Neujahrsempfang auf Hermannswerder

Für den 14. Januar 2024 hatte der Vorstand zum Neujahrsempfang auf die Insel Hermannswerder eingeladen. Wir waren zu Gast bei der Hoffbauer Stiftung. Vereinsvorsitzende Fides Mahrla begrüßte die Mitglieder und wünschte allen für 2024 Gesundheit und Glück. Der Verein wählt für seine Neujahrsempfänge gern Orte, die in der Geschichte eine besondere Rolle gespielt haben, und die eigentlich nicht öffentlich zugänglich sind. Vorstandsmitglied Olaf Gutowski stellte den Kontakt zur Hoffbauer Stiftung her, die dann auch mit einem Chorauftritt und einem Vortrag für einen gelungenen Jahresauftakt sorgte.

Jugendchor begeisterte

Den ersten Teil gestaltete die Junge Kantorei des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder, die mit ihrem Auftritt alle Zuhörer in festliche Stimmung versetzte. Sichtlich bewegt bedankte sich Fides Mahrla bei den jungen Sängerinnen und Sängern für die künstlerisch überzeugende Leistung. Die musische Erziehung bildet am Evangelischen Gymnasium einen Schwerpunkt. Es gibt einen Kinderchor, einen Jugendchor und eine Junge Kantorei. Unser Verein spendete anlässlich des Jahresempfanges 500 Euro für die Chorarbeit. Die Förderung der Kultur in Potsdam, insbesondere des Nachwuchses, ist Satzungszweck des Kulturstadt Potsdam e.V.

Über 150 Jahre wechselvolle Geschichte

Frank Hohn, Vorstandsvorsitzender der Hoffbauer-Stiftung, hielt im Anschluss einen Festvortrag zum Thema: „Die Hoffbauer-Stiftung auf dem Weg durch die Zeit“. Er gestaltet seit vielen Jahre die Geschichte selbst mit und nutzte diese Jahre auch, um Zeitzeugen-Interviews zu führen. So gelang ihm ein spannender Vortrag mit kleinen Anekdoten vor ernsthaftem Hintergrund. Eine private Stiftung zu gründen, ihr einen Sinn zu geben und sie über die Wirrungen der Geschichte zu bringen, das hätte genug Stoff für einen Roman geboten. Frank Hohn ist es gelungen, uns die Hoffbauer Stiftung mit einer Kurzfassung nahezubringen. Viele Mitglieder kennen Hermannswerder bereits. Im Rahmen unserer Reihe „Kultur zum Anfassen“ zeigte uns Stadtführer Robert Leichsenring im Sommer 2023 die Insel als sein Zuhause.

Während des Vortrages von Frank Hohn hatten wir die Zeit vergessen. Nach insgesamt eineinhalb Stunden Stillsitzen freuten sich jetzt alle darauf, miteinander ins Gespräch zu kommen. Mit großem Dank an die Gastgeber entließ Fides Mahrla die Mitglieder ins Foyer, wo die Sektgläser schon gefüllt waren. Dagmar Christl, Karin Hennig, Frank Schröder sowie Ilona und Harald Höckele wirkten hierbei als fleißige Helfer im Hintergrund.

Vereinsstammtisch zum Thema PotsdamWiki

Bei unserem Vereinstammtisch am 6. November 2023 ging es um PotsdamWiki. PotsdamWiki ist eine freie Datenbank für Geschichte und Kultur der Stadt Potsdam. Wir nutzen die Software von Wikipedia. Die Wissenssammlung wurde 2006 vom Kulturstadt Potsdam e.V. ins Internet gestellt und wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter gepflegt. Jeder kann mitmachen: Als ehrenamtlicher Redakteur, als Korrekturleser oder als Fotograf.  Jeder nach seinen Interessen und jeder, so viel er mag. Im Laufe der Jahre sind dabei 1800 Artikel über Potsdamer Gebäude, Persönlichkeiten und Begebenheiten zusammengekommen. Über 8 Millionen Menschen haben mindestens einen Artikel gelesen.

