Am 21. Februar fand der Auftakt unserer Veranstaltungsreihe „Stadtentwicklung im Herzen Potsdams“ mit Andreas Kitschke statt. Im Wiener Café berichtete der Diplomingenieur für Hochbau, Denkmalpfleger und Bauhistoriker über den Umbau der Stadtmitte nach 1945 und nach 1989. Er erläuterte, dass Potsdam keine gewachsene Stadt war, sondern eine Kunststadt, geschaffen nach dem Willen der Könige, hier vor allem Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Anhand historischer Aufnahmen zeigte er, wie die sozialistische Stadtbaupolitik den Grundriss der Stadt veränderte.
Stadtumbau nach 1989
Kitschke erklärte den Stadtumbau nach 1989 mit einigen interessanten Beispielen von Erinnerungsarchitektur. Etwa der Seniorenresidenz im Nachfolgebau der Heilig-Geist-Kirche oder dem Wohnhaus Am Neuen Markt 5 mit einer interessanten Lösung, wie aus drei „Palastgeschossen“ fünf Wohngeschosse wurden. Die Rückgewinnung der historischen Stadtmitte machte Kompromisse nötig, erläuterte Kitschke. So wurde der Mittelbau des Stadtschlosses tiefer, um den Plenarsaal aufzunehmen, die Friedrich-Ebert-Straße wurde breiter, damit die Straßenbahn dort fahren kann. Die Folge sind zwei schmalere Häuser in der angrenzenden „historischen“ Blockbebauung. Manch einer wird sich schon gefragt haben, was der Hintergrund dafür ist.
Andreas Kitschke ging auch auf die Kritik an dem sogenannten Leitbautenkonzept bei der Blockbebauung ein. Er verwies darauf, dass die meisten historischen Bauten in Potsdam auch Kopien waren und die Vorbilder in Italien, England oder Holland standen. Dafür zitierte er den Architekturhistoriker Winfried Nerdinger:
Eine Kopie ist kein Betrug,
ein Faksimile keine Fälschung,
ein Abguss kein Verbrechen,
und eine Rekonstruktion keine Lüge.
Der Kulturstadt Potsdam e.V. setzt die Veranstaltungsreihe fort. In den nächsten Monaten werden Buchautoren, Stadtplaner und Historiker zu Wort kommen.