Rundgang durch Klein Glienicke – dem Ort „hinter der Mauer“

„Glienickes“ gibt es in Brandenburg reichlich, weitere 29 Orte gleichen Namens sind bekannt, meist wurden sie in Zusammenhang mit Ton, Lehm und Ziegeln verwendet, erklärte Gerhard Petzholtz gleich zu Beginn der Führung durch Klein Glienicke. Der Ort ist der einzige Teil von Potsdam, der auf dem nördlichen Ufer des Teltowkanals liegt. Er war jahrzehntelang von der Mauer umgeben und nur über die Kontrollstelle an der Parkbrücke mit Babelsberg verbunden. Während der deutschen Teilung war Klein Glienicke eine funktionale Exklave und wurde als „Wurmfortsatz mit der schmalsten Stelle der DDR“ bezeichnet.

Klein Glienicke wurde erstmals im Jahr 1375, im Landbuch des Kaiser Karl IV., erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) lebte kaum noch jemand in dem Ort. 1750 veranlaßte der preußische König Friedrich II. die Neubesiedelung von Klein Glienicke. Er ließ kleine Häuser für die Kolonisten, nun Bündner (landarme Bauern) errichten. Am letzten erhaltenen Haus befindet sich das Schild „Carlstr. 6″.
Die landschaftliche Schönheit mit Wald und Wasser (Havel und Griebnitzsee) sowie die verkehrsgünstige Lage (Königstraße im Norden, Stammbahn mit dem Bahnhof Griebnitzsee im Süden) veranlaßte viele Gutbetuchte, vor allem aus Berlin, sich ab 1871 am Griebnitzsee anzusiedeln. Klein Glienicke ist ein Stadtteil von Potsdam, der im frühen 20. Jahrhundert als Bade- und Ausflugsort bekannt wurde. Der gesamte Ort, darunter die bekannten Schweizerhäuser und der Volkspark Klein Glienicke (Berlin), stehen auf der Liste der geschützten UNESCO-Welterbestätten.

In den Jahren zwischen 1863 und 1887 wurden zehn Schweizer Häuser nach den Plänen des Architekten Ferdinand von Arnim errichtet. Im Jahr 1866 wurde der Bürgershof vom Königl. Hofbaumeister Ernst Petzholtz (Bruder des Pfarrers) gebaut. Um 1900 zählte das Gartenlokal mit seinen 1.000 Plätzen zu den größten in Potsdam. Die Kapelle Klein Glienicke – ein Kleinod im märkischen Klinkerbau – wurde am Reformationstag 1881 eingeweiht. Im Dezember 1900 wurde der Bau des Teltowkanals begonnen, wodurch Klein Glienicke von Neubabelsberg abgeschnitten wurde. 1901 wurde dann eine hölzerne Brücke über den Kanal gebaut, die später Parkbrücke genannt wurde.

Der Friedhof in Klein Glienicke wurde 1781 für die Kolonisten angelegt und ist der älteste in Potsdam. Prominenteste Grabstelle ist die von Wilhelm von Türk und seiner Familie. Sein Urururenkel, Gerhard Petzholtz, wies beim Rundgang aber auch auf andere bekannte Potsdamer hin, zum Beispiel auf den Orthopäden Menckenhoff oder die letzte und einzige „Frau Puppendoktor“ Ulla Linow-Wirth, die ihre Praxis unter anderem nahe der Gaststätte „Börse“ in der Brandenburger Straße hatte.

Im Café Wortmann fand der Rundgang sein gemütliches Ende.

Kulturerben am Tag des Offenen Denkmals

Am Alexander-Haus in Groß Glienicke ist alles bereit für den Tag des Offenen Denkmals am 13. September. Matthias Finken und Bolko Bouché vom Vorstand unseres Kulturstadt Potsdam e.V. waren Freitag dabei, als  Moritz Gröning vom Vorstand des Alexander-Hauses über dieses besondere Denkmal informierte. Mitglieder aus über 40 Vereinen kümmern sich ehrenamtlich um eines der Baudenkmale in Potsdam. Der Alexander-Haus e.V. ist einer dieser Vereine.  Unser Kulturstadt-Verein unterstützt die Kulturerben-Vereine bei der Öffentlichkeitsarbeit.

