2. Mai 2019 – Kultur zum Anfassen: Campus Griebnitzsee

In unserer Reihe „Kultur zum Anfassen“ besichtigten wir den Campus Griebnitzsee. Markus Wicke informierte uns über die wechselvolle Geschichte des heutigen Universitätsstandortes. Anfang der 1990er-Jahre studierte er selbst dort Soziologie und Politikwissenschaften. „Wir wussten, dass die Gebäude eine geheimnisvolle Geschichte haben. Aber Genaueres konnte uns niemand sagen“, erinnert er sich. Für den Studenten war das Anlass genug, sich ausgiebig mit dem Standort und den dort tätigen Personen zu beschäftigen. Dazu recherchierte er in den Archiven über das DRK-Hauptlager und -Präsidium sowie die spätere Akademie für Staat und Recht der DDR. Markus Wicke schrieb über die Geschichte des Ortes seine Abschlussarbeit und veröffentlichte 2016 im Universitätsverlag die Broschüre: „Der Universitätscampus Griebnitzsee“.

Markus Wicke führt regelmäßig auch Führungskräfte des DRK über das Campusgelände, die dort mit den dunklen Seiten der Geschichte ihrer Organisation konfrontiert werden. „Das DRK setzt sich heute sehr kritisch mit seiner Nazi-Vergangenheit auseinander“, berichtete uns Markus Wicke. Bei unserer Führung über das Gelände stellte er diese Zeit in den Mittelpunkt der Erklärungen.

Markus Wicke ist Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums und Mitglied unseres Vereins Kulturstadt Potsdam.

 

 

12. Januar 2019 – Neujahrsempfang im Rokokosaal der Dortuschule

Kulturbeigeordnete Noosha Aubel auf dem Neujahrsempfang. Fotos: Bolko Bouché

Der Kulturstadtverein sei der erste gewesen, von dem Noosha Aubel einen Brief bekam, als sie im Herbst 2017 nach Potsdam zog. Alle Neubürger bekommen bei der Anmeldung im Bürgerservice eine Begrüßungstüte. In ihr ist auch eine Einladung des Kulturstadtvereins zum „Willkommen in Potsdam“, der monatlichen Kennenlern-Runde für Hinzugezogene. Die Kulturbeigeordnete folgte damals nicht der Einladung, dafür aber begrüßte sie die Vereinsmitglieder am 12. Januar 2019 auf ihrem Neujahrsempfang. „Potsdam ist eine sehr lebenswerte Stadt. Ich freue mich, dass Sie es auch so sehen und sich als Potsdamer aus Leidenschaft verstehen“, sagte Noosha Aubel.

Den Festvortrag hielt die Potsdamer Museologin Ute Meesmann. Sie berichtete über die außergewöhnliche Location, die der Verein für seinen Neujahrsempfang nutzen durfte. Der Rokokosaal wurde nach 1771 durch den wohlhabenden Textilunternehmer Johann Nicolaus Freytag in Auftrag gegeben. Das reiche Bürgertum habe sich bei der Gestaltung seiner Häuser an Friedrich II. orientiert, sagte Meesmann. Der Rokokosaal in der heutigen Max-Dortu-Schule ist aber der einzige in dieser Form erhaltene Raum in Potsdam und verdient daher zu Recht einen besonderen Schutz.

Vereinsvorsitzende Fides Mahrla nutzte die Veranstaltung, um Frank Schröder und ihren Sohn Markus Mahrla mit der Ehrenmitgliedschaft für ein Jahr auszuzeichnen. Frank Schröder hat den Verein durch tatkräftige Mitarbeit beim Erstellen der eben erwähnten Einladungen und vielen anderen Tätigkeiten unterstützt. Markus Mahrla betreute über viele Jahre die Internet-Enzyklopädie Potsdam-Wiki als Administrator. Beide sind keine Vereinsmitglieder.

Der Kulturstadtverein bedankte sich für die Gastfreundschaft beim Förderverein der Schule mit einer Geldspende, die den heutigen Schülern zugute kommen soll. Die Vereinsvorsitzende kündigte an, dass es in diesem Jahr  eine Neuauflage des Solistenwettbewerbs der Potsdamer Musikschule geben soll, für den der Kulturstadtverein die Preise stiftet.

