Über unseren Verein

Wir lieben unsere Stadt und genießen sehr bewusst die vielfältigen kulturellen Angebote. Mit unserer Begeisterung wollen wir andere anstecken. Mit unseren Projekten kommunizieren wir Potsdam als eine Stadt der Kultur, als Stadt der Gastfreundlichkeit, der Toleranz und Weltoffenheit. Unser Verein fördert das Engagement der Bürger und fördert Kultur.

Vereinstreff mit der Kunsthistorikerin Dorothee Entrup

Beim Vereinstreff am 6. November konnten wir Dr. Dorothee Entrup in unserer Mitte begrüßen. Die Kunsthistorikerin leitet seit 2019 den Bereich Bildung und Vermittlung im Museum Barberini Potsdam. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen die Gestaltung und der Ausbau des analogen und digitalen Vermittlungsangebots im Museum und auf der Barberini-App. Weitere Schwerpunkte sind die Akquise neuer Zielgruppen, die Gestaltung niedrigschwelliger Zugänge und die innovative Weiterentwicklung der Vermittlungsarbeit mit KI. Außerdem ist Entrup persönliche Referentin der Direktorin des Museums, Dr. Ortrud Westheider.

Weichenstellung

Zu Beginn ihrer Präsentation schilderte Entrup noch einmal die Diskussionen um eine neue Kunsthalle für die Stadt. Hasso Plattner hatte sich bereiterklärt, das Hotel Mercure abzureißen und es durch einen Bau für DDR-Kunst zu ersetzen. Dagegen gab es erheblichen Widerstand. Zum Glück kam etwas später in der Planungsphase des Palais Barbarini das Aus für ein dort geplantes Fünf-Sterne-Hotel. Dies machte den Weg frei für ein Kunstmuseum, das von der Hasso Plattner Foundation errichtet wurde.
Bis zur Bombardierung des historischen Zentrums Potsdams im April 1945 befand sich auf der Südseite des Alten Marktes der nach römischen Vorbildern gestaltete Palast Barberini (auch „Palais Barberini“ oder „Barberinipalast”). Hier waren Musik-, Kunst- und Wissenschaftsvereine untergebracht. Die Ruine wurde 1948 abgerissen.

Nach dem Beschluss der Stadtverordneten zum Wiederaufbau der historischen Mitte Potsdams sollte das Palais Barberini so originalgetreu wie möglich wiederhergestellt werden. So entstand von 2013 bis 2016 mit den Mitteln der Hasso Plattner Foundation, der Stiftung des SAP-Gründers und Kunstmäzens Hasso Plattner, ein Museum, das in jeder Beziehung höchsten Ansprüchen genügt.
Seit der Eröffnung 2017 hat sich das Haus mit internationalen Ausstellungen und der bedeutenden Sammlung impressionistischer Malerei des Stifters als eines der meistbesuchten Kunstmuseen Deutschlands etabliert. Bis zu 350.000 Besucher kommen jährlich in das Haus.

 

Hinter den Kulissen

Mit ihrem Team sorgt Dorothee Entrup für die Konzeption und Durchführung zahlreicher Veranstaltungsformate, wie Führungen, Workshops, Fachtagungen u.v.m.  Im Mittelpunkt stehen dabei Angebote für Kinder, Schüler, Jugendliche und Personen mit Handicaps. Entrup berichtete den Vereinsmitgliedern, welche neuen Formate und Ausstellungen geplant sind. So startet im Februar eine Ausstellung mit Werken von Wassily Kandinsky.

Zudem erweitern neue Räume die Gestaltungsmöglichkeiten. So nutzt das Museum künftig die ehemalige Galerie nebenan. Auch die Verwaltung des Museums ist gerade umgezogen. Die Büros befinden sich im rekonstruierten Klingerschen Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Alten Marktes – natürlich mit Blick auf das Barberini.

