Ein Bild und seine Geschichte

Potsdam-Wiki lebt von den Beiträgen der über 400 Unterstützer, die mit Texten und Bildern dieses einzigartige Potsdam-Lexikon aufgebaut haben. Als Betreiber der Seite weist der Kulturstadt Potsdam e.V. darauf hin, dass bei allen Veröffentlichungen das Urheberrecht ganz wichtig ist. Das beachten zum Glück fast alle, die Betonung liegt auf fast.

Vor kurzem meldete sich Peter Wirth bei uns. Der Bielefelder hatte auf Potsdam-Wiki einen Plan entdeckt, der die historische Innenstadt aus der Vogelperspektive zeigt. Peter Wirth wies uns darauf hin, dass sein Vater Karl-Heinz Wirth der Urheber dieses Lageplans ist – was auf dem Druck eigentlich auch zu lesen war. Natürlich erklärten wir uns bereit, die Veröffentlichung sofort wieder zu löschen, aber dann nahm das Telefonat mit Karl Heinz Wirth einen anderen Verlauf:

Karl-Heinz Wirth berichtete, dass seine akribisch ausgeführte Zeichnung sein Geschenk zum 1000-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 1993 gewesen ist. „Ich habe die ersten drei Jahre meines Lebens in einem Haus am Bassinplatz mit Blick auf die Nikolaikirche gewohnt. Danach sind meine Eltern nach Babelsberg umgezogen, wo ich aufgewachsen bin“, berichtet der heute 100-Jährige. Karl-Heinz Wirth erlernte den Beruf des Malers. Vor und während der Potsdamer Konferenz arbeitete er als Schildermaler für die englische Armee. „Es gab sehr viel zu tun. Jede Kaserne, jede Behörde brauchte neue Schilder“, erinnert er sich. Nach der Konferenz boten die Engländer an, ihn in ihrem Sektor weiterzubeschäftigen. Aber fürs Überlegen blieb aber nicht viel Zeit. Wenige Tage später übersiedelte Karl-Heinz Wirth offiziell mit Möbelwagen in den englischen Sektor von Berlin. Dort widmete er sich neben dem Schildermalen auch der Karthografie. 1957 schuf er einen ersten akribisch ausgeführten dreidimensionalen Stadtplan der Berliner City West. Architektur aus der Vogelschau blieb ein Standbein des Malers und Karthografen. Auftraggeber für seine perspektivischen Darstellungen waren zum Beispiel Konzerne wie VW, die ihre Unternehmen detailgenau zeichnen ließen.

Karl-Heinz Wirth.

Das Potsdam-Bild entstand ohne offiziellen Auftrag, zu der Zeit, als Karl-Heinz Wirth schon Rentner war.  „Es war mir eine Herzensangelegenheit“, erzählt er. Die Zeichnung, im Original etwa 2 Meter breit, zeigt die Gebäude etwa im Jahr 1936. Karl-Heinz Wirth arbeitete etwa zwei Jahre an diesem Werk. Er recherchierte dazu unter anderem im Potsdam Museum, wo er zahllose Fotos sichtete und in seine Darstellung übernahm. Dabei halfen die Mitarbeiter des Museums sehr engagiert. Das Ergebnis zeigt die Schönheit der Potsdams vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg.

Karl-Heinz Wirth erlitt während der Arbeit an dem Werk einen Schlaganfall. Ehefrau Hildegard und Sohn Peter unterstützten ihn daraufhin bei der Vollendung und beim Kolorieren. Aufgrund seiner Erkrankung ist der historische Potsdam-Plan auch der letzte Plan aus der Feder von Karl-Heinz Wirth. Sein Vorhaben, auch das Holländische Viertel aus der Vogelperspektive darzustellen, konnte sich der akribische Maler und Kartograf nicht mehr vollenden.

Der dreidimensionale Potsdam-Stadtplan ist als Poster im Format 60 x 90 cm im Lieske Verlag erhältlich. Wir bedanken uns bei Karl-Heinz Wirth, dass wir seine Arbeit dauerhaft bei Potsdam-Wiki zeigen dürfen.