Wir haben in diesem Jahr eine Software-Aktualisierung vorgenommen, so dass PotsdamWiki jetzt ganz leicht zu nutzen und zu bearbeiten ist. Fides Mahrla und Bolko Bouché präsentierten das Wiki und seine Nutzung:

1. Als Leser haben Sie drei Möglichkeiten, sich durch die Wissenssammlung zu navigieren:

  • Über „Zufälliger Artikel“.
  • Durch Suche im „Themenportal“
  • Über die Volltext Suche, Textfeld „PotsdamWiki durchsuchen“, oben im blauen Balken.
    Zum Beispiel: Sie können den Straßennamen eingeben, wenn Sie alles über Ihre Straße erfahren wollen.

2. Sie können einen Artikel bearbeiten.
Dafür müssen Sie sich rechts im blauen Balken „Anmelden“.
Sie können sich mit Ihrem Namen anmelden oder sich einen Namen ausdenken.
Nach der Anmeldung erscheint unter „Aktionen“ ein Untermenü mit „Bearbeiten“.
Die Textbearbeitung ist so einfach wie in „Word“.

3. Sie können ein Bild hochladen.
Sie müssen dafür angemeldet sein.
Sie gehen auf den Artikel, zu dem das Bild gehören soll.
Sie gehen auf Einfügen, Untermenü Bilder und Medien.

4. Sie können nichts falsch machen.
Alle Versionen werden aufbewahrt, Änderungen können problemlos rückgängig gemacht werden.
So geht es: Unter „Aktionen“ die „Versionsgeschichte“ anzeigen lassen.
Gewünschte Aktionen mit Mausklick aktivieren.
„Versionen vergleichen“ anklicken.

5. Das müssen Sie beachten:
Denken Sie an das Urheberrecht und das Recht am eigenen Bild.
Verwenden Sie nur eigene Texte und Bilder.
Abgebildete Personen müssen mit der Veröffentlichung einverstanden sein.

Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit. Wenn Sie Hilfe brauchen, melden Sie sich bitte entweder/oder bei:
Fides Mahrla: verein@kulturstadt.potsdam.de
Bolko Bouché: presseinfo@kulturstadt.potsdam.de
Bei Bedarf laden wir Anfang 2023 die Anwender zu einem Einsteiger-Seminar.

Hoch hinaus mit PotsdamWiki

Im Juni 2023 durften wir zum Fotografieren für das PotsdamWiki auf den Turm der Garnisonkirche steigen.
Hier ein kleiner Vorgeschmack: Weitere Motive sind im PotsdamWiki zu finden.

Erkundung im „vergessenen“ Park

Nachdem im Mai Dr. Carsten Leßner bei unserem Vereinsstammtisch zu Gast war, erlebten wir ihn nun vor Ort. Dr. Leßner ist im Ehrenamt Vorsitzender vom Wildpark-Verein. Beruflich leitet er die Oberste Jagd- und Forstbehörde des Landes Brandenburg, die beim Landwirtschaftsministerium angesiedelt ist. Und privat geht er regelmäßig im Wildpark Potsdam zur Jagd.

Bei einer Führung am 8. Oktober stellte er unseren Mitgliedern seinen Wildpark als Denkmal im Bereich des UNESCO-Weltkulturerbes vor. Der Wildpark ist mit 875 Hektar Fläche ungefähr dreimal so groß wie der Park Sanssouci. Auf der gut zweieinhalbstündigen Wanderung sahen wir davon auch nur einen kleinen Teil. Dr. Leßner sprach über die Geschichte des Wildparks als königliches Jagdgebiet, angelegt nach Plänen von Peter Joseph Lenné. Wir lernten, die historischen vierreihigen Baumalleen zu entdecken, die jetzt langsam absterben und erneuert werden müssen. Zuvor erbringen sie Totholz aber noch eine wertvolle Biotop-Leistung für den Wald.