Die Kunsthistorikerin ist auch Autorin von bisher drei Stadtspaziergängen, die auf der Barberini-App die Museumsbesucher parallel zu entsprechenden Ausstellungen einladen, auf Rundgängen die italienischen, französischen und holländischen Einflüsse in Potsdam zu entdecken.

Entrup ging auch auf das zweite Projekt der Hasso Plattner Foundation ein, dem Kunsthaus Minsk, einem ehemaligen Terrassencafé am Brauhausberg, das sich vor allem der DDR-Kunst widmet. Dort gibt es zum Jahresende einen Wechsel in der Führung, von dem neue Impulse erwartet werden.

Foto oben: Museum Barberini © Henry Balaszeskul

Führung durch die Hagemeister-Ausstellung im Potsdam Museum

Markus Wicke, der Vorsitzende des Fördervereins des Potsdam Museums, führte am 22. Oktober 2024 Mitglieder unseres Vereins durch die Karl-Hagemeister-Ausstellung „Die Natur ist groß“. Der havelländische Impressionist ist uns gut bekannt. Schließlich konnte mit Hilfe unserer Spende das Ölgemälde „Uferlandschaft“ restauriert und 2020 in der Ausstellung präsentiert werden.

Wicke berichtete in kleinen Anekdoten, welche Gemälde dank der großzügigen Spenden von Sponsoren und Fördermitgliedern in der Zwischenzeit erworben bzw. restauriert werden konnten. Das Potsdam Museum besitzt mittlerweile den zweitgrößten Fundus an Hagemeister-Werken. Mehr hat nur das Berliner Bröhan-Museum. Der Stolz auf diesen Schatz ist der liebevollen Aufbereitung der Schau anzusehen, die thematisch nach den vier Jahreszeiten mit Ölgemälden, Pastellen und Zeichnungen, gepaart mit Zitaten von Weggefährten, zusammengestellt ist.

Karl Hagemeister gilt als einer der bedeutendsten deutschen Wegbereiter der modernen Landschaftsmalerei. 1848 in Werder geboren, war er Gründungsmitglied der Berliner Sezession und prägte gemeinsam mit seinen Künstlerkollegen Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt den Impressionismus besonders in Berlin und Brandenburg.

Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Ausstellung bis zum 19. Januar 2025 verlängert. Auch im Kulturstadtverein war das Interesse an der Führung enorm, sodass ein zweiter Termin mit Markus Wicke im November angeboten werden wird.

Zu Beginn des Ausstellungsbesuchs durften wir ausnahmsweise den Turm besteigen, der wegen des fehlenden Fluchtweges nicht öffentlich zugänglich ist. In der Abendsonne bot sich ein bezaubernder Blick  – nahzu auf Augenhöhe mit dem goldenen Atlas – auf den neuen Alten Markt. Hier oben erklärten uns Museumsmitarbeiterin Anke Stemann und Markus Wicke die wechselvolle Geschichte des unter Denkmalschutz stehenden Alten Rathauses, das heute noch von den Alt-Potsdamern „Marchwitza“ genannt wird. Lesen Sie dazu die ganze Geschichte im Potsdam-Wiki-Beitrag über das Gebäude.  

Foto oben: Markus Wicke vor „Winterlandschaft mit Weiden“, Öl auf Leinwand 1904 © Karin Hennig.

Vereinsstammtisch mit dem Maler und Grafiker Christian Heinze

Am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit, dem 2. Oktober 2024, kamen rund 20 Mitglieder, darunter zwei Neumitglieder und ein aus Frankfurt am Main zugezogener Neu-Potsdamer zum Vereinstreff im Restaurant Knossos. Zu Gast war dieses Mal der Maler und Grafiker Christian Heinze, von dem einige Mitglieder bereits Werke besitzen, aber ihn persönlich jetzt erst kennenlernen konnten. Der 1941 in Dresden Geborene nahm uns mit durch seine Lebensstationen in drei Systemen.

