vier Stunden mit ruhigem Gleiten auf der Havel konnten wir entspannt und trockenen Fußes den Heimweg antreten. Das Wetter war perfekt: warm und meist bewölkt.

Fahrradtour zur Kirscheninsel Töplitz

Auf ging’s am 10. Juni zur Fahrradtour durch die Potsdamer Kulturlandschaft zur Kirscheninsel Töplitz – die erste Vereinsaktivität nach der Corona-Zwangspause – unter Leitung von Vorstandsmitglied Dagmar Christl. Kontaktfreier Sport unter freiem Himmel ist erlaubt, ein Hygienekonzept nicht erforderlich.

Wir radelten durch die Lennésche Feldflur entlang an wunderschönen Mohnblumenfeldern bis Grube. Dort passierten wir die Wublitzbrücke und kamen durch Leest, nicht ohne einen Abstecher zum Storchennest. Von dort aus ging es weiter über die Felder bis zum Klosterweinberg. Den Weinberg durften wir leider wegen der Pandemievorschriften dieses Mal nicht erklimmen. So nutzten wir die Badestelle am Kleinen Zernsee zum Picknick.

Nach einer Erholungspause ging es auf dem Rückweg durch Leest, wo wir frisch gepflückte Kirschen im Straßenverkauf kaufen konnten, durch die Leester Heide, über die kleine Wublitzbrücke. Diese ist im Jahr 1999 ausschließlich für Radfahrer und Wanderer gebaut worden und stellt die Verbindung mit der Insel Töplitz her. Die Insel wurde während der Kolonisation im 17. und 18. Jahrhundert von Schweizer und süddeutschen Kolonisten besiedelt. Die Alt Töplitzer Kolonisten betrieben Seidenraupenzüchtungen auf Maulbeerbäumen und sponnen Seide. In Neu Töplitz gab es eine Schäferei, Weinbau und Tabakanbau.

Der Weg führte uns durch das Golmer Luch mit unüberhöhrbarem Froschquaken, durch Golm und entlang der Lindenallee. Die ca. 30 km lange Tour endete am Neuen Palais.

Fotoaktion #WelterbeVerbindet

Die Deutsche UNESCO-Kommission startete zum Welterbetag am 7. Juni 2020 einen Aufruf: „Werden Sie Teil des UNESCO-Welterbetags. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir eine bunte Bilderlandschaft rund um das Welterbe entstehen lassen und so die verbindende Kraft des Menschheitserbes darstellen! Gesucht werden Fotos von Bürgern und Gästen an und in „ihren“ Welterbestätten. Machen Sie mit!“

Unter dem Motto „Welterbe verbindet“ feiern wir den UNESCO-Welterbetag – erstmals digital! Viele der 46 Welterbestätten in Deutschland beteiligen sich. Erkunden, erfahren und experimentieren Sie mit!

Bis zum 15. Juni 2020 können Sie hier Ihr Foto – mit Ihnen an Ihrem Lieblingsplatz im Potsdamer Weltkulturerbe – hochladen
Gern nehmen wir weitere Aufnahmen in unsere Reihe auf. Schicken Sie uns Ihr Motiv per E-Mail.

 

Beiträge von Mitgliedern und Freunden des Kulturstadt Potsdam e.V.

IM DIALOG | Die SPSG im Gespräch mit Zielgruppen und Akteuren in den Gärten, v.l.n.r. Peer Straube (Potsdamer Neueste Nachrichten), Lars Schmäh (Stadtverwaltung Potsdam), Christina Kortz (Studierendenzeitung SpeakUp), Katrin Neumann (Moderation), Reiner Walleser (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg), Fides Mahrla (Kulturstadt Potsdam e.V.), Dirk Häusser (Mosaikwerkstätten), Sven Hannemann (SPSG, Fachbereichsleiter Park Sanssouci, Parkrevier I) © SPSG, Foto: Verena Mühlegger
© SPSG, Foto: Verena Mühlegger

Historische Gärten in Potsdam nachhaltig schützen

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) startete mit einer Auftaktveranstaltung am 6. November 2019 das Forschungsprojekt „Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur – Verantwortung“.

