2. Juni 2018 – Radtour Insel Potsdam

Zu einer Radtour trafen sich 15 Mitglieder des Kulturstadtvereins am Schloss Cecilienhof.  Inspiriert durch den kurfüstlichen Statthalter, Johann Moritz von Nassau-Siegen, „daß gantze Eylandt mus ein paradis werden“, wollten wir die Insel Potsdam kennen lernen. Das hieß 35 Kilometer in die Pedale treten. Wir brauchten etwas über fünf Stunden für die Strecke, was aber keineswegs auf die Kondition der Radler zurückzuführen ist, sondern auf die zahlreichen Kulturstopps auf dem Weg: Lennésche Feldflur, Persiustum, Tyroler Graben, Sacrow-Paretzer Kanal, Anglersiedlung Schlänitzsee, Wublitzufer Gut & Schloss Golm oder Baumgartenbrück. Bolko Bouché als Tourleiter hatte die Strecke schon mehrfach für seinen Reiseführer „Potsdamer Spaziergänge“ abgefahren und konnte eine Menge erzählen.

In Nattwerder bekam er kompetente Unterstützung durch Frau Mauerhof. Sie gehört zur Familie der ersten Siedler, die 1685 aus der Schweiz abgeworben wurden, um im Märkischen sesshaft zu werden. Frau Mauerhoff über die mühsame Sanierung der Kirche – noch zu DDR-Zeiten – und das Leben heute in einem Dorf, das einst „Vierhaus“ genannt wurde. Tatsächlich gibt es dort sechs Häuser, wenn man das ehemalige Gesindehaus und das Pfarrhaus mitzählt. Die Kirche geht noch extra.

Sind damit die fünf Stunden Fahrzeit erklärt? Nein. Eine Mittagspause gab es auch – im empfehlenswerten Restaurant Grashorn in Geltow.

 

19. Mai – Führung durch das ehemalige Kasernengelände Krampnitz

Vereinsmitglieder wollten das verfallene Sperrgebiet der ehemaligen Heeres-Reitschule Krampnitz sehen, bevor dort ein neues Wohnquartier entsteht. Projektleiter Hubert Lakenbrink von der ProPotsdam öffnete zu Pfingsten die Kasernentore,  berichtete über die Historie, erklärte die Entwicklungspläne und zeigte uns die „Hinterlassenschaften“, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.

Das 120 ha große Militärgelände wurde von 1935 bis 1939 entwickelt. Markante Bauten sind der weithin sichtbare Turm am Eingang, das Offizierscasino, Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte, das Heizwerk mit Kohlenbunker, die Bibliothek u.v.m.  Ab 1945 war hier die Sowjetarmee stationiert, nach 1992 wurde das Gelände nicht mehr militärisch genutzt.

Das Gelände wird gern vom Filmstudio Babelsberg als Kulisse genutzt. So wurden hier u.a. Szenen zu den Kinofilmen Enemy at the Gates, Mein Führer, Inglourious Basterds, Effi Briest und Monuments Men gedreht.

Im Juni 2013 beschloss die Landeshauptstadt Potsdam, die ehemalige Kaserne Krampnitz zu einem modernen Wohnquartier zu entwickeln und die ProPotsdam GmbH mit der Durchführung der Maßnahme zu beauftragen. In den kommenden zehn Jahren wird in Krampnitz ein attraktiver Wohnstandort für rund 4000 Menschen entstehen.


Handouts über das  Entwicklungsgebiet Krampnitz

Teil 1 – Luftbilder, Eigentumsverhältnisse, Siegerentwurf für den Eingangsbereich
Teil 2 – Zweiphasiger Städtebaulicher Realisierungswettbewerb 2017/18, Städetbauliche Kenndaten, Energiekonzept,
Teil 3 – Mobilitätskonzept, Denkmale, Typenbau L-Gebäude, Abrissplan, Waldplan, Artenschutz, Historische Impressionen

 

 

 

14. Mai 2018: Quartierserkundung am Pfingstberg

In unserer Reihe Quartierserkundung berichten Potsdamer von ihrem Wohngebiet und darüber, wie es sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