Eigentlich wäre Christian Heinze nach dem Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Kunst Dresden am liebsten an die Ostsee gezogen, doch dann verschlug es ihn nach Potsdam. Seit fast 60 Jahren arbeitet er als Freischaffender Künstler auf verschiedenen Gebieten, vernetzte sich mit Kollegen und fand dank seiner umgänglichen Art Unterstützer, Sammler und Auftraggeber.

1968 zog er in die Villa Rumpf am Heiligen See. Die Maler Peter Wilde, Manfred Nitsche und Alfred Schmidt sowie der Regisseur Kurt Tetzlaff wohnten ebenfalls dort. Sie bildeten eine Art „Künstler-Kolonie“. Die wilden Feiern mit den Defa-Leuten waren in der Szene legendär. Durch diese Kontakte bekam Heinze die Chance, für die Defa als Filmarchitekt zu arbeiten. Für den Gojko-Mitic-Film „Tecumseh“ reiste er mit dem Filmteam nach Tadschikistan und baute dort aufwändig Kakteen. Nebenbei lernte er Land und Leute kennen. Das Erlebte bannte er auf Bilder, so entstand etwa sein Gemälde „Hochzeit in Tadschikistan“ 1978.
Als Bildender Künstler bereiste er weitere Länder wie zum Beispiel Usbekistan, den Libanon, die Sowjetunion und Simbabwe.

Heinzes Werke sind auch im öffentlichen Raum zu besichtigen, so zum Beispiel mehrere Spielskulpturen aus Keramik im Wohngebiet Am Schlaaz, die mit den Jahren Abriebspuren an viel benutzten Stellen aufweisen. Weitere Keramikskulpturen stehen auf seinem Grundstück in der Böcklinstraße 14.

Die politische Wende 1989 brachte dem Künstler neue Kontakte und Verbindung bis ins Saarland, wo man ihm Aufträge gab. Er stellte weiterhin in Galerien aus und traf mit seinen Themen den Nerv der Zeit. Die schon seit 1972 erscheinenden Grafik-Kalender publiziert Heinze bis heute in einer limitierten Auflage von je 100 Stück. Einige Exemplare des 2025er-Potsdam-Kalenders sind noch erhältlich. Interessenten können sich gern direkt im Atelier melden. Der Ostseekalender ist leider ausverkauft.

Aktuell stellt Christian Heinze mit seinem Künstlerfreund Jürgen Jaehnert bis zum 27.10.2024 in der Galerie Martina Fregin in Güstrow aus. Geplant ist noch in diesem Jahr eine Ausstellung in der Galerie „Gute Stube“ des Potsdamer Kunstvereins e.V. in der Charlottenstraße 121.

Besuch im ehemaligen Militärwaisenhaus

In unserer Reihe „Kultur zum Anfassen“ besichtigten wir am 24. September 2024 das Große Waisenhaus zu Potsdam in der Breiten Straße . René Schreiter, Geschäftsführer der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam, stellte uns zuerst das Waisenhaus-Museum vor. Es ist im Keller des ehemaligen Musikerhauses, in der Mitte des Hofesuntergebracht und war den meisten Vereinsmitgliedern noch unbekannt. Das Waisenhaus-Museum ist nach Voranmeldungan Wochentagen zu besichtigen.

René Schreiter forderte die Besucher auf, in eine Rolle zu schlüpfen und aus Perspektive dieser Person den Alltag im Großen Militärwaisenhaus zur Zeit des Soldatenkönigs zu erleben: Wecken, Unterricht, Putzen, Essen und Bewegung.

In diesem Jahr begeht die Waisenhausstiftung ihr 300-jähriges Jubiläum. Sie war durch Wilhelm I. im Geiste der Franckeschen Stiftung in Halle gegründet worden, um Waisen und Kindern aus Soldatenfamilien Schulbildung und das Erlernen eines Handwerks zu ermöglichen. Das Waisenhaus musste mehrfach erweitert werden. Besonders, als Friedrich II. Kriege führte, und die Kinder billige Arbeitskräfte in den Manufakturen waren.