Lesetipp: Tobias Büloff & Ute Meesmann „Bürgerglanz und Schülerpflicht“ ISBN 978-3-89479-905-2

10. Oktober – Zu Gast beim Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V.

In Nowawes, der alten böhmischen Weberkolonie Friedrichs des Großen und dem heutigen Herzen des Potsdamer Stadtteils Babelsberg, wurde Anfang der 90er Jahre der „Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf“ aus der Taufe gehoben. Heute ist der Förderkreis aktiv beim Erhalt und der Pflege böhmischer Traditionen, in der Bildungsarbeit für Schüler und Studenten, bei der stadtteilverbindenden Kooperation und der Kulturarbeit in unserer Stadt. Dr. Ulrich Schmelz empfing uns im Stadtteilmuseum „Nowaweser Weberstube“, in der Karl-Liebknecht-Str. 23. In einem liebevoll restaurierten barocken Kolonistenhaus, das im Jahre 1752 auf Geheiß Friedrichs des Großen gebaut wurde, wird über das Leben der ersten Bewohner berichtet. Zwei kleine Räume erzählen von der über Geschichte der Dörfer Nowawes und Neuendorf, von dem entbehrungsreichen Leben der Weber und Spinner und vom Aufblühen der Orte zum größten Industriestandort im Landkreis Teltow.

Viel Wissenswertes erfuhren die Teilnehmer beim Spaziergang vorbei am Böhmischen Schulhaus, dem Pfarrhaus in der Lutherstraße und am Weberplatz mit Besuch der Friedrichskirche von Dr. Ulrich Schmelz und Ralf Haufe vom Förderverein.

10. August – Sommerfest im Gärtnerhaus am Pfingstberg

Auch in diesem Jahr feierte unser Verein Sommerfest im Gärtnerhaus der Villa Lepsius in der Großen Weinmeisterstraße. Über 50 Mitglieder kamen – und leisteten einen Beitrag zum Gelingen. Dazu gehört das traditionell mit den hauseigenen Kreationen unserer Mitglieder reich gefüllte Büfett. Fleißige Helfer engagierten sich auch bei der Organisation vom Einkauf bis zum Abschmücken des Veranstaltungsorts. Durch den Hausherrn, den Pfingstbergverein, wurden wir hervorragend dabei unterstützt.

Bis in den späten Abend unterhielten sich die Mitglieder angeregt in kleiner Runde und lernten einander näher kennen. Vorsitzende Fides Mahrla präsentierte den neuen Werbeaufkleber des Vereins, der ab sofort auf vielen Autos und Fahrrädern unserer 120 Mitglieder zu sehen sein wird. Sie begrüßte herzlich Sigrid Lugowski. Die 90-Jährige ist für ein Jahr Ehrenmitglied in unserem Verein, als Dankeschön, dass sie uns in der Reihe „Quartierserkundung“ über ihr Leben in Potsdam berichtet hat.

 

23. Juni – Botanische Entdeckungen im Neuen Garten

Zum mittlerweile dritten Baumspaziergang mit Claas Fischer trafen sich Kulturstadt-Mitglieder am 23. Juni am Neuen Garten. Der Ranger und Baumexperte zeigte und erklärte die unterschiedlichsten Gehölze. Wir rochen an Blättern, verkosteten Früchte und erfuhren über jeden Strauch und Baum eine Geschichte. Mit Hilfe des Rangers erlebten wir den Neuen Garten aus einer anderen Sicht – nämlich als ein historisches Aboretum für unzählige pflanzliche Einwanderer aus der Neuen Welt und Asien.

Zweieinhalb Stunden war die Gruppe unterwegs und machte 38 Stopps. Das wissen wir so genau, weil einige Teilnehmer fleißig mitgeschrieben haben oder die botanischen Kostbarkeiten mit dem Handy dokumentierten. Das ist zwar hilfreich, aber nicht unbedingt nötig: Wer den Neuen Garten und die anderen Potsdamer Parks mit Hilfe von Claas Fischer erkunden will, kann das auch so tun. Als Begleiter dafür empfehlen wir sein Buch „Bäume in Potsdam“.