Carsten Leßner erläuterte seine Sicht auf die spannungsreiche Beziehung von Forstwirtschaft und Jagd: Zuviel Wild verhindert die Walderneuerung, weil junge Laubbäume gefressen werden. Er sprach über die Rückkehr des Wolfs, den er trotz seiner eigenen Jagdleidenschaft nicht als Bedrohung ansieht. Außerdem über die „zivile“ Nutzung des Potsdamer Wildparks durch Spaziergänger, Jogger und Radfahrer, die leider auch mit Müll- und Vandalismusproblemen verbunden ist. Weitere Themen waren: Historische Bauwerke im Park, Waldschule für Grundschüler, Wildschweine und Wildschweinpest, Konkurrenz ums Grundwasser, weiße Hirsche und der Wunsch nach einer Fußgängerbrücke über die Eisenbahn.

Beim Thema Waldumbau – Laub- statt Nadelwald – stellte Carsten Leßner uns den Eichelhäher als emsigen Helfer vor. Diese schönen Vögel können bis zu zehn Eicheln in ihrem Kropf sammeln. Sie verstecken sie und tragen damit erheblich zur Ausbreitung der Eichenwälder bei. Er sagte: „Sie vergessen die Eicheln nicht, sondern betreiben damit Daseinsvorsorge.“

Über 30 Vereinsmitglieder hörten aufmerksam zu. Wir haben aus erster Hand eine Menge Wissenswertes erfahren, was sicher auch ein bisschen Einfluss auf das eigene Verhalten haben wird. Zum Beispiel: Langlebiges Holz im Wohnbereich verwenden, anstelle kurzlebiger Spanplatten. Der Kulturstadt Potsdam e.V. bedankte sich beim Förderverein Wildpark mit einer Spende. Vielleicht kommen wir so der Brücke über die Eisenbahn ein kleines Stück näher?

Stammtisch mit Andreas Kitschke

Der Baufachmann, Denkmalpfleger und Kirchenhistoriker Andreas Kitschke war am 4. September beim Vereinsstammtisch in der Kirche am Neuendorfer Anger zu Gast. Sein Thema lautete: der Potsdamer Lustgarten (1945-2014). Natürlich fing die Geschichte bei ihm nicht im Jahre 45 an, sondern beim ersten Renaissancegarten, beim Kurfürsten und seinem Pomeranzenhaus (später Marstall, heute Filmmuseum). Es folgte der Soldatenkönig. Andreas Kitschke mag die Bezeichnung nicht, weil dieser König bekanntlich keine Kriege führte. Aber Friedrich Wilhelm I. machte den Lustgarten platt für seinen Exerzierplatz.

Kriegszerstörungen, der politisch motivierte Schlossabriss, Stadionbau, Aufmarschstrecke mit Liebknecht-Forum sowie ein Theaterbau, der in der DDR begonnen wurde, waren seine Themen für die Zeit bis zum Mauerfall.

Er hat die Wiederherstellung der historischen Mitte immer vehement befürwortet, deshalb erlaubt er sich auch Kritik an Neubausünden, namentlich an der Blu-Fassade und der neuen Speicherstadt, die er als Störung der historischen Sichtachse vom Brauhausberg aus empfindet.

Auch der neue Lustgarten ist nicht sein Lieblingskind: Zu viel Beton, zu eckig. Dabei hatten die Gestalter zur Bundesgartenschau 2001 gerade auf historische Bezüge verwiesen. Andreas Kitschke war 2014 an einer „Planungswerkstatt im Dialog – Lustgarten“ als Gutachter beteiligt, bei der sieben Planungsbüros ihre Entwürfe eingereicht hatten. Ziel war es, nochmals den Lustgarten anzufassen, um ihn bürgerfreundlicher zu machen, Stichwort: Mehr Grün. Es gab damals eine Infobox und 80.000 Besucher auf einer eigens angelegten Website. Andreas Kitschke sagt: „Danach hat man nie wieder etwas von den Plänen gehört.“

