Willo Göpel, Vorsitzender des Vereins Potsdamer Stadtschloß e.V.

Potsdamer Stadtschloß: Verein sammelt für Fassadenschmuck

Beim Kulturstadt-Stammtisch am 3. September 2025 berichtete Willo Göpel, Vorsitzender des Vereins Potsdamer Stadtschloß e.V., über das Engagement seines Vereins. Im Mittelpunkt steht dabei die Rekonstruktion des historischen Fassadenschmucks am Landtagsneubau. Dabei geht es überwiegend um Neuanfertigungen.

Der Verein hatte sich bereits für die Wiedererrichtung des Fortunaportals (1999/2002) und den Bau des brandenburgischen Landtags im rekonstrukierten Stadtschloß (2003/2005) eingesetzt. Aktuell arbeiten die rund 200 Mitglieder daran, den Skulpturenschmuck des Schlosses zu vervollständigen. Der Bau soll wieder mit insgesamt 118 Sandsteinfiguren verziert werden. Sie werden anhand von Fragmenten oder Fotografien neu modelliert und in Sandstein gehauen.

Als Vereinsvorsitzender ist Willo Göpel der wichtigste Spendensammler seines Vereins. Rund 70.000 Euro kostet die Herstellung einer einzigen Figur. Etwa ein Drittel der Figuren steht bereits an seinem Platz, und  jedes Jahr sammelt der Verein Spenden für ein bis zwei weitere. Göpel betonte, dass die detaillierte Kenntnis der Figuren Teil seiner Spendenstrategie sei: Sponsoren sollen für eine konkrete Skulptur begeistert werden. „Man muss einen Sponsor über das Motiv gewinnen. Aber nur jede zehnte Idee funktioniert“, erklärte er.

Zu den Arbeiten gehört auch die Rekonstruktion der Putten an der Fahnentreppe. Auf historischen Abbildungen sind sie ohne Instrumente dargestellt, doch Göpel verweist auf Fingerhaltungen, die auf Musikinstrumente schließen lassen. Vermutlich hielten die Figuren ursprünglich hölzerne Instrumente, die im Laufe der Zeit verloren gingen.

Ein nächster Schritt ist für den 16. September um 11:00 Uhr geplant: Dann sollen die Figuren Atalante und Hippomenes im Schlosshof aufgestellt werden – sichtbar vom Alten Markt in der Achse der Anna-Flügge-Straße.

„Die drei Musketiere“ im Heckentheater

Sommer in Potsdam – das heißt auch: Sommertheater mit dem Poetenpack!

In diesem Jahr wurde gefochten, geflirtet und geflunkert – mit breitkrempigen Hüten, bunten Federn und wehenden Hemdsärmeln im rasanten Fechtgetümmel. Regisseurin Sonja Wassermann bleibt der berühmten Vorlage von Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“ in ihren Grundzügen treu, bringt sie aber mit feinem Gespür ins Hier und Heute.
Die Geschichte spielt im vorrevolutionären Frankreich und bietet alles, was ein unterhaltsamer Theaterabend braucht: Spannung, klar gezeichnete Charaktere, temporeiche Kampfszenen und viel Sprachwitz. Das Ergebnis: ein spritziges Bühnenspektakel – überraschend, temporeich und höchst amüsant.

Hauen, Stechen und Lachtränen im Heckentheater

Der schüchterne d’Artagnan will raus aus dem Dorf – und rein ins Abenteuer. Er träumt von einer Karriere als Innenrevisor bei der „Königswusterhausener“, doch die Eltern würden ihm lieber ein Haus neben dem eigenen bauen. Papa rät ihm schließlich: auf nach Paris, Muskatnuss soll er werden!
Gleich zu Beginn fällt die Dramaturgin der Sense von Mutter Natur zum Opfer – was dazu führt, dass die Darsteller nun selbst den Erzählfaden weiterspinnen müssen. Und das tun sie mit Bravour: Sieben Schauspielerinnen und Schauspieler übernehmen in rasantem Rollenwechsel mehr als 20 Figuren – mit Witz, Tempo und sichtlicher Freude am Spiel.
Das Publikum folgt begeistert. Es wird gelacht, getuschelt („Herrlich!“), und wenn ein Duell plötzlich zum Duett wird, ist niemand überrascht. Wenn Athos über „immer noch 19 Prozent“ auf dem Kneipenbon klagt oder König Louis XIII. meint, Demokratie sei „furchtbar langweilig“, blitzt herrlicher Zeitgeist-Humor auf.
Die Charaktere sind bewusst überzeichnet, mit viel Ironie und einem charmanten Augenzwinkern gespielt. Kein Moment ist vorhersehbar – selbst wenn man den Stoff kennt. Und sollte einmal ein Haiangriff in der Straße von Dover drohen, wird dieser elegant pantomimisch gelöst.
Das Publikum bedankt sich mit begeistertem Applaus und Standing Ovations – und das vollkommen zu Recht.

The same procedure as every year

Seit unserem ersten Besuch beim Poetenpack im Jahr 2006 – damals noch auf dem Q-Hof in der Lennéstraße – gehört das traditionelle Vorgespräch fest zum Ritual. In diesem Jahr stimmten Dramaturg Willi Händler und Schauspieler Nikolai Arnold die Mitglieder auf die Neuinszenierung ein – informativ, humorvoll und kurzweilig.
„Einer für alle – alle für einen!“ ist ein Klassiker des Mantel-und-Degen-Genres mit über 20 Rollen, die hier im fliegenden Kostümwechsel von nur sieben Darstellern gespielt werden. Neu in diesem Jahr: Die Fechtszenen wurden erstmals unter Anleitung eines professionellen Kampfchoreografen einstudiert.
Das Poetenpack bespielt regelmäßig Bühnen in Potsdam (Zimmerstraße & Heckentheater) sowie in Magdeburg. Umso mehr freut sich das Ensemble über wachsende Unterstützung aus dem Freundeskreis. Wer mehr über Fördermöglichkeiten erfahren möchte, findet weitere Informationen [hier].

Potsdam, am 2. August 2025