Beitrag erschien in der Märkischen Allgemeinen Zeitung am 30.08.19

Vereinssommerfest im Gärtnerhaus

Am 9. August feierten wir 2019 unser traditionelles Sommerfest im Gärtnerhaus der Lepsiusvilla. Über 50 Mitglieder des Kulturstadt Potsdam e.V. kamen diesem Höhepunkt in unserem Vereinsleben. Alle trugen auch selbst zum Gelingen eines großartigen Abends bei. Vereinsmitglieder hatten das Buffet überaus reichlich mit selbst gemachten Salaten, Snacks und Desserts bestückt. Andere haben Terrasse und Gartensaal bestuhlt, Tische liebevoll mit Blumen aus dem eigenen Garten dekoriert oder Getränke bereitgestellt. 1000 kleine Dinge wurden in eingeübter Routine erledigt, bevor Vereinsvorsitzende Fides Mahrla die Mitglieder begrüßen konnte. Während alle feierten, stand einer am Grill: Vielen Dank unserem Schatzmeister Dr. Frank Dietrich, der diesen schweißtreibenden Job seit Jahren mit bewundernswerter Professionalität ausübt. Aber ebenso sei Hans-Georg Brandes gedankt, der seit Jahren im Hintergrund wirkt: Er holt den Grill aus dem Tennisclub Obelisk ab und bringt diesen nach Gebrauch ordentlich gereinigt wieder zurück.

Vielen Dank auch an den Pfingstbergverein für die Gastfreundschaft, an diesem Abend wie immer vertreten durch Brigitte Kolberg. Sie ist ebenfalls langjähriges Mitglied im Kulturstadtverein. Wir sind überglücklich, dass wir wundervollen Ort am Fuße des Pfingstbergs für unser Sommerfest nutzen dürfen. Wir verbrachten einen lauen Sommerabend bei anregenden Gesprächen und haben die Schönheit der Kulturlandschaft in vollen Zügen genossen.

19. Mai 2019 – Vor dem Start zum 17. Mukoviszidose-Freundschaftslauf

Zum achten Mal startete ein Team „Kulturstadt Potsdam“ mit Unterstützung von Foerster-Stauden und Mitglieder-Sponsoren beim Muko-Freundschaftslauf im Lustgarten. Kurz vor seinem 77. Geburtstag absolvierte Hans-Georg Brandes in zwei Stunden 52 Runden mit Nordic Walking. Der 6-jährige Erstklässler aus Groß-Glienicke rannte 18 Runden und seine 4-jährige Schwester fünf.

Insgesamt nahmen 400 Läufer teil, die von rund 1.000 Gästen angefeuert wurden. Knapp 30.000 EUR kamen zusammen, die den Kranken und ihren Familie zugute kommen. Unser Team konnte dieses Jahr 370 Euro Spenden für den Landesverband Berlin-Brandenburg einwerben.

 

2. Juni 2018 – Radtour Insel Potsdam

Zu einer Radtour trafen sich 15 Mitglieder des Kulturstadtvereins am Schloss Cecilienhof.  Inspiriert durch den kurfüstlichen Statthalter, Johann Moritz von Nassau-Siegen, „daß gantze Eylandt mus ein paradis werden“, wollten wir die Insel Potsdam kennen lernen. Das hieß 35 Kilometer in die Pedale treten. Wir brauchten etwas über fünf Stunden für die Strecke, was aber keineswegs auf die Kondition der Radler zurückzuführen ist, sondern auf die zahlreichen Kulturstopps auf dem Weg: Lennésche Feldflur, Persiustum, Tyroler Graben, Sacrow-Paretzer Kanal, Anglersiedlung Schlänitzsee, Wublitzufer Gut & Schloss Golm oder Baumgartenbrück. Bolko Bouché als Tourleiter hatte die Strecke schon mehrfach für seinen Reiseführer „Potsdamer Spaziergänge“ abgefahren und konnte eine Menge erzählen.

