Der Eine konstruiert, der Zweite baut, der Dritte macht Musik

Das wechselvolle Schicksal der Alten Neuendorfer Kirche schilderte Kurt Schwetasch am 7. März 2023 beim Vereinstreff sehr anschaulich. Der markante Oktogonbau wurde nach dem Vorbild der Kölner Kirche St. Gereon errichtet und 1853 eingeweiht. Er bot Platz für 200 Gläubige. Durch die Ansiedlung der böhmischen Weber und die rasante industrielle Entwicklung im Ort wurde die Kirche schnell zu klein und deshalb unmittelbar daneben 1899 die viel größere Bethlehemkirche errichtet. Die Gemeinde zog um, das Oktogon hieß seither „Alte Neuendorfer Kirche“. Sie diente später u.a. als Kartoffellager und wurde vom Volksmund deshalb auch Kartoffelkirche genannt.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Bethlehemkirche Kriegsschäden und wurde 1952 gesprengt. Heute erinnert der gemauerte Grundriss auf dem Neuendorfer Anger daran. Obwohl auch das Oktogon beschädigt wurde, blieb es durch das beherzte Argumentieren eines Nachbarn, der ein Gaslager betrieb, erhalten. Er verhinderte, dass die Abfahrt von der Nuthe-Schnellstraße über den Neuendorfer Anger geführt wurde.

Auferstanden aus Ruinen

So überlebte die Alte Neuendorfer Kirche die Zeit als Ruine und wurde durch den 1999 gegründeten Förderverein mit viel ehrenamtlichem Engagement, tatkräftigem Einsatz von Fachleuten sowie dem Sponsoring von Unternehmen und „Sternenpaten“ gerettet. Heute steht sie den Bürgern als Standesamt sowie für kirchliche und kulturelle Zwecke offen. Seit diesem Jahr können auch wir unseren Vereinstreff hier durchführen.

Filmtipp: Authentischer Rückblick in Gedenken an die Initiatorin Gisela Opitz, Pfarrerin und Stadtverordnete hier

Rückblick:  Mitglieder des Kulturstadtvereins im Gespräch mit Anwohnern am Neuendorfer Anger im Mai 2017 hier

Kurt Schwetasch wurde in Stuttgart geboren, wuchs in Babelsberg auf, floh vor dem Mauerbau in den Westen und kam nach der Wiedervereinigung zurück. Mit seiner Frau, die am Neuendorfer Anger ihr Elternhaus hatte, wurden sie Gründungsmitglieder des Fördervereins. Seit der Fertigstellung der Kirche 2007 organisierte und betreute er gemeinsam mit seiner Frau bis zu ihrem Tod 2016 alle laufenden Eheschließungen, Gottesdienste und Konzerte. Heute kümmert sich Kurt Schwetasch weiterhin die um Gottesdienste und steht für Führungen, wie zum Beispiel am Tag des offenen Denkmals, zur Verfügung.