Text und Foto Angerkirche: Bolko Bouché | Fotos vom Lustgarten: Dr. Peter-Michael Bauers

20 Jahre Kulturstadt Potsdam e.V.

Die Vereinsmitglieder feierten am 19. August 2023 ihr traditionelles Sommerfest und begingen gleichzeitig ihr Gründungsjubiläum. Wir waren zu Gast beim Bauverein Winzerberg e.V. und genossen die Abendsonne an festlich gedeckten Tischen. Wie gewohnt hatten die Mitglieder mit Spezialitäten aus der eigenen Küche zu einem reich gedeckten Tisch beigetragen. Dazu gab es Fleisch vom Grill. Bis zum Einbruch der Dunkelheit verbrachten die Mitglieder und ihre Gäste einen wundervollen Sommerabend mit Musik vom Potsdamer Jazzduo Wallbrecht und angeregten Gesprächen. Unter unseren Gästen waren Marc Jumpers, Leiter des Fachbereichs Denkmalschutz der Stadt Potsdam, und Dr. Uwe Koch, Präsident von Europa Nostra Deutschland sowie Vorstände der mehrerer Kulturerben-Vereine der Stadt Potsdam.

Vorsitzende Fides Mahrla und Vorstand Bolko Bouché erinnerten an die Gründungsgeschichte. Die beiden hatten damals Personen aus ihrem privaten Bekanntenkreis für eine Vereinsgründung geworben und so überaus engagierte Gründungsmitglieder gefunden. So sind Karin Hennig, Peter Schultheiß und Helmut Götschmann bis heute im Verein aktiv. Bis heute aktives Vorstandsmitglied ist Dr. Frank Dietrich, der leider beim Sommerfest nicht dabeisein konnte.

Der Verein wurde seinerzeit gegründet, um durch bürgerschaftliches Engagement die Bewerbung Potsdams als Kulturhauptstadt Europas zu unterstützen. Bekanntlich machte damals die Stadt Essen das Rennen, aber die Begeisterung der Vereinsmitglieder für ihre Stadt hielt an und sie suchten sich neue Aufgaben. Mehr darüber lesen Sie hier.

Das Vereinsjubiläum wurde genutzt, um das aktualisierte www.Potsdam-Wiki.de vorzustellen. Der Online-Stadtführer ist jetzt auch über Handy gut nutzbar, und die Eingabe wurde vereinfacht. Auch Seite www.Kulturerben-Potsdam.de hat ein Update erfahren. Dort werden ab 2024 die Veranstaltungstermine der über 40 Kulturerbenvereine zu lesen sein.

Dem Kulturstadtverein gehören rund 140 Mitglieder an, ein großer Teil von ihnen schon über viele Jahre. Darauf sind wir stolz. Wir suchen zusätzlich aktiven Nachwuchs für unsere Projekte, zum Beispiel ehrenamtliche Redakteure, Fotografen und Korrektoren für Potsdam-Wiki. Dafür muss man kein Vereinsmitglied sein.

Wir bedankten uns bei den Gastgebern vom Winzerberg e.V. für die Gastfreundschaft mit einer Spende. Das Geld wird verwendet, um historische Eisenvasen nachgießen zu lassen.

Impressionen vom Sommerfest 2023 – Fotos von Hans-Jürgen Krackher und Bolko Bouché

Führung Hermannswerder

Mit Robert Leichsenring hatte der Kulturstadt Potsdam e.V. nicht nur einen professionellen Gästeführer für die Besichtigung der Halbinsel Hermannswerder am 20. Juni 2023 gewonnen, sondern auch einen echten Inselbewohner, der mit Sachkunde und Humor die Spuren der Geschichte deutete.

