Führung durch die Ausstellung LUFT | BILD | Potsdam

Am 9. April 2025 begaben sich Vereinsmitglieder unter der Führung von Robert Leichsenring auf eine besondere Entdeckungsreise – allerdings nicht mit einem Flugzeug, sondern durch die faszinierende Welt der Luftbildfotografie. In der aktuellen Ausstellung LUFT | BILD | des Potsdam Museums werden spektakuläre Luftaufnahmen aus dem frühen 20. Jahrhundert gezeigt, die die Stadt Potsdam aus einer neuen Perspektive zeigen und ihre Geschichte eindrucksvoll dokumentieren.

Vor über 100 Jahren ermöglichten vor allem die ersten Zeppelin-Rundflüge einen völlig neuen Blickwinkel auf die Stadt. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Reihe von Fotografien, die die Zerstörung Potsdams während des Zweiten Weltkriegs dokumentiert. Zwei Luftbilder hängen nebeneinander, das eine aufgenommen direkt vor der Bombardierung am 14. April 1945, das andere direkt danach mit den verheerenden Auswirkungen auf die Stadt. Zudem sind Bilder zu sehen, die die Zerstörungen durch die Kampfhandlungen zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee während der letzten Kriegstage veranschaulichen. Die Stadt erlebte mehrere Wellen der Zerstörung: Die erste durch das Bombardement, die zweite durch die Kämpfe und die dritte durch den Abriss der Ruinen in der Nachkriegszeit sowie die Umgestaltung zu einer sozialistischen Landeshauptstadt, die vierte durch die Veränderungen in den Jahren nach der Friedlichen Revolution. So wurden in den 1990er Jahren weiterhin historische Gebäude abgerissen, um Platz für neue Projekte zu schaffen, oder um dem Zeitgeschmack zu entsprechen. Ein markantes Beispiel hierfür ist der Abriss der klassizistischen Gebäude am Hauptbahnhof zugunsten des Busbahnhofs oder das Entfernen des schwebenden Daches auf dem Bassinplatz.

Ein weiterer spannender Bestandteil der Ausstellung sind die Fotografien von Lutz Hannemann, einem Potsdamer Luftbildfotografen, der in den vergangenen 30 Jahren die Entwicklung der Stadt dokumentiert hat. Mit seinen hochwertigen Farbaufnahmen zeigt Hannemann den Wandel Potsdams aus ungewöhnlichen Perspektiven.

Robert Leichsenring, Stadtführer und freier Mitarbeiter des Potsdam-Museums, erläuterte während seiner Führung, dass die Luftaufnahmen nicht nur die Stadtgeschichte erzählen, sondern auch auf Geheimnisse hinweisen. Besonders auffällig sind die „schwarzen Flecken“ in einigen Bildern, die auf militärische Orte verweisen, die in Potsdam geheim bleiben sollten – ein faszinierender Aspekt der Ausstellung, der die Besucher zum Nachdenken anregt.

Insgesamt bietet die Ausstellung einen tiefen Einblick in die Geschichte und den Wandel der Stadt zeigt eindrucksvoll, wie sich Potsdam im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

Potsdamer Linien – Alltagsfotografien von Werner Taag

Das Potsdam Museum zeigt zur Zeit die Sonderausstellung „Potsdamer Linien. DDR-Alltagsfotografie von Werner Taag“. Kurator Robert Leichsenring, Stadtführer und freier Mitarbeiter am Potsdam Museum, führte die Mitglieder am 26. September 2023 durch die Ausstellung und erläuterte die (Stadt)Geschichten hinter den Bildern.

Spannend war bereits der Start im Foyer des Museums, wo das Vorderteil eines O-Busses von Skoda aus Tschechien zu sehen ist. Der Förderverein Historische Straßenbahn Potsdam e.V. erwarb das Ausstellungsstück von einem privaten Besitzer, der es jahrzehntelang als Bar in seiner Gartenlaube genutzt hat. Der Potsdamer Linienbus war davor in Dresden im Einsatz, worauf die braunen Mittelstreifen hindeuten. Ausgestattet mit einer Museums-Eintrittskarte und einem frisch gelochten Fahrschein durften wir in den Ausstellungsraum „einsteigen“.

Die Sonderschau zeigt Aufnahmen des Potsdamer Amateurfotografen Werner Taag (1915 – 1998) aus den Jahren zwischen 1949 und 1989, ergänzt durch ausgewählte Ausstellungsobjekte. Als langjähriger Mitarbeiter der Potsdamer Verkehrsbetriebe war der leidenschaftliche Bildchronist immer mitten im städtischen Geschehen unterwegs und selbst aktiv am Aufbau der Stadt beteiligt. Taag dokumentierte den Wandel der Stadt und ihrer Bewohner über rund fünf Jahrzehnte hinweg. Dabei sind u.a. im Jahr 1958 auffällig viele Abrisse in Potsdam zu beobachten.

Robert Leichsenring ist als Vorsitzender des Fördervereins „Historische Straßenbahn Potsdam e.V.“ ein kompetenter und zugleich begeisterter Kenner des Potsdamer öffentlichen Nahverkehrs. Details auf den Fotos erschließen sich oft nur durch seine Erläuterungen. So bedeutet das „Z“ an der Frontseite der Straßenbahn, dieser Waggon kann nur mit Zeitkarte benutzt werden. „OS“ bedeutet, Zug ohne Schaffner und „E“ Entwerter, der Fahrschein muss vorher gekauft werden. Bis dahin konnte der Fahrschein beim Schaffner erworben werden.

Für Potsdam ist es ein Glücksfall, dass der Nachlass von Werner Taag erhalten blieb. Dank des Engagements des Fördervereins des Potsdam Museums und der Unterstützung zahlreicher Spender konnte die mehrere zehntausend Motive umfassende Sammlung 2018 erworben und in den darauffolgenden Jahren erschlossen werden.

Die Sonderausstellung ist noch bis 28. Januar 2024 geöffnet.

Text und Foto: Fides Mahrla