Radtour zur Havelländischen Malerkolonie

Aktuell sind in Potsdam die Bilder der Landschafts- und Freilichtmaler von Claude Monet im Palais Barberini und Karl Hagemeister im Potsdam Museum im Fokus des Interesses. Doch die Potsdamer Kulturlandschaft hat noch viel mehr zu bieten. Sie erstreckt sich rund um den Schwielowsee und Werder als eine eiszeitlich geprägte, naturnahe Landschaft mit Bergen, Seen, Moore, Wiesen Bruch- und Kiefernwälder sowie Obstanlagen und Felder. Das zog Künstler an, die dort die „Havelländische Malerkolonie“ bildeten.

Am 27. Juni starteten zehn Vereinsmitglieder zur Kunst-Fahrradtour und freuten sich auf spannende Etappen. Die 1. Etappe ging durch die Templiner Vorstadt bis Caputh, zu Ralf Wilhelm Schmidts Galerie und Atelier. Der in Luckwalde geborene Künstler zeichnet einzig mit dem Bleisitft z.T. über zwei Meter große filigrane Tier und Naturbilder. Mit 40 Jahren sattelte er vom Forstwirt zum freien Künstler um und entfaltete sein Talent autodidaktisch. Mittlerweile verkauft er der leidenschaftliche Naturfreund sehr erfolgreich seine Bilder auch über den eigenen Onlineshop.

Das 2. Etappenziel war das Museum der Havelländischen Malerkolonie im Fercher Kossätenhaus. Kossät ist ein historischer Begriff, der eigentlich im norddeutschen Raum üblich war. Kössäten waren Kleinbauern – im Unterschied zu den Büdnern, den Landarbeitern. Und in Ferch gab es neben reichen Adligen, Taglöhner, Waldarbeiter, ganz wenige Fischer – und eben die Büdner und Kossäten.
Die Führung begann allerdings in der Fercher Fischerkirche, einer denkmalgeschützten, evangelischen Predigerkirche aus dem 17. Jahrhundert. Die Holzdecke des dreiachsigen Fachwerksaals ist als Tonne gewölbt und hat die Form eines auf dem Kopf liegenden Kahns (Kirchenschiff). Die Bemalung der Decke stellt das himmliches Reich dar und der schwebende Taufengel könnte als Galionsfigur des Schiffes gedacht sein.
Im Museum ist momentan die Ausstellung „Lichtstimmungen“ – Ansichten aus der Sammlung des Museums der Havelländischen Malerkolonie – zu sehen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Ferch als Ziel für Ausflügler und als Kur- und Badeort entdeckt. Die idyllische Lage am Schwielowsee zog viele Menschen an. Neben dem Maler Karl Hagemeister, der in Ferch bereits 1878 mit Carl Schuch malte, lebten Hans-Otto Gehrcke, die Künstlerfamilie Wacker, Otto von Kameke, Hans von Stegmann und Stein für längere Zeit an diesem Ort.

Das 3. Etappenziel war das Hotel und Restaurant Haus am See, speziell der Biergarten, wo wir zur Mittagsrast angemeldet waren. Nach der Stärkung führte die Abschlussetappe über Petzow und Geltow zurück bis ans Etappenziel, die Moschee in Potsdam.

Tipp: 25. Juli, um 11 Uhr Ausstellungseröffnung „Hiddensoer Künstlerinnenbund“ (1919-1933) im Museum der Havelländischen Malerkolonie, Beelitzer Str. 1, 14548 Schwielowsee OT Ferch