Leidenschaft fürs Detail

Mit Leidenschaft fürs Detail berichtete Robert Leichsenring über die Nebengebäude, über die nirgends etwas geschrieben steht. Zum Beispiel über den alten Gutshof, der schon bei den Diakonissen zur Selbstversorgung diente, Viehhaltung gehörte selbstverständlich dazu. Und auch die sowjetische Seuchenklinik, die nach dem Krieg bis in die 1990-er Jahre hinein einen großen Teil der Insel für sich beanspruchte, hielt eigenes Vieh, zum Beispiel Schweine. Insel-Bewohner erinnerten sich, dass sie im Tausch gegen zwei Magazin-Hefte – mit der Abbildung nackter Frauen – von Soldaten zwei Kaninchen erhalten hatten.

Schleifspuren auf der Fensterbank

Auch zur zivilen Wäscherei, die von Diakonissen-Schwestern betrieben wurde, wusste Robert Leichsenring Anekdoten zu berichten. So brachten sowjetische Militärangehörige täglich große Mengen Krankenhauswäsche zu den Schwestern. Die Wäschekörbe reichten sie immer durch eines der Fenster, wovon heute noch die Schleifspuren auf dem Backstein der Fensterbank zeugen. Dass die Soldaten die Wartezeit nutzten, um Heimatorte und Jahreszahlen in den Backstein zu ritzen, ist sicher nicht weiter erstaunlich. Jedoch wunderten sich einige Vereinsmitglieder, wie das in mehreren Metern Höhe geschehen konnte. Unser Gästeführer war um die Antwort nicht verlegen: „Die Soldaten müssen auf der Ladefläche gestanden haben, während sie auf die Wäscheausgabe warteten. Die Lastwagen sind direkt ans Haus gefahren, man sieht das auch an den Schleifspuren an der Fassade.“

Impfampulle im Müll

Die Sowjets hinterließen auch große Mengen Müll auf der Insel hinterlassen. Robert Leichsenring hat seinen Garten umgegraben und dort Impfampullen gefunden, was ihn sehr gefreut hat. „Für Archäologen sind Müllhalden ein wichtiger Quell der Erkenntnis“, begründete er. Auch wenn seine Funde – eine DDR-Milchtüte war auch dabei – nicht überaus spektakulär waren. Es sind noch genügend Müllberge da, um weitere Dinge herauszufinden.

Lebendiger Geschichtsunterricht

Wir erlebten zwei Stunden lebendigen Geschichtsunterricht, bei Robert Leichsenring. Der Gästeführer verriet uns, dass wir seine ersten Gäste auf dieser Tour waren. Obwohl er die Hermannswerder-Tour schon lange im Angebot hat, wurde sie noch nie gebucht. Das Interesse unter den Mitgliedern des Kulturstadt Potsdam e.V. war ungebrochen, so dass am 8. August ein 2. Inselrundgang stattfand und für 2024 ein weiterer geplant ist. Und wer die Geschichte auf eigene Faust erforschen will, findet bei Potsdam-Wiki einen guten Einstieg.

Zur Bildergalerie vom 20. Juni 2023:

Impressionen vom 2. Inselrundgang am 8. August 2023:

Neujahrsempfang

Einer Tradition folgend, besondere Orte für den Neujahrsempfang zu nutzen,  hatte sich der Kulturstadtverein dieses Mal im Geoforschungszentrum auf dem Telegrafenberg getroffen. Es war der 10. Neujahrsempfang.

Über 80 Mitglieder, Freunde und Gäste waren der Einladung am 14. Januar 2023 gefolgt. Besonders herzlich begrüßte Vereinsvorsitzende Fides Mahrla Vertreter von Kulturerbenvereinen. Das sind Vereine, die sich in Potsdam um die Bewahrung eines Baudenkmals, Gartendenkmals oder Technischen Denkmals kümmern. Unser Verein ist Partner der Kulturerben bei der Koordinierung gemeinsamer Veranstaltungen, zum Beispiel des Kulturerbenfestes.