René Schreiter hat als Historiker die Geschichte des Waisenhauses erforscht, bis hin zur Auflösung und entschädigungslosen Enteignung 1952. Bei der Sichtung der Dokumente entdeckte er, dass die Verantwortlichen der Stiftung die Enteignung zwar unterschrieben, allerdings unter Verweis auf die Unrechtmäßigkeit der Enteignung. Für die Landesregierung Brandenburgs war das mitentscheidend bei der Aufhebung der Enteignung im Jahre 1992.

Weitere Informationen auf der Webseite der Stiftung Großes Waisenhaus oder im Beitrag auf Potsdam-Wiki.

Vereinsstammtisch mit „Freunden der Preußischen Schlösser und Gärten“

Mit über 1300 Mitgliedern sind die „Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten“ ein Schwergewicht in der Vereinslandschaft. Die Mitglieder sind in Berlin und Brandenburg aktiv und unterstützen die Schlösserstiftung bei ihren Aufgaben. Vorstandsvorsitzende Barbara Schneider-Kempf und Geschäftsführerin Justine Remus stellten den Verein beim Kulturstadt-Stammtisch am 4. September 2024 im Knossos-Palast vor.

So erfuhren wir, dass die „Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten“ in jedem Jahr große Geldsummen bewegen. Sie finanzieren damit Dinge, die nicht im Investitionsplan der Schlösserstiftung vorgesehen sind.  Zum Beispiel haben sie 316.000 Euro gesammelt, um Teile der Innenausstattung der Römischen Bäder zu restaurieren. Zu den Objekten gehören wertvolle Mosaiken, Gemälde und Plastiken. Das Geld stammt von Einzelspendern, Stiftungen und aus Erbschaften.

Mit seinen vielen Mitgliedern kann der Verein eine Menge erreichen, und deshalb wirbt er weiter um Zulauf. Barbara Schneider-Kempf berichtete uns von den „fritzen“. Die Initiative führt Frauen und Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren in die Welt der Schlösser und Gärten ein. Dazu werden den „fritzen“ besondere Angebote gemacht, zum Beispiel Führungen. Die „fritzen“-Mitgliedschaft gibt es für einen ermäßigten Jahresbeitrag von 35 Euro, für die älteren sind es 125 Euro.

Die Kulturstadt-Mitglieder sind dem „fritzen“-Alter zwar allesamt entwachsen, aber man kann die Mitgliedschaft für ein Jahr auch an Kinder oder Enkel verschenken. Ein tolles Geschenk, denn „Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten“ jeden Alters haben freien Eintritt in allen Schlössern.

Wasserturm auf Hermannswerder immer noch in Betrieb

Der Vorstandsvorsitzende der Hoffbauer-Stiftung Frank Hohn löste sein Versprechen vom Neujahrsempfang ein und öffnete am 12. August 2024 einem begrenzten Teilnehmerkreis den 38,7 Meter hohen Wasserturm auf Hermannswerder, der bis heute genutzt wird und einen 90.000-Liter- Wasserspeicher enthält. Aktuell wird das Wasser als Nutzwasser für die Toilettenspülung und Gartenbewässerung in das Wasserleitungssystem der Insel geleitet.

Seit 1901 diente der Wasserturm zur Wasserversorgung und zur teilweisen Strom- und Wärmeversorgung der Hoffbauer-Stiftung. Im zentralen Maschinenhaus daneben waren die für den Stiftungsbetrieb notwendigen technischen Anlagen untergebracht: eine Klärstation, ein Akkumulatorenraum zur Gleichstromspeicherung, eine Maschinenhalle mit Schmiede, eine Dampfwäscherei und ein Dampfkesselhaus. Ab 1902 kam eine Enteisenungsanlage hinzu. Diese ermöglichte die Aufbereitung des über eine Brunnenanlage geförderten Trinkwassers.

Mitte der 1990er Jahre wurde die stiftungseigene Trinkwasserversorgung eingestellt. Die ehemalige Enteisenungsanlage wird heute als Ferienwohnung genutzt. Im Maschinenhaus befinden sich die Heizanlage, Lager, Wohnungen und Werkstätten.

Durch die Rundfenster auf der Plattform blickt man nach Osten, Süden und Westen. Nur der Blick zum Potsdamer Norden ist nicht möglich. Trotzdem war die Besteigung des unter Denkmalschutz stehenden Turmes ein großes Erlebnis. Vielen Dank für die Öffnung.

Sommerfest im Winzerberg

Was für ein Privileg! Der Kulturstadtverein, der bereits im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen hier feiern konnte, war am 10. August 2024 wieder zu Gast beim Bauverein Winzerberg e.V.

Während nebenan im Park Sanssouci die Besucher zur Schlössernacht strömten, feierten die Vereinsmitglieder entspannt ihr jährliches Sommerfest im Winzerberg von Sanssouci und genossen die besondere Atmosphäre bei angenehmer Abendsonne unter den schattenspendenden Bäumen an festlich gedeckten Tischen.

Der Weinberg wurde Mitte des 18. Jahrhunderts an der Stelle einer alten Lehmgrube unterhalb des Mühlenberges mit fünf Terrassen für den Anbau von Obst und Tafeltrauben für die königliche Tafel angelegt. Nach einer Umgestaltung um 1850 und dem 1944 erfolgten Bau einer Bunkeranlage verfiel der gesamte Berg im Laufe der Jahre. Er galt in den 1990er Jahren als „unsanierbar“ und war baupolizeilich gesperrt. Bis im Jahr 2004 sieben Potsdamer den Bauverein Winzerberg e.V. gründeten, das Gelände entrümpelten und urbar machten. Mit großem ehrenamtlichen Engagement und vielen guten Ideen gelang es, den verwahrlosten und verfallenen Weinberg von Sanssouci, der zum Weltkulturerbe zählt, zu sanieren und wiederzubeleben. Heute ist der Winzerberg mit seinem Triumphtor ein Besuchermagnet.

Traditionell hatten die Vereinsmitglieder wieder Spezialitäten aus der eigenen Küche zu einem reich gedeckten Büfett beigetragen. Dazu gab es Fleisch vom Grill, natürlich vom Potsdamer Fleischer Riek.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit verbrachten die Mitglieder und ihre Gäste einen wundervollen Sommerabend mit Speis und Trank und angeregten Gesprächen.

Wir bedankten uns bei den Gastgebern vom Winzerberg e.V. für die Gastfreundschaft mit einer Spende. Das Geld wird verwendet, um den Bacchuskopf restaurieren zu lassen.

Alles nur Theater – „Der Raub der Sabinerinnen“

Das Poetenpack gibt es jetzt seit 25 Jahren. Das Jubiläum war Anlass, die berühmte Komödie „Der Raub der Sabinerinnen“ über die Truppe des reisenden Theaterdirektors Emanuel Striese ins Programm aufzunehmen. Dieser kann ebenfalls auf 25 ereignisreiche Jahre zurückblicken. Gerade hat er sich für ein Gastspiel im Schützenhaus einer kleinen Stadt irgendwo in der Provinz eingemietet, da lernt er auf einer Promotionstour durch die Stadt den Gymnasialprofessor Gollwitz kennen. Verschämt bekennt dieser sich zu einer „Jugendsünde“. Er habe als Student ein Römerdrama um den Heerführer Titus Tatius mit dem Titel „Der Raub der Sabinerinnen“ geschrieben, ein Stück, das aber bis auf das Dienstmädchen niemand kennengelernt habe.

Emanuel Striese wittert einen großen künstlerischen und natürlich auch geschäftlichen Erfolg. Das Drama soll umgehend auf der Bühne des Schützenhauses uraufgeführt werden. Nur unter der Bedingung, dass er als Autor anonym bleibt, willigt der Professor ein. Doch dann kommt, wie soll es in einer guten Komödie auch anders sein, alles anders als geplant. Mit amüsanten Missverständnissen und allerhand Verwechslungen gilt „Der Raub der Sabinerinnen“ bis heute als bedingungslose Liebeserklärung an das Theater.

The same procedure as every year: Seit unserem ersten Besuch beim Poetenpack im Jahr 2006, damals noch auf dem Q-Hof in der Lennéstraße, werden die Mitglieder im Vorgespräch über aktuelle Entwicklungen und Vorhaben des Poetenpacks informiert. In diesem Jahr standen dafür der Gründer und Künstlerische Leiter des Poetenpacks, Andreas Hueck, und der Dramaturg Willi Händler bereit. In einem kurzweiligen Dialog zogen sie Parallelen vom Jubiläumsstück „Der Raub der Sabinerinnen“ zu ihren Theatererfahrungen, so zum Beispiel zur Besetzung der Männerrollen mit Frauen oder der kurzfristigen Neubesetzung bei Ausfall des Hauptdarstellers. Im Stück betraf das aktuell die Rolle von Professor Martin Gollwitz, die wegen Krankheit mit zwei Schauspielern (Volker Meyer Dabisch und Ralph Sählbrecht) besetzt werden musste. Dramaturg Willi Händler hat die Originalfassung von Franz und Paul von Schönthan bearbeitet und zugespitzt, denn in seinen Augen ist das Stück eher ein Schwank als eine Komödie.
Andreas Hueck verwies im Gespräch auf die wirtschaftlichen Bedingungen eines privaten Theaters, das sich wegen immer geringerer Förderung hauptsächlich durch Gastspiele finanziert. Fester Bestandteil sind die Spielstätten in Potsdam (Zimmerstraße sowie Heckentheater) und Magdeburg. Freuen würde er sich, wenn sich immer mehr private Förderer dem Freundeskreis anschlössen. Weitere Informationen dazu hier.

Nach dem Schlussapplaus brachte das Publikum Gundi-Anna Schick, die die Friederike spielte, ein Geburtstagsständchen.

Potsdam, am 1. August 2024

Vereinsstammtisch mit Barbara Kuster

Beim Vereinsstammtisch am 3. Juli 2024 berichtete Barbara Kuster über Mitteschön. Die Initiative ist seit 2006 aktiv. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass der neue Landtag mit der Fassade des alten Stadtschlosses errichtet wurde. Die bekannte Kabarettistin engagierte sich hier von Anfang an ehrenamtlich. Sie erinnerte an die Montagsdemos vor dem Fortunaportal und die gedeckten Tafeln auf dem Alten Markt, an denen sich Bürger trafen, um für die Wiederherstellung der historischen Stadtmitte zu werben.

Einflussnahme aufs Stadtbild

Unter dem Motto „wir haben ein Auge drauf“ kommentiert die Initiative seitdem Bauvorhaben, besonders in der Potsdamer Mitte. Das geschieht öffentlich, aber oft auch im persönlichen Gespräch mit Ämtern, mit Stadtplanern und Architekten. So hat Mitteschön zum Beispiel erreicht, dass die „Leitbauten“ in der wiederhergestellten Schloßstraße – wie in der Barockzeit – in Pastelltönen gestrichen wurden. Die Initiative vertritt Anliegen mit Nachdruck und pointiert. Der Einsatz für die Wiederherstellung der historischen Mitte wurde Barbara Kuster in die Wiege gelegt. Sie ist als Tochter eines Handwerksmeisters in der Breiten Straße aufgewachsen und hat das alte Potsdam trotz aller Wunden geliebt. In ihrem Buch „Breite Straße: Eine Familiengeschichte aus Potsdam“ berichtet sie teils autobiografisch über ihre Kindheit und Jugend im Potsdam der Nachkriegszeit.

Garnisonkirche und Stadtkanal

Wichtigstes Thema für Mitteschön ist der viel diskutierte Wiederaufbau der Garnisonkirche mitsamt Kirchenschiff, für das die Initiative ein Nutzungskonzept als Europakirche entwickelt hat. Und auch die Öffnung des Stadtkanals mit der damit verbundenen Begrünung ist ein aktuelles Anliegen.

Partner im Kulturerben-Netzwerk

Mitteschön und Kulturstadt Potsdam e.V. sind Partner im Netzwerk der Potsdamer Kulturerben. Dieses Netzwerk wird von den rund 40 Vereinen gebildet, die in Potsdam ein Baudenkmal, Technisches Denkmal oder Gartendenkmal wiederhergestellt haben, es pflegen und öffentlich zugänglich machen. Es gibt also viele Berührungspunkte.

Radtour zum Landhausgarten Dr. Fraenkel in Kladow

Sommerzeit ist Ausflugszeit, so startete am Sonntag, dem 23. Juni, die Radfahrergruppe in der Alexandrowka um über Krampnitz das Ziel anzusteuern. Die Entscheidung gegen den Berliner Mauerweg und für die sandige Stecke durch den Königswald haben wir schnell bereut. Über einen Abhang gelangten wir zurück auf den Uferweg und über Sacrow wohlbehalten nach Berlin-Kladow. Dort warteten weitere Teilnehmer, die zu Fuß oder per PKW angereist sind, um an der Führung durch den Landhausgarten teilzunehmen.

Gartenarchitekt Erwin Barth

Die Geschichte des Gartens begann dem Unternehmer Otto Lüdicke, der auf dem Gelände seiner Ziegelei ein Sommerhaus errichten ließ. Den umliegenden Garten gestaltet die Gartenbaufirma Späth. Im Jahr 1920 erwarb der jüdische Bankdirektor Dr. Max Fraenkel das 3,5 Hektar große parkähnliche Gelände und beauftragte den aus Lübeck stammenden Gartenarchitekten und Stadtgartendirektor Erwin Barth (1880 – 1933) mit der Gartengestaltung. Barth hatte bereits mehrere blühende Stadtplätze in Berlin, wie zum Beispiel der Savignyplatz, der Brixplatz, der Klausener Platz, der Lietzenseepark und den Volkspark Jungfernheide gestaltet und wird „Lenné des 20. Jahrhunderts“ genannt.

Erwin Barth legte für Dr. Fraenkel einen Garten mit unterschiedlichen Landschaftsbereichen an. Er ließ einen Schmuckgarten mit Mauern und Treppen aus Naturstein, einen Rosen-, Obst- und Gemüsegarten sowie Staudenbeete anlegen. Auffällig ist, dass die Hauptachse auf das Landhaus und nicht auf den Wannsee ausgerichtet ist. Die Anlage ist terrassenförmig untergliedert. Ein Kleinod ist das Teehaus mit einer naturhaften Teichanlage, in der sich der Pavillon wunderschön spiegelt.

Mit der Emigration des Bankiers Dr. Fraenkel und dem Freitod von Erwin Barth im Jahr 1933 wurde die Gartenentwicklung abgebrochen und das Grundstück von den Nationalsozialisten enteignet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwilderte das Anwesen und wurde während der Berliner Mauer als Zollstation und für einen Campingplatz genutzt.

Einstufung als Gartendenkmal

Nach der Wiedervereinigung begann die Rückgewinnung der Gartenanlage nach den Plänen von Erwin Barth. Ihm zu Ehren wurde die städtische Grünanlage als Gartendenkmal eingestuft.

Nach einer Stärkung auf der Sonnenterrasse des Sommercafés im Fraenkelgarten ging es zurück nach Potsdam, für die meisten mit der BVG-Fähre über Wannsee.

Tipp: Das Gartenjuwel hat freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.