In der Großen Weinmeisterstraße begrüßte uns Sigrid Lugowski und bat die Gruppe in den Garten. Sie lebt seit 1952 in einem Haus dicht am Neuen Garten. Sigrid Lugowski zog damals gemeinsam mit ihrem Mann, einem Mathematikprofessor, von Leipzig nach Potsdam. Sie erzählte von der manches Mal bedrohlichen Nachbarschaft mit den russischen Truppen. Die heute 90-Jährige ist übrigens immer noch berufstätig – als Platzanweiserin im Nicolaisaal verbindet sie ihre Leidenschaft für Kultur und Job.

Nächste Station für unsere Gruppe war das Restaurant Am Pfingstberg, wo uns Hausherr Mario Kade empfing. Emotional und mit einer gehörigen Portion Witz erzählte er Schnorren aus seiner Jugendzeit – zum Beispiel wie er im Winter mit Skistiefeln in einer Grube mit russischer Gülle eingebrochen war. Als 19-Jähriger übernahm Kade 1990 gemeinsam mit seiner Mutter das ehemalige Kleingartenlokal und entwickelte es zu einer führenden Ausflugsgaststätte in Potsdam. Das war mit auch mit dem einen oder anderen Missgeschick verbunden, was Mario Kade zur Erheiterung der Vereinsmitglieder detailreich schilderte.

Auf dem Rückweg hatten alle noch einmal Gelegenheit, sich Mario Kades Elternhaus anzuschauen. Er wohnte in seiner der Jugendzeit im Chauffeurshaus der Villa von Estorff, das von der Straße Am Pfingstberg aus gut zu sehen ist. Die Teilnehmer wissen nun auch, dass dort eine echte Akazie steht. Die Samen hatte Otto von Estorffs Großvater einst von Deutsch-Südwestafrika mitgebracht.

 

 

 

Gutowski, Karin Henning, Dagmar Christl.

Neuer Vereinsvorstand gewählt

Die Mitgliederversammlung hat am 25. April 2018 einen neuen Vorstand gewählt. Vereinsvorsitzende Fides Mahrla, ihr Stellvertreter Matthias Finken sowie die übrigen Vorstandsmitglieder wurden in ihrem Amt bestätigt. Dem Kulturstadt Potsdam e.V. gehören derzeit 119 Mitglieder an. Sie hatten in den vergangenen zwei Jahren die Gelegenheit, an über 80 Veranstaltungen teilzunehmen. Dazu gehörten das monatliche „Willkommen für Neu-Potsdamer“, Begegnungen mit Künstlern und Exkursionen unter dem Titel „Kultur zum Anfassen“, Besichtigungen und Gespräche mit alten Potsdamern in der Reihe „Quartierserkundungen“, sowie das jährliche Sommerfest, das Martinsgansessen und der Neujahrsempfang. Auch gemeinsame Radtouren und die Beteiligung am Mukoviszidoselauf sind regelmäßig Teil des Vereinslebens.

Unser Verein unterstützte die Restaurierung des Friedenssaals mit einer Spende von 500 Euro und setzte 1000 Euro für Sonderpreise im Solistenwettbewerb der Musikschule ein. Damit entsprachen wir unserem Satzungsziel, zur Förderung von Kultur und Kunst in der Stadt beizutragen. Ausdrücklich ist dabei die Jugendarbeit hervorgehoben.

Foto: Die Vorstände Matthias Finken (links), Bolko Bouché, Fides Mahrla, Dr. Frank Dietrich, Jeannette Wachholz, Olaf Gutowski, Karin Henning, Dagmar Christl.

Kultur zum Anfassen: Führung durch das Große Militärwaisenhaus

Eine spannende Führung durch das ehemalige Militärwaisenhaus in Potsdam erlebten Vereinsmitglieder am 18. April 2018. René Schreiter, Leiter des Stiftungsmuseums, führte uns durch das Haus und berichtete über das nicht immer schöne Leben der Waisenkinder. Das Waisenhaus war bei seiner Gründung durch Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1724 eine soziale Errungenschaft. Gute Lehrer unterrichteten und