Am Tag des Offenen Denkmals werden 23 Gebäude und Gärten vorgestellt. Die Eröffnung findet um 11 Uhr am Alexander-Haus in Groß Glienicke statt.

Hier geht es zum Programm

Potsdam-Wiki – kleinstes Spendenprojekt

Die Stadtwerke berichten auf ihrer Homepage, dass die Potsdam-Crowd seit ihrem Bestehen die 150.000-Euro-Marke geknackt hat. Insbesondere die großen Potsdamer Sportvereine waren die Gewinner. Für jede Spende von mindestens 10 Euro haben die Stadtwerke 10 Euro dazugegeben.
In dem Bericht heißt es: „Die im Dezember 2018 von den Stadtwerken gestartete Potsdam-Crowd hat bisher insgesamt 28 Projekte unterstützt. Rund 5.357 Euro wurden im Schnitt pro Projekt gesammelt. Das bisher größte Projekt „Bitte helft dem Falkenhof zu überleben“ des Wald-Jagd-Naturerlebnis e.V. konnte 18.540 Euro erreichen, das kleinste war mit 1.095 Euro das „Potsdam Wiki“ des Kulturstadt Potsdam e.V..
Nur zwei Projekte haben ihre selbstgesteckten Finanzierungsziele nicht geschafft. „Wir freuen uns, dass wir erfolgreich waren. Mit 1000 Euro aus Mitgliedsbeiträgen und dem Erlös der Spendenaktion haben wir 2019 eine schon lange nötige Software-Überarbeitung in Auftrag geben können. Unsere Redaktion arbeitet komplett ehrenamtlich am Online-Lexikon über Potsdam.
Nochmals Dank an die Stadtwerke, die Spender aus unserem Verein und alle anderen Unterstützer. Die Redaktion des Potsdam-Wiki freut sich auch immer über neue Schreiber, Fotografen, Lektoren und … Nutzer.

Vereins-Sommerfest am Winzerberg

Die Vereinsmitglieder trafen sich am 22. August 2020 zum traditionellen Sommerfest am Winzerberg, also coronabedingt an einem neuen Ort. In der weitläufigen Gartenanlage war genügend Platz für die mehr als 60 Mitglieder und Gäste. Sie alle hatten leckere Pasteten, Buletten, Käsespieße, Gemüsesticks, Kuchen und vieles mehr mitgebracht, um damit ein großes Buffet zu füllen. Für den Wein sorgten unsere Gastgeber vom Winzerbergverein um Ingrid Klingenstein. Monika Lange führte uns in Gruppen über die Terrassen. Wir erfuhren dabei unter anderem, wie die alten Rebsorten des Winzerbergs in ganz Deutschland gefunden und neu aufgerebt wurden.

Fides Mahrla als Cheforganisatorin, Dagmar Christl als Kassiererin und zahlreiche Helfer beim Auf- und Abbau der Tische trugen zum Gelingen dieses besonderen Vereins-Sommerfestes bei. Wir erlebten einen romantischen Sommerabend mit kurzer, aber kräftiger Regendusche. Die Sonne danach trocknete schnell die Sachen wieder. Da es auf der historischen Gartenanlage keine elektrische Beleuchtung gibt, ging das Fest schon bei Einbruch der Dunkelheit zu Ende. Aber alle waren glücklich, dass sie sich nach längerer Pause in großer Runde wiedergesehen hatten. Es gab viel zu erzählen. 

Cello da Gamba im Palais Lichtenau

Zum ersten öffentlichen Konzert nach der Corona-Pause waren 35 Mitglieder des Kulturstadtvereins am Donnerstag, dem 20. August 2020, zu „Cello da Gamba“ ins Palais Lichtenau eingeladen. Den Testlauf unter Hygieneauflagen bestanden Veranstalter, Musiker und Publikum mit Bravour.

