„Die drei Musketiere“ im Heckentheater

Sommer in Potsdam – das heißt auch: Sommertheater mit dem Poetenpack!

In diesem Jahr wurde gefochten, geflirtet und geflunkert – mit breitkrempigen Hüten, bunten Federn und wehenden Hemdsärmeln im rasanten Fechtgetümmel. Regisseurin Sonja Wassermann bleibt der berühmten Vorlage von Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“ in ihren Grundzügen treu, bringt sie aber mit feinem Gespür ins Hier und Heute.
Die Geschichte spielt im vorrevolutionären Frankreich und bietet alles, was ein unterhaltsamer Theaterabend braucht: Spannung, klar gezeichnete Charaktere, temporeiche Kampfszenen und viel Sprachwitz. Das Ergebnis: ein spritziges Bühnenspektakel – überraschend, temporeich und höchst amüsant.

Hauen, Stechen und Lachtränen im Heckentheater

Der schüchterne d’Artagnan will raus aus dem Dorf – und rein ins Abenteuer. Er träumt von einer Karriere als Innenrevisor bei der „Königswusterhausener“, doch die Eltern würden ihm lieber ein Haus neben dem eigenen bauen. Papa rät ihm schließlich: auf nach Paris, Muskatnuss soll er werden!
Gleich zu Beginn fällt die Dramaturgin der Sense von Mutter Natur zum Opfer – was dazu führt, dass die Darsteller nun selbst den Erzählfaden weiterspinnen müssen. Und das tun sie mit Bravour: Sieben Schauspielerinnen und Schauspieler übernehmen in rasantem Rollenwechsel mehr als 20 Figuren – mit Witz, Tempo und sichtlicher Freude am Spiel.
Das Publikum folgt begeistert. Es wird gelacht, getuschelt („Herrlich!“), und wenn ein Duell plötzlich zum Duett wird, ist niemand überrascht. Wenn Athos über „immer noch 19 Prozent“ auf dem Kneipenbon klagt oder König Louis XIII. meint, Demokratie sei „furchtbar langweilig“, blitzt herrlicher Zeitgeist-Humor auf.
Die Charaktere sind bewusst überzeichnet, mit viel Ironie und einem charmanten Augenzwinkern gespielt. Kein Moment ist vorhersehbar – selbst wenn man den Stoff kennt. Und sollte einmal ein Haiangriff in der Straße von Dover drohen, wird dieser elegant pantomimisch gelöst.
Das Publikum bedankt sich mit begeistertem Applaus und Standing Ovations – und das vollkommen zu Recht.

The same procedure as every year

Seit unserem ersten Besuch beim Poetenpack im Jahr 2006 – damals noch auf dem Q-Hof in der Lennéstraße – gehört das traditionelle Vorgespräch fest zum Ritual. In diesem Jahr stimmten Dramaturg Willi Händler und Schauspieler Nikolai Arnold die Mitglieder auf die Neuinszenierung ein – informativ, humorvoll und kurzweilig.
„Einer für alle – alle für einen!“ ist ein Klassiker des Mantel-und-Degen-Genres mit über 20 Rollen, die hier im fliegenden Kostümwechsel von nur sieben Darstellern gespielt werden. Neu in diesem Jahr: Die Fechtszenen wurden erstmals unter Anleitung eines professionellen Kampfchoreografen einstudiert.
Das Poetenpack bespielt regelmäßig Bühnen in Potsdam (Zimmerstraße & Heckentheater) sowie in Magdeburg. Umso mehr freut sich das Ensemble über wachsende Unterstützung aus dem Freundeskreis. Wer mehr über Fördermöglichkeiten erfahren möchte, findet weitere Informationen [hier].

Potsdam, am 2. August 2025