Wissenschaftsgeschichte im Festvortrag

Den Vortrag zum Neujahrsempfang hielt Dr. Ludwig Grunwaldt.  Er ist unser Vereinsmitglied, war langjähriger Mitarbeiter am Geoforschungszentum Potsdam und ist aktives Mitglied in den Fördervereinen Großer Refraktor und Optischer Telegraf. Sein Vortragsthema war: „Interessante Bauten – große Namen: die wissenschaftlichen Hauptgebäude auf dem Telegrafenberg“

Die wesentlichen historischen Wissenschaftsbauten auf dem Potsdamer Telegrafenberg entstanden im Zeitraum 1876/79 bis 1921/24. Heute tragen sie Namen berühmter Forscher, die hier wirkten. In einem kurzen Überblick wurden die Gebäude und ihre Namensgeber vorgestellt. Der Referent erklärte anschaulich Experimente und Entdeckungen, mit denen die Wissenschaftler in die Geschichte eingegangen sind.

Spende an Kultür Potsdam e.V.

Auch eine Tradition ist es, zum Neujahrsempfang einen Kulturverein in Potsdam mit einer Spende zu bedenken. So haben wir bisher die Musikschule, die Klinikclowns, den Museumsverein, den Förderverein der Friedenskirche oder die Kammerakademie gefördert. Dieses Mal ging ein Scheck an den Kultür Potsdam e.V. Dieser Verein ermöglicht Menschen mit einem geringen Einkommen den Besuch von Kultur-, Sport- und Freizeitveranstaltungen. Kultür-Vorsitzende Ricarda Delock und Mitarbeiterin Kristin Geschwäntner nahmen einen Scheck über 500 Euro in Empfang. Das Geld wird für die Erneuerung der Datenbanksoftware eingesetzt.

Stellungnahme zur Parkfinanzierung

Vereinsvorsitzende Fides Mahrla informierte über eine Stellungnahme, die unser Verein zu den freiwilligen Zahlungen der Stadt Potsdam an die Schlösserstifung abgegeben hatte. „Wenn wir die Million weiterzahlen, geht es unter anderem auch zu Lasten der eigenen Parks und Grünflächen, darunter Welterbeparks wie die Alexandrowka“, argumentiere sie. „Für den Volkspark heißt das, dass etwa die Skateranlage und die Sportflächen nicht wie notwendig instandgehalten werden können.“

Im Anschluss an den Neujahrsempfang, bei dem die Gäste bei Sekt und Salzgebäck über Gewesenes und Geplantes plauderten, führte Ludwig Grunwaldt Interessierte über den Telegrafenberg.

Zu Gast in der Kellertorwache

In unserer Reihe „Kultur zum Anfassen“ waren wir am  5. Oktober 2022 zu Gast in der Kellertorwache. Das Kellertor bildete einst den östlichen Eingang in den Stadtkanal und war eines der insgesamt zehn Stadttore. Im benachbarten Zollhaus hatte eine Militärwache ihren Sitz. Ein Inspektor kassierte von den Händlern Zoll für allen Waren, die sie in Potsdam verkaufen wollten. Das Wachhaus aus dem Jahr 1788 wurde 1945 durch russischen Artillieriebeschuss zerstört und die Ruine 1963 abgetragen.

Wir wurden an der neuen Kellertorwache vom Hausherrn empfangen und durch Haus und Hof geführt. Der Historiker Willo Göpel und seine Familie haben das Grundstück von der Stadt gekauft und darauf ab 2014 ein privates Wohnhaus errichtet. Die Straßenseite wurde nach alten Fotografien und Aufmaßzeichnungen in Abstimmung mit dem Denkmalschutz wieder hergerichtet. Die Hofseite ist im Stile eines Landhauses mit großer Fensterfront gestaltet. Willo Göpel sagte: „Die Schauseite war auf die Berliner Straße ausgerichtet. Wie es hinten aussah, war dem König egal.“ Er hat dort heute einen schönen Bauerngarten.

Das kleine Tor links neben der Kellertorwache ist passierbar, denn nur ein kleiner Teil des Grundstücks ist Privatgarten von Familie Göpel. Der größere Teil ist frei zugänglich, dort befinden sich ein kleiner Kinderspielplatz und eine Einsetzstelle für Kanus.