Die Künstler, Clemens Goldberg am 5-saitigen Barockcello und Martin Kinzia am Cembalo, spielten Werke von Marin Marais, Francois Couperin und Johann Sebastian Bach. Clemens Goldberg moderierte die Veranstaltung und nahm das Publikum unterhaltsam mit in die Welt der berühmten Komponisten, gab zwischen den Stücken deren Eigenheiten und musikalischen Raffinessen preis.

Professor Dr. Axel Fischer begrüßte die Künstler und Konzertbesucher im Palais Lichtenau.

Der in Freiburg i. Br. geborene Cellist ist bekannt durch seine Sendung „Goldberg-Variationen“ beim rbb-Kulturradio, die er bereits seit 28 Jahren moderiert. Martin Knizia studierte Kirchenmusik in Lübeck und Orgel an der Royal Academy of Music in London. Er tritt als Chembalist, Organist, Coninuospieler und Dirigent an vielen bekannten Spielorten und bei Festivals in Großbritannien und weiteren europäischen Ländern auf.

Im 75-Minuten-Konzert folgten wir gern den beiden Künstlern musikalisch in das 17./18. Jahrhundert – mitten in Potsdam, im Festsaal des Palais Lichtenau. Friedrich Wilhelm II. hat es für seine Geliebte Wilhelmine Enke, spätere Gräfin Lichtenau, 1796 in Auftrag gegeben und in Sichtverbindung zu seinem Domizil, dem Marmorpalais im Neuen Garten, bauen lassen. 2011 wurde das Gebäude nach vielen Jahren Leerstand und Verfall von Axel und Tanja Fischer gekauft, saniert und als Haut- und Lasercentrum Potsdam eröffnet.

2018 gastierte der Kulturstadtverein zum ersten Mal im Palais Lichtenau > Bericht

Foto: Ralf Cabos und Fides Mahrla

Werkschau des märkischen Landschaftsmalers Karl Hagemeister

An heißen Tagen wie diesen ist es im Potsdam Museum dank Klimatisierung schön kühl und sommerliche Landschaften gibt es obendrauf. Sogar die Ostsee mit stürmischen Wellen schickt eine kühle Brise zum Alten Markt.

„…das Licht, das ewig wechselt“ gibt die selbst formulierte künstlerische Auffassung von Karl Hagemeister um 1884 wieder. Es war die Intention des Malers, Naturphänomene wie Licht, Wind und Wolken darzustellen und dabei etwas nicht fassbares in Form und Farbe aufzuzeigen. Es sind die Gedanken eines noch Suchenden, der wie viele moderne Künstler seiner Zeit das unmittelbare Skizzieren in der Natur als bildwürdiges Sujet begriff. Der in Werder an der Havel geborene Künstler (1848-1933) gehört zu den bedeutenden Vertretern des deutschen Impressionismus und war ein Wegbereiter der moderen Landschaftsmalerei. Das Potsdam Museum besitzt in seiner Kunstsammlung einen umfangreichen Werkbestand und würdigt das bedeutende Vermächtnis Hagemeisters mit einer umfassenden Retrospektive.

Führung durch Markus Wicke

Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums, führte am 13. August 2020, eine erste Gruppe von Mitgliedern des Kulturstadtvereins durch die Ausstellung.  Mit einer Spendensammlung ermöglichte der Verein die Restaurierung dieses Hagemeister-Gemäldes.