In Nattwerder bekam er kompetente Unterstützung durch Frau Mauerhof. Sie gehört zur Familie der ersten Siedler, die 1685 aus der Schweiz abgeworben wurden, um im Märkischen sesshaft zu werden. Frau Mauerhoff über die mühsame Sanierung der Kirche – noch zu DDR-Zeiten – und das Leben heute in einem Dorf, das einst „Vierhaus“ genannt wurde. Tatsächlich gibt es dort sechs Häuser, wenn man das ehemalige Gesindehaus und das Pfarrhaus mitzählt. Die Kirche geht noch extra.

Sind damit die fünf Stunden Fahrzeit erklärt? Nein. Eine Mittagspause gab es auch – im empfehlenswerten Restaurant Grashorn in Geltow.

 

19. Mai – Führung durch das ehemalige Kasernengelände Krampnitz

Vereinsmitglieder wollten das verfallene Sperrgebiet der ehemaligen Heeres-Reitschule Krampnitz sehen, bevor dort ein neues Wohnquartier entsteht. Projektleiter Hubert Lakenbrink von der ProPotsdam öffnete zu Pfingsten die Kasernentore,  berichtete über die Historie, erklärte die Entwicklungspläne und zeigte uns die „Hinterlassenschaften“, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.

Das 120 ha große Militärgelände wurde von 1935 bis 1939 entwickelt. Markante Bauten sind der weithin sichtbare Turm am Eingang, das Offizierscasino, Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte, das Heizwerk mit Kohlenbunker, die Bibliothek u.v.m.  Ab 1945 war hier die Sowjetarmee stationiert, nach 1992 wurde das Gelände nicht mehr militärisch genutzt.

Das Gelände wird gern vom Filmstudio Babelsberg als Kulisse genutzt. So wurden hier u.a. Szenen zu den Kinofilmen Enemy at the Gates, Mein Führer, Inglourious Basterds, Effi Briest und Monuments Men gedreht.

Im Juni 2013 beschloss die Landeshauptstadt Potsdam, die ehemalige Kaserne Krampnitz zu einem modernen Wohnquartier zu entwickeln und die ProPotsdam GmbH mit der Durchführung der Maßnahme zu beauftragen. In den kommenden zehn Jahren wird in Krampnitz ein attraktiver Wohnstandort für rund 4000 Menschen entstehen.


Handouts über das  Entwicklungsgebiet Krampnitz

Teil 1 – Luftbilder, Eigentumsverhältnisse, Siegerentwurf für den Eingangsbereich
Teil 2 – Zweiphasiger Städtebaulicher Realisierungswettbewerb 2017/18, Städetbauliche Kenndaten, Energiekonzept,
Teil 3 – Mobilitätskonzept, Denkmale, Typenbau L-Gebäude, Abrissplan, Waldplan, Artenschutz, Historische Impressionen

 

 

 

14. Mai 2018: Quartierserkundung am Pfingstberg

In unserer Reihe Quartierserkundung berichten Potsdamer von ihrem Wohngebiet und darüber, wie es sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

In der Großen Weinmeisterstraße begrüßte uns Sigrid Lugowski und bat die Gruppe in den Garten. Sie lebt seit 1952 in einem Haus dicht am Neuen Garten. Sigrid Lugowski zog damals gemeinsam mit ihrem Mann, einem Mathematikprofessor, von Leipzig nach Potsdam. Sie erzählte von der manches Mal bedrohlichen Nachbarschaft mit den russischen Truppen. Die heute 90-Jährige ist übrigens immer noch berufstätig – als Platzanweiserin im Nicolaisaal verbindet sie ihre Leidenschaft für Kultur und Job.

Nächste Station für unsere Gruppe war das Restaurant Am Pfingstberg, wo uns Hausherr Mario Kade empfing. Emotional und mit einer gehörigen Portion Witz erzählte er Schnorren aus seiner Jugendzeit – zum Beispiel wie er im Winter mit Skistiefeln in einer Grube mit russischer Gülle eingebrochen war. Als 19-Jähriger übernahm Kade 1990 gemeinsam mit seiner Mutter das ehemalige Kleingartenlokal und entwickelte es zu einer führenden Ausflugsgaststätte in Potsdam. Das war mit auch mit dem einen oder anderen Missgeschick verbunden, was Mario Kade zur Erheiterung der Vereinsmitglieder detailreich schilderte.