Willo Göpel ist Geschäftsführer des Vereins Potsdamer Stadtschloss e.V., der mit Spendengeldern den Figurenschmuck des früheren Stadtschlosses wiederherstellt. Jüngstes Beispiel sind die goldenen Putten an der Fahnentreppe.

Als Vorstand des Bauvereins Potsdamer Stadtkanal 1922 e.V. setzt sich Göpel für die Wiederherstellung des historischen Kanals ein. Der Bauverein gehört zu den Kulturerben, einer Interessengemeinschaft von Vereinen, die ein Baudenkmal in Potsdam in ihrer Obhut haben. Unser Verein unterstützt die Kulturerben bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit.

Unsere kleine Sammlung beim Besuch der Kellertorwache brachte 111 Euro ein. Wir haben das Geld an den Bauverein übergeben. Es ist ein Beitrag für die geplante Aufstellung eines Schaukastens.

v.l.n.r.: Olaf Gutowski, Matthias Finken, Fides Mahrla, Bolko Bouché, Karin Hennig, Dagmar Christl, Dr. Frank Dietrich, Jeanette Wachholz (sitzend)

Vorstandswahlen

Am 21. September 2022 wurde bei der Mitgliederversammlung die Entwicklung des Vereins von 2018 bis zum Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 und danach bis heute reflektiert. Wie überall mussten neue Formen der Vereinsaktivitäten durch den Wegfall von Präsenzveranstaltungen, mit Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften organisiert werden. Trotz der schwierigen Umstände konnten wir neue Mitglieder gewinnen. Im April 2018 – anlässlich unserer letzten Mitgliederversammlung – zählten wir 119 Mitglieder, aktuell sind wir auf 141 Vereinsmitglieder angewachsen.

Digitale Treffen

Ab Dezember 2020 trafen wir uns virtuell via Zoom. Beim ersten Treffen tauschten wir uns über „Freizeittipps in der Coronazeit“ aus. Es folgten mehrere virtuelle Monatstreffen mit externen Gästen, wie Enrico Bellin (LAGA Beelitz 2022), Christian Müller-Lorenz (Kulturland Brandenburg), Dr. Sigrid Sommer (20 Jahre BUGA 2001) u.v.m.

Open Air

Die Sommermonate nutzen wir bei Führungen und Hintergrundgesprächen mit engagierten Unternehmern, Künstlern und Ehrenamtlichen in unserer Reihe „Kultur zum Anfassen“ zum Auftanken und besuchten zum Beispiel den Pleasureground im Park Glienicke, den Forschungscampus Babelsberg oder den „Wald der Erinnerungen“ auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Potsdam-Schwielowsee. Beliebt waren Radtouren rund um Potsdam, wie zur Bockwindmühle Langerwisch, zum Weinberg in Töplitz oder zum Alexanderhaus nach Groß Glienicke.

Kulturelle Angebote

Geselligkeit und Traditionspflege kommen bei uns nicht zu kurz, so zum Beispiel das jährliche Sommerfest (in Kooperation mit dem Pfingstberg- und Winzerbergverein), das Martinsgansessen oder der Besuch des Sommertheaters vom Poetenpack im Heckentheater. Gut entwickelt hat sich die Kooperation mit dem Ehepaar Fischer zur Nutzung der repräsentativen Räumlichkeiten im Palais Lichtenau. Mit „Classics in JazzAfrica“ fanden dort zwei Konzerte in den vergangenen zwei Jahren mit Unterstützung unserer Mitglieder Monika und Bernd Rosenkranz statt. Eine ähnliche Kooperation wird mit der Kammerakademie Potsdam für 2022/23 vorbereitet. Zur guten Tradition gehört es, dass Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums, unsere Mitglieder durch Sonderausstellungen persönlich führt, so Ende September 2022 „Eine Sammlung – viele Perspektiven. Kunst im Dialog von 1900 bis heute“.