Karl Hagemeister: Uferlandschaft [Schilfufer], 1900, Öl auf Leinwand, Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. Repro: Michael Lüder
Karl Hagemeister: Uferlandschaft [Schilfufer], 1900, Öl auf Leinwand, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte. Repro: Michael Lüder

Beim Ausstellungsrundgang sind 88 Arbeiten zu sehen, darunter 18 bedeutende Gemälde weiterer Künstler, angefangen von Friedrich Preller d. Ä., Carl Schuch, Francois Daubingy, Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Lesser Ury, bis hin zu Walter Leistikow, welche die Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei zur Jahrhundertwende veranschaulichen. Eine vergleichende Gegenüberstellung des Malers Hagemeister und seiner Zeitgenossen wird anhand von ausgewählten Öl- und Pastellarbeiten möglich.

Wir danken Markus Wicke für die engagierte Führung durch die einzigartige Ausstellung. Die Mitglieder sind erfreut über die Bildqualität nach der Restaurierung. Gratulation zum Besucherrekord, trotz Corona!

Bis 6. September 2020 dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Besuch ohne Voranmeldung möglich, allerdings unter Beachtung der üblichen Hygienevorschriften.

Raffy als „Ritterin der flammenden Mörserkeule“

Kaum sind die ersten Dialoge des Stückes „Die Tochter des Spekulanten“ gesprochen, da wird der Prolog von einem Ehepaar aus dem Publikum unterbrochen: Ein Geschäftsmann, seines Zeichens Gewürzgroßhändler, und seine Frau, sehr wohlhabend und Förderer und Förderin des Theaters, protestieren: Sie wollen ein anderes Stück sehen, am besten eines mit einem Gewürzhändler als Helden. Kurz entschlossen schicken die Geschäftsleute ihre Tochter Raffaela, genannt Raffy, auf die Bühne. Sie soll einen Ritter spielen und zum Ruhm der Branche große Taten vollbringen. Ihr Zeichen soll das Werkzeug der Gewürzhändler sein: die Mörserkeule.

Es kommt einiges durcheinander, wenn im Folgenden, parallel zum geprobten Stück der Bühnenprofis, Raffy mit Unterstützung ihrer Eltern als eine Art Don Quijote eine Ritterhandlung improvisiert. Wie Raffy sich mit heiligem Ernst als Heldin behauptet und wie die Schauspieltruppe dennoch versucht, ihr Stück zu spielen, das führt zu urkomischen Verwicklungen und Wandlungen, bis zum Schluss – das Theater siegt.

Francis Beaumont und John Fletcher waren neben Shakespeare überaus erfolgreiche Theaterdichter der elisabethanischen Zeit. Die meisten ihrer Stücke schrieben sie zusammen, so auch die aberwitzige Komödie „Der Ritter von der flammenden Mörserkeule“, der Originaltitel lautet „The Knight of the Burning Pestle“ (Der Ritter von der brennenden Keule). Heute wird das Stück von 1613 selten gespielt. Ein Jammer! Poetenpack-Regisseur Stefan Ebeling hat den Plot geschickt in die Gegenwart transformiert. Zwar sind es noch immer Kleinbürger, die die Narren abgeben, doch jetzt vertreten sie den Mainstream, sind satt und ignorant und alles dreht sich nur um sie.

Die permanenten Zwischenrufe des Paares aus dem Publikum und die Störmanöver ihrer Tochter amüsierten die einen und irritierten die anderen Zuschauer. Das Hin und Her war gelegentlich eine Herausforderung, wurde aber von den Schauspielern mit Bravour und großer Spielfreude gemeistert. Selbst wenige Gesten reichten beim Liebesakt unter Coronabedingungen, das Können unter Beweis zu stellen. Es war wieder ein Genuss – das Sommertheater in der Hecke. Mittlerweile ist es ein MUSS!

Vor der Aufführung gab Schauspieler Reiner Gabriel nicht nur eine kleine Einführung zum Stück, sondern auch Informationen über das Poetenpack. Die Theatercompagny feierte 2019 ihr 20-jähriges Bestehen, sie wird vom Kulturstadtverein seit vielen Jahren begleitet – anfangs noch auf wackligen Stühlen im Q-Hof in der Lennéstraße. Seit fünf Jahren präsentiert das Poetenpack den Theatersommer Sanssouci im Heckentheater am Neuen Palais. Die „Hecke“ wurde anlässlich des 300. Geburtstages Friedrich II. im Jahr 2012 wiederhergestellt.