 

2. Juni 2018 – Radtour Insel Potsdam

Zu einer Radtour trafen sich 15 Mitglieder des Kulturstadtvereins am Schloss Cecilienhof.  Inspiriert durch den kurfüstlichen Statthalter, Johann Moritz von Nassau-Siegen, „daß gantze Eylandt mus ein paradis werden“, wollten wir die Insel Potsdam kennen lernen. Das hieß 35 Kilometer in die Pedale treten. Wir brauchten etwas über fünf Stunden für die Strecke, was aber keineswegs auf die Kondition der Radler zurückzuführen ist, sondern auf die zahlreichen Kulturstopps auf dem Weg: Lennésche Feldflur, Persiustum, Tyroler Graben, Sacrow-Paretzer Kanal, Anglersiedlung Schlänitzsee, Wublitzufer Gut & Schloss Golm oder Baumgartenbrück. Bolko Bouché als Tourleiter hatte die Strecke schon mehrfach für seinen Reiseführer „Potsdamer Spaziergänge“ abgefahren und konnte eine Menge erzählen.

In Nattwerder bekam er kompetente Unterstützung durch Frau Mauerhof. Sie gehört zur Familie der ersten Siedler, die 1685 aus der Schweiz abgeworben wurden, um im Märkischen sesshaft zu werden. Frau Mauerhoff über die mühsame Sanierung der Kirche – noch zu DDR-Zeiten – und das Leben heute in einem Dorf, das einst „Vierhaus“ genannt wurde. Tatsächlich gibt es dort sechs Häuser, wenn man das ehemalige Gesindehaus und das Pfarrhaus mitzählt. Die Kirche geht noch extra.

Sind damit die fünf Stunden Fahrzeit erklärt? Nein. Eine Mittagspause gab es auch – im empfehlenswerten Restaurant Grashorn in Geltow.

 

19. Mai – Führung durch das ehemalige Kasernengelände Krampnitz

Vereinsmitglieder wollten das verfallene Sperrgebiet der ehemaligen Heeres-Reitschule Krampnitz sehen, bevor dort ein neues Wohnquartier entsteht. Projektleiter Hubert Lakenbrink von der ProPotsdam öffnete zu Pfingsten die Kasernentore,  berichtete über die Historie, erklärte die Entwicklungspläne und zeigte uns die „Hinterlassenschaften“, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.

Das 120 ha große Militärgelände wurde von 1935 bis 1939 entwickelt. Markante Bauten sind der weithin sichtbare Turm am Eingang, das Offizierscasino, Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte, das Heizwerk mit Kohlenbunker, die Bibliothek u.v.m.  Ab 1945 war hier die Sowjetarmee stationiert, nach 1992 wurde das Gelände nicht mehr militärisch genutzt.

Das Gelände wird gern vom Filmstudio Babelsberg als Kulisse genutzt. So wurden hier u.a. Szenen zu den Kinofilmen Enemy at the Gates, Mein Führer, Inglourious Basterds, Effi Briest und Monuments Men gedreht.

Im Juni 2013 beschloss die Landeshauptstadt Potsdam, die ehemalige Kaserne Krampnitz zu einem modernen Wohnquartier zu entwickeln und die ProPotsdam GmbH mit der Durchführung der Maßnahme zu beauftragen. In den kommenden zehn Jahren wird in Krampnitz ein attraktiver Wohnstandort für rund 4000 Menschen entstehen.


Handouts über das  Entwicklungsgebiet Krampnitz

Teil 1 – Luftbilder, Eigentumsverhältnisse, Siegerentwurf für den Eingangsbereich
Teil 2 – Zweiphasiger Städtebaulicher Realisierungswettbewerb 2017/18, Städetbauliche Kenndaten, Energiekonzept,
Teil 3 – Mobilitätskonzept, Denkmale, Typenbau L-Gebäude, Abrissplan, Waldplan, Artenschutz, Historische Impressionen

 

 

 

14. Mai 2018: Quartierserkundung am Pfingstberg

In unserer Reihe Quartierserkundung berichten Potsdamer von ihrem Wohngebiet und darüber, wie es sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

In der Großen Weinmeisterstraße begrüßte uns Sigrid Lugowski und bat die Gruppe in den Garten. Sie lebt seit 1952 in einem Haus dicht am Neuen Garten. Sigrid Lugowski zog damals gemeinsam mit ihrem Mann, einem Mathematikprofessor, von Leipzig nach Potsdam. Sie erzählte von der manches Mal bedrohlichen Nachbarschaft mit den russischen Truppen. Die heute 90-Jährige ist übrigens immer noch berufstätig – als Platzanweiserin im Nicolaisaal verbindet sie ihre Leidenschaft für Kultur und Job.