Historische Gärten standen und stehen für Tradition und Fortschritt in der Kulturgeschichte der Menschheit. Sie zeugen vom Wandel des Naturverständnisses, bilden Gesellschaftsmodelle ab, sind Orte der Bildung und der Erholung. Seit Jahrzehnten wird neben der Erholungs- und Bildungsfunktion die ökologische und ökonomische Relevanz des Kulturdenkmals Garten geachtet. Doch mit den Nutzungsbedürfnissen des 21. Jahrhunderts hat sich auch das Nutzungsverhalten deutlich verändert. Dies ist nicht nur in den Gärten der SPSG, sondern auch deutschland- und europaweit in historischen Parkanlagen zu beobachten. Damit erhöhen sich die Anforderungen an den Schutz und die Bewahrung dieses Kulturguts.

Wie kann die Wahrnehmung der historischen Gärten als wertvolle Orte der engen Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Natur, Erholung und Bildung, Ökonomie und kultureller Identifikation geschärft werden? Wie kann die Gesellschaft mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe der historischen Gärten übernehmen – und was können die historischen Gärten der Gesellschaft zurückgeben? Welche Möglichkeiten und Impulse für künftiger Erholungs-, Nutzungs- und Bildungspotentiale sind denkbar?

Beim Auftaktkolloquium am 6. November 2019 wurden diese Fragestellungen im Sinne einer Bestandsaufnahme aus der Sicht von Wissenschaft, Politik und Verwaltung mit Nutzern und Bürgern diskutiert. Aus den Erkenntnissen und Denkanstößen dieses Kolloquiums sollen Möglichkeiten einer sensiblen Nutzung und Vermittlung im Sinne eines respektvollen und angemessenen Umgangs mit dem Kulturgut Garten erarbeitet werden. Darüber hinaus sollen gemeinschaftlich erste Ideen und Impulse für neue Formen und Formate der Aneignung entwickelt werden, die ein neues Nachdenken über den sorgsamen Umgang mit der gestalteten Natur befördern können.

 

© SPSG, Foto: Verena Mühlegger

Während der Auftaktveranstaltung am 6. November 2019 des DBU-Forschungsprojekts „Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur – Verantwortung“ führte die SPSG einen offenen Dialog mit Zielgruppen und Akteuren in den Gärten, v.l.n.r. Peer Straube (Potsdamer Neueste Nachrichten), Lars Schmäh (Stadtverwaltung Potsdam), Christina Kortz (Studierendenzeitung SpeakUp), Katrin Neumann (Moderation), Reiner Walleser (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg), Fides Mahrla (Kulturstadt Potsdam e.V.), Dirk Häusser (Mosaikwerkstätten), Sven Hannemann (SPSG, Fachbereichsleiter Park Sanssouci, Parkrevier I).

Statement von Fides Mahrla, Vorsitzende Kulturstadt Potsdam e.V.

Für den Kulturstadt Potsdam e.V. ist das Welterbe nicht verhandelbar. Unstrittiger Konsens unter den Mitgliedern sind die Einhaltung der Parkordnung und die konsequente Sanktionierung von Verstößen dagegen. Wir wünschen uns die vorbehaltlose Unterstützung der Stadt für den Erhalt der Historischen Gärten und sind gegen eine weitere Übernutzung der Anlagen durch Freizeitaktivitäten.
Für die Finanzierung des Pflegeaufwands schlagen wir einen Parkeintritt über Tages- und Jahrestickets vor. Damit verbinden wir das Ziel, dass der Aufenthalt in einem Park wie Sanssouci oder dem Neuen Garten wieder zu etwas Besonderem wird. Frei werdende Mittel sollte die wachsende Stadt Potsdam in die Entwicklung ihrer eigenen Freiflächen stecken – zum Beispiel in eine Badestelle am Luftschiffhafen.