Tipp: Mitte September 2020 wird nach siebenjähriger Sanierung das Schlosstheater im Neuen Palais mit dem Klassiker „Faust“ wiedereröffnet. Das Poetenpack spielt zusammen mit dem Theater aus Brandenburg an der Havel. Tickets können hier bestellt werden.

Radtour zur Mühle Langerwisch

Am Sonnabend, dem 18. Juli 2020, starteten fünf Radler zur 3. Fahrradtour in diesem Sommer am Bahnhof Rehbrücke. Schon die Anfahrt aus Golm oder der Potsdamer Innenstadt brachte einige Kilometer extra auf dem Zähler. Doch entlang der Heinrich-Mann-Allee kommt man bequem und sonnengeschützt, vorbei an der Siedlung Eigenheim und der Waldstadt, rasch zum Ausgangspunkt.
Unsere Tourenplanerin Jeannette Wachholz hatte den Panoramaweg Bergholz-Rehbrücke ausgewählt, der über den Langerwischer Weg durch idyllische Landschaften zur Mühle Langerwisch und anschließend über Michendorf nach Caputh führt. Dabei informierte sie an einzelnen Stationen über Geschichte und Besonderheiten der Region. Ärgerlich war das strikte Verbot der Eigentümer, das Gelände rund um die Langerwischer Paltrockwindmühle zu betreten und sie wenigstens von außen zu betrachten.
Am Ortseingang von Caputh zeigte uns Dirk Herbst einen Rundweg um den Caputher See. Die Badestelle war in der Mittagszeit noch idyllisch ruhig und bot den idealen Platz für Picknick und ein Fußbad. Anschließend radelten wir zur Caputher Fähre, um das beliebte Eis zu testen: es schmeckt immer noch lecker!
Die 26 km lange Radtour endete bei kühlem Bier und angeregtem Gespräch im Gartenlokal „Alter Tornow“ auf der Insel Hermanswerder.

Interessierte und Nutzer von komoot oder anderer GPS fähigen Geräte können die Tour-Datei (*.gpx) anfordern

Fahrradtour von Rehbrücke – Mühle Langerwisch – Caputh – Hermannswerder

Radtour zur Havelländischen Malerkolonie

Aktuell sind in Potsdam die Bilder der Landschafts- und Freilichtmaler von Claude Monet im Palais Barberini und Karl Hagemeister im Potsdam Museum im Fokus des Interesses. Doch die Potsdamer Kulturlandschaft hat noch viel mehr zu bieten. Sie erstreckt sich rund um den Schwielowsee und Werder als eine eiszeitlich geprägte, naturnahe Landschaft mit Bergen, Seen, Moore, Wiesen Bruch- und Kiefernwälder sowie Obstanlagen und Felder. Das zog Künstler an, die dort die „Havelländische Malerkolonie“ bildeten.

Am 27. Juni starteten zehn Vereinsmitglieder zur Kunst-Fahrradtour und freuten sich auf spannende Etappen. Die 1. Etappe ging durch die Templiner Vorstadt bis Caputh, zu Ralf Wilhelm Schmidts Galerie und Atelier. Der in Luckwalde geborene Künstler zeichnet einzig mit dem Bleisitft z.T. über zwei Meter große filigrane Tier und Naturbilder. Mit 40 Jahren sattelte er vom Forstwirt zum freien Künstler um und entfaltete sein Talent autodidaktisch. Mittlerweile verkauft er der leidenschaftliche Naturfreund sehr erfolgreich seine Bilder auch über den eigenen Onlineshop.

Das 2. Etappenziel war das Museum der Havelländischen Malerkolonie im Fercher Kossätenhaus. Kossät ist ein historischer Begriff, der eigentlich im norddeutschen Raum üblich war. Kössäten waren Kleinbauern – im Unterschied zu den Büdnern, den Landarbeitern. Und in Ferch gab es neben reichen Adligen, Taglöhner, Waldarbeiter, ganz wenige Fischer – und eben die Büdner und Kossäten.
Die Führung begann allerdings in der Fercher Fischerkirche, einer denkmalgeschützten, evangelischen Predigerkirche aus dem 17. Jahrhundert. Die Holzdecke des dreiachsigen Fachwerksaals ist als Tonne gewölbt und hat die Form eines auf dem Kopf liegenden Kahns (Kirchenschiff). Die Bemalung der Decke stellt das himmliches Reich dar und der schwebende Taufengel könnte als Galionsfigur des Schiffes gedacht sein.
Im Museum ist momentan die Ausstellung „Lichtstimmungen“ – Ansichten aus der Sammlung des Museums der Havelländischen Malerkolonie – zu sehen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Ferch als Ziel für Ausflügler und als Kur- und Badeort entdeckt. Die idyllische Lage am Schwielowsee zog viele Menschen an. Neben dem Maler Karl Hagemeister, der in Ferch bereits 1878 mit Carl Schuch malte, lebten Hans-Otto Gehrcke, die Künstlerfamilie Wacker, Otto von Kameke, Hans von Stegmann und Stein für längere Zeit an diesem Ort.

Das 3. Etappenziel war das Hotel und Restaurant Haus am See, speziell der Biergarten, wo wir zur Mittagsrast angemeldet waren. Nach der Stärkung führte die Abschlussetappe über Petzow und Geltow zurück bis ans Etappenziel, die Moschee in Potsdam.

Tipp: 25. Juli, um 11 Uhr Ausstellungseröffnung „Hiddensoer Künstlerinnenbund“ (1919-1933) im Museum der Havelländischen Malerkolonie, Beelitzer Str. 1, 14548 Schwielowsee OT Ferch

Große Inselrundfahrt um Potsdam

Die Schönheit der Flusslandschaft mit ihren Havelseen und den malerisch gelegenen Ortschaften der Potsdamer Kulturlandschaft erschließt sich dem Betrachter in der langsamen Bewegung – zum Beispiel per Schiff oder Rad. Schon der Große Kurfürst (1640-1688) unternahm von Potsdam aus mit seiner Yacht Touren über die Havel. Sein Statthalter Moritz von Nassau-Siegen kommentierte 1664 einen Planungsentwurf für die Insel Potsdam „Das gantze Eyland muß ein Paradies werden…“

Heute kann sich jeder bei der „Großen Inselrundfahrt“ davon überzeugen. Täglich startet ein Schiff der Potsdamer Schifffahrtgesellschaft im Hafen. Am 18. Juni waren 14 Vereinsmitglieder unter den Passagieren und genossen die ruhige Fahrt mit der MS Belvedere auf der Havel. Wir passierten die Insel Hermannswerder, die Ortschaft Caputh, den Fischer- und Weinort Werder, den Sacrow-Paretzer-Kanal im Norden von Potsdam, den Fahrländer- und Jungfernsee, den Tiefen See und die Neue Fahrt bis zur Hafeneinfahrt an der Langen Brücke.

Unterwegs erklärte der Kapitän die Sehenswürdigkeiten um Ufer der Havel. Darunter die Schlösser und Herrenhäuser der Hohenzollern, wie Schloss Caputh, der Neue Garten mit Schloss Cecilienhof und Marmorpalais, der Park Glienicke mit dem von Schinkel errichteten Casino und das Babelsberger Schloss. Aber auch viele weitere Sehenswürdigkeiten backbord und steuerbord wurden erklärt und aktuelle Bezüge nicht ausgespart. Nach vier Stunden mit ruhigem Gleiten auf der Havel konnten wir entspannt und trockenen Fußes den Heimweg antreten. Das Wetter war perfekt: warm und meist bewölkt.