Begrüßungsabend

Leider kam unser Begrüßungsabend „Willkommen in Potsdam“ – das Kennenlernangebot für Zugezogene – nahezu zum Erliegen. Erst durch den Lockdown, dann durch den Wegfall der Begrüßungstüte im Bürgerservice, in dem unsere Einladungen verteilt wurden, schlussendlich durch die desaströse Personalsituation in der Gastronomie.

Kulturerben

Zum Jahreswechsel 2019/2020 übernahmen wir die Kommunikation unter den mehr als 40 Potsdamer Kulturerben-Vereinen. Wir boten – bedauerlicherweise unter Corona-Bedingungen – Vernetzung, Austausch und fachliche Beratung meist virtuell zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Marketing an. Im Orga-Team arbeiten Matthias Finken, Bolko Bouché, Jeannette Wachholz, Sabine Ambrosius, Hans-Jürgen Krackher und Hannelie Khodaverdi-Weinand in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde unter Leitung von Matthias Kartz. Schwerpunkt der Aktivitäten ist die Vorbereitung und Durchführung des jährlichen Kulturerbenfestes auf dem Alten Markt in Zusammenarbeit mit der Stadt Potsdam.

Vorstand gewählt

Bei der turnusmäßigen Vorstandswahl wurde die bisherigen Vorsitzende, Fides Mahrla, deren Stellvertreter Matthias Finken, der Schatzmeister Dr. Frank Dietriche und die Beisitzer Bolko Bouché, Dagmar Christl, Karin Hennig, Jeannette Wachholz und Olaf Gutowski neu gewählt. Der Vorstand bedankte sich für das Vertrauen und das große Interesse der Mitglieder an unseren Veranstaltungen.

Auf dem Babelsberg

In der Reihe Kultur zum Anfassen führte Regina von Berlepsch am 26. April 2022 über den Forschungscampus Babelsberg des Leibniz-Instituts für Astrophysik. Die Wissenschaftlerin und Leiterin der Institutsbibliothek hat Jahrzehnte auf dem Campus gearbeitet und an seiner Entwicklung teilgenommen. Sie ermöglichte uns einen sehr persönlichen Einblick in die Forschungsgeschichte und erklärte die Bedeutung der Sterne für das Kalendermachen. Das Privileg des Kalendermachens erforderte die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Astronomie und die Gründung der Königlichen Sternwarte zu Berlin.

Als Leiterin der Institutsbibliothek berichtete uns Regina von Berlepsch über die Geschichte der wissenschaftlichen Literatur über das Planetensystem. Ihre Bibliothek beherbergt Erstausgaben von Galileo Galilei, Tycho Brahe und Albrecht Dürer sowie die berühmten Rudolfinischen Tafeln von Johannes Kepler aus dem Jahr 1627 – gut geschützt hinter Glas. Wir erfuhren, dass trotz Digitalisierung der Erhalt der Originale eine wichtige Aufgabe ist. Manchmal sind sogar die Kritzeleien früherer Leser am Buchrand ein Gegenstand für die Forschung – wenn es sich dabei um prominente Forscher handelte.  

Beim Rundgang auf dem Gelände erläuterte unsere Begleiterin Aufgabe und Geschichte der zahlreichen Gebäude. Das Gelände direkt am Park Babelsberg war ein Geschenk Kaiser Wilhelm II.
Das heutige Humboldthaus war ab 1913 neuer Sitz der Berliner Sternwarte, die aus der immer größer werdenden Großstadt unter den damals noch ungestörten Babelsberger Nachthimmel zog. Heute ist das gesamte historische Ensemble der Sternwarte Babelsberg Teil des UNESCO-Welterbes und ein attraktiver Arbeitsplatz für über 100 Wissenschaftler. Wir verabschieden uns mit der symbolischen Übergabe der mit über 100 Euro gefüllten Tageskasse als zweckgebundene Spende an den Förderverein der Wissenschaftseinrichtung für die Restaurierung des Babelsberger Meridiankreises, dabei handelt es sich um ein historisches Messinstrument zur Messung von Sternörtern.