 

 

Dankeschön-Führung durch die zweite barocke Stadterweiterung

Der Kulturstadt Potsdam e. V. bedankte sich bei den Unterstützern seines Spendenaufrufes (1) zur Sicherung des technischen Betriebs von Potsdam-Wiki (2) mit einer exklusiven Führung am 11. September durch die „Zweite Stadterweiterung“. Dieser Spaziergang führte uns in das Potsdam des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. Er hatte 1722 eine erste Stadterweiterung in Auftrag gegeben. 1733 folgte eine zweite. 600 Bürgerhäuser wurden gebaut, um Unterkünfte für Soldaten und Bürger zu schaffen. Start war am Brandenburger Tor an der Spieluhr zum stündlichen Glockenspiel „Im Frühling“ von Hanns Eisler (Text: Bertolt Brecht).

Der Spaziergang begann in der Brandenburger Straße im Hof des Luisenforum mit dem alten Schornstein und Wirtschaftsgebäude der Seifensiederei der Gebrüder Nürrenbach und führte in die Hermann-Elflein-Straße vorbei an der Gaststätte „Dreimädlerhaus“, mit Zwischenstopp im studentischen Kulturzentrum (Kuze) zum Museumhaus „Zum Güldenen Arm“. Weiter ging es entlang der Hegelallee bis zum Jägertor, in die Lindenstraße bis zum Kommandentenhaus und durch die Gutenbergstraße in die Jägerstraße 39. Das restaurierte Haus zeigt die historische Fachwerkfassade aus dem 18. und die daraufliegende Putzfassade aus dem 19. Jahrhundert. Die Städtische Musikschule gegenüber wurde 1838 wurde unter Mitwirkung von Karl Friedrich Schinkel in klassizistischem Stil als Armen- und Freischule erbaut. Am Nauener Tor vorbei war unser nächster Halt vor der „Großen Stadtschule“ in der Friedrich-Ebert-Straße 17. Der Balkon ist geschmückt mit der römischen Jahreszahl 1739 und den goldenen Initialen des Königs Friedrich Wilhelm I. Er führte die allgemeine Schulpflicht in Preußen ein.

Wir überquerten die Brandenburger Straße und bogen rechts in die Charlottenstraße ein. Sie bildet die Grenze zwischen der ersten und zweiten Stadterweiterung. Das Königliche Ordonnanzhaus (Charlottenstraße 31) ist heute die Spielstätte des Kabaretts Am Obelisk. Die Alte Wache an der Ecke Lindenstraße wurde 1795 von Friedrich Wilhelm II. als Geschenk an sein ehemaliges Regiment „Prinz von Preußen“ in Auftrag gegeben. Ein Medaillon zeigt den Bauherrn und Stifter. Das Gebäude wurde 2006 durch die Commerzbank restauriert, die dort 1990, wenige Tage nach der Währungsunion, ihre erste Potsdamer Filiale eröffnet hatte.

Der Spaziergang endete am Restaurant „Alter Stadtwächter“ in der Schopenhauer Straße 33. Am Haus ist ein Stück Stadtmauer aus dem Jahr 1722 zu sehen. Ab 1733, nach der Verschiebung der Stadtgrenzen, diente das Gebäude den Garde-Ulanen als Stall- und Pferdelazarett, Wärmestube und Gaststätte.  Seit 2017 bieten die Mitglieder des Kulturstadt Potsdam e.V. im „Alten Stadtwächter“ jeden ersten Mittwoch im Monat einen Willkommensabend für Neu-Potsdamer an.

 

(1) Unser Verein hat erstmals um eine Spende zur Sicherung des technischen Betriebes gebeten, weil uns ein externer Dienstleister helfen muss. Aufgrund der umfangreichen Daten (Bilder und Texte) ist eine regelmäßige professionelle IT-Betreuung notwendig. Die Redaktion (Autoren, Lektoren, Fotografen) arbeitet wie bisher komplett ehrenamtlich und die Netzhaus AG stellt den Speicherplatz zur Verfügung.

(2) www.Potsdam-Wiki.de ist ein kostenfreies Online-Lexikon über Potsdam mit rund 1.800 Artikeln, das durch den Kulturstadt Potsdam e.V. getragen wird. Es wurde weltweit schon mehr als 18 Millionen Mal aufgerufen und ist damit eines der meistgenutzten Internetportale Brandenburgs. Das ist die beste Werbung für unsere Stadt nach außen. Als Mitmach-Projekt wirkt unser Wiki aber auch nach innen. 400 Potsdamer haben als Autoren Wissen beigesteuert.