Sommerzeit ist Ausflugszeit, so startete am Sonntag, dem 23. Juni, die Radfahrergruppe in der Alexandrowka um über Krampnitz das Ziel anzusteuern. Die Entscheidung gegen den Berliner Mauerweg und für die sandige Stecke durch den Königswald haben wir schnell bereut. Über einen Abhang gelangten wir zurück auf den Uferweg und über Sacrow wohlbehalten nach Berlin-Kladow. Dort warteten weitere Teilnehmer, die zu Fuß oder per PKW angereist sind, um an der Führung durch den Landhausgarten teilzunehmen.
Gartenarchitekt Erwin Barth
Die Geschichte des Gartens begann dem Unternehmer Otto Lüdicke, der auf dem Gelände seiner Ziegelei ein Sommerhaus errichten ließ. Den umliegenden Garten gestaltet die Gartenbaufirma Späth. Im Jahr 1920 erwarb der jüdische Bankdirektor Dr. Max Fraenkel das 3,5 Hektar große parkähnliche Gelände und beauftragte den aus Lübeck stammenden Gartenarchitekten und Stadtgartendirektor Erwin Barth (1880 – 1933) mit der Gartengestaltung. Barth hatte bereits mehrere blühende Stadtplätze in Berlin, wie zum Beispiel der Savignyplatz, der Brixplatz, der Klausener Platz, der Lietzenseepark und den Volkspark Jungfernheide gestaltet und wird „Lenné des 20. Jahrhunderts“ genannt.
Erwin Barth legte für Dr. Fraenkel einen Garten mit unterschiedlichen Landschaftsbereichen an. Er ließ einen Schmuckgarten mit Mauern und Treppen aus Naturstein, einen Rosen-, Obst- und Gemüsegarten sowie Staudenbeete anlegen. Auffällig ist, dass die Hauptachse auf das Landhaus und nicht auf den Wannsee ausgerichtet ist. Die Anlage ist terrassenförmig untergliedert. Ein Kleinod ist das Teehaus mit einer naturhaften Teichanlage, in der sich der Pavillon wunderschön spiegelt.
Mit der Emigration des Bankiers Dr. Fraenkel und dem Freitod von Erwin Barth im Jahr 1933 wurde die Gartenentwicklung abgebrochen und das Grundstück von den Nationalsozialisten enteignet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwilderte das Anwesen und wurde während der Berliner Mauer als Zollstation und für einen Campingplatz genutzt.
Einstufung als Gartendenkmal
Nach der Wiedervereinigung begann die Rückgewinnung der Gartenanlage nach den Plänen von Erwin Barth. Ihm zu Ehren wurde die städtische Grünanlage als Gartendenkmal eingestuft.
Nach einer Stärkung auf der Sonnenterrasse des Sommercafés im Fraenkelgarten ging es zurück nach Potsdam, für die meisten mit der BVG-Fähre über Wannsee.
Tipp: Das Gartenjuwel hat freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.