Auf dem Rückweg hatten alle noch einmal Gelegenheit, sich Mario Kades Elternhaus anzuschauen. Er wohnte in seiner der Jugendzeit im Chauffeurshaus der Villa von Estorff, das von der Straße Am Pfingstberg aus gut zu sehen ist. Die Teilnehmer wissen nun auch, dass dort eine echte Akazie steht. Die Samen hatte Otto von Estorffs Großvater einst von Deutsch-Südwestafrika mitgebracht.

 

 

 

Gutowski, Karin Henning, Dagmar Christl.

Neuer Vereinsvorstand gewählt

Die Mitgliederversammlung hat am 25. April 2018 einen neuen Vorstand gewählt. Vereinsvorsitzende Fides Mahrla, ihr Stellvertreter Matthias Finken sowie die übrigen Vorstandsmitglieder wurden in ihrem Amt bestätigt. Dem Kulturstadt Potsdam e.V. gehören derzeit 119 Mitglieder an. Sie hatten in den vergangenen zwei Jahren die Gelegenheit, an über 80 Veranstaltungen teilzunehmen. Dazu gehörten das monatliche „Willkommen für Neu-Potsdamer“, Begegnungen mit Künstlern und Exkursionen unter dem Titel „Kultur zum Anfassen“, Besichtigungen und Gespräche mit alten Potsdamern in der Reihe „Quartierserkundungen“, sowie das jährliche Sommerfest, das Martinsgansessen und der Neujahrsempfang. Auch gemeinsame Radtouren und die Beteiligung am Mukoviszidoselauf sind regelmäßig Teil des Vereinslebens.

Unser Verein unterstützte die Restaurierung des Friedenssaals mit einer Spende von 500 Euro und setzte 1000 Euro für Sonderpreise im Solistenwettbewerb der Musikschule ein. Damit entsprachen wir unserem Satzungsziel, zur Förderung von Kultur und Kunst in der Stadt beizutragen. Ausdrücklich ist dabei die Jugendarbeit hervorgehoben.

Foto: Die Vorstände Matthias Finken (links), Bolko Bouché, Fides Mahrla, Dr. Frank Dietrich, Jeannette Wachholz, Olaf Gutowski, Karin Henning, Dagmar Christl.

Kultur zum Anfassen: Führung durch das Große Militärwaisenhaus

Eine spannende Führung durch das ehemalige Militärwaisenhaus in Potsdam erlebten Vereinsmitglieder am 18. April 2018. René Schreiter, Leiter des Stiftungsmuseums, führte uns durch das Haus und berichtete über das nicht immer schöne Leben der Waisenkinder. Das Waisenhaus war bei seiner Gründung durch Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1724 eine soziale Errungenschaft. Gute Lehrer unterrichteten und nach nur einem Jahr konnten die Mädchen und Jungen rechnen, lesen und schreiben. Später, unter Friedrich II., wurden die Kinder zunehmend als billige Arbeitskräfte missbraucht. René Schreiter erzählte detailreich vom Leben der bis zu 2000 Zöglinge im Haus. Wir besichtigten das imposante Treppenhaus, schauten uns alte Rauchzüge auf dem Dachboden an, erfuhren den Speiseplan und schließlich auch, wo die Jungs ihre Notdurft verrichteten – unter der Brücke des Stadtkanals nämlich.

Wir hatten René Schreiter bereits im September 2017 beim Vereinsstammtisch im Alten Stadtwächter kennengelernt. Nach seinem spannenden Vortrag gab es viele Fragen. So kam es jetzt zum Vor-Ort-Termin und wir konnten wieder ein Stück Potsdamer Geschichte erforschen.

 

7. Sommerfest des Vereins im Pfingstberghaus

Bereits zum 7. Mal war unser Verein mit dem Sommerfest zu Gast im Pfingstberghaus – vielen Dank an die Gastgeber. Da haben sich feste Rituale etabliert – wie die professionelle Betreuung des Grills durch unseren Vereins-Schatzmeister Dr. Frank Dietrich. Zum Spezialitätenbüfett trugen die Mitglieder wie gewohnt mit einer Zutat aus ihrer Küche bei.

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