Nächste Station für unsere Gruppe war das Restaurant Am Pfingstberg, wo uns Hausherr Mario Kade empfing. Emotional und mit einer gehörigen Portion Witz erzählte er Schnorren aus seiner Jugendzeit – zum Beispiel wie er im Winter mit Skistiefeln in einer Grube mit russischer Gülle eingebrochen war. Als 19-Jähriger übernahm Kade 1990 gemeinsam mit seiner Mutter das ehemalige Kleingartenlokal und entwickelte es zu einer führenden Ausflugsgaststätte in Potsdam. Das war mit auch mit dem einen oder anderen Missgeschick verbunden, was Mario Kade zur Erheiterung der Vereinsmitglieder detailreich schilderte.

Auf dem Rückweg hatten alle noch einmal Gelegenheit, sich Mario Kades Elternhaus anzuschauen. Er wohnte in seiner der Jugendzeit im Chauffeurshaus der Villa von Estorff, das von der Straße Am Pfingstberg aus gut zu sehen ist. Die Teilnehmer wissen nun auch, dass dort eine echte Akazie steht. Die Samen hatte Otto von Estorffs Großvater einst von Deutsch-Südwestafrika mitgebracht.

 

 

 

Gutowski, Karin Henning, Dagmar Christl.

Neuer Vereinsvorstand gewählt

Die Mitgliederversammlung hat am 25. April 2018 einen neuen Vorstand gewählt. Vereinsvorsitzende Fides Mahrla, ihr Stellvertreter Matthias Finken sowie die übrigen Vorstandsmitglieder wurden in ihrem Amt bestätigt. Dem Kulturstadt Potsdam e.V. gehören derzeit 119 Mitglieder an. Sie hatten in den vergangenen zwei Jahren die Gelegenheit, an über 80 Veranstaltungen teilzunehmen. Dazu gehörten das monatliche „Willkommen für Neu-Potsdamer“, Begegnungen mit Künstlern und Exkursionen unter dem Titel „Kultur zum Anfassen“, Besichtigungen und Gespräche mit alten Potsdamern in der Reihe „Quartierserkundungen“, sowie das jährliche Sommerfest, das Martinsgansessen und der Neujahrsempfang. Auch gemeinsame Radtouren und die Beteiligung am Mukoviszidoselauf sind regelmäßig Teil des Vereinslebens.

Unser Verein unterstützte die Restaurierung des Friedenssaals mit einer Spende von 500 Euro und setzte 1000 Euro für Sonderpreise im Solistenwettbewerb der Musikschule ein. Damit entsprachen wir unserem Satzungsziel, zur Förderung von Kultur und Kunst in der Stadt beizutragen. Ausdrücklich ist dabei die Jugendarbeit hervorgehoben.

Foto: Die Vorstände Matthias Finken (links), Bolko Bouché, Fides Mahrla, Dr. Frank Dietrich, Jeannette Wachholz, Olaf Gutowski, Karin Henning, Dagmar Christl.

Kultur zum Anfassen: Führung durch das Große Militärwaisenhaus

Eine spannende Führung durch das ehemalige Militärwaisenhaus in Potsdam erlebten Vereinsmitglieder am 18. April 2018. René Schreiter, Leiter des Stiftungsmuseums, führte uns durch das Haus und berichtete über das nicht immer schöne Leben der Waisenkinder. Das Waisenhaus war bei seiner Gründung durch Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1724 eine soziale Errungenschaft. Gute Lehrer unterrichteten und nach nur einem Jahr konnten die Mädchen und Jungen rechnen, lesen und schreiben. Später, unter Friedrich II., wurden die Kinder zunehmend als billige Arbeitskräfte missbraucht. René Schreiter erzählte detailreich vom Leben der bis zu 2000 Zöglinge im Haus. Wir besichtigten das imposante Treppenhaus, schauten uns alte Rauchzüge auf dem Dachboden an, erfuhren den Speiseplan und schließlich auch, wo die Jungs ihre Notdurft verrichteten – unter der Brücke des Stadtkanals nämlich.

Wir hatten René Schreiter bereits im September 2017 beim Vereinsstammtisch im Alten Stadtwächter kennengelernt. Nach seinem spannenden Vortrag gab es viele Fragen. So kam es jetzt zum Vor-Ort-Termin und wir konnten wieder ein Stück Potsdamer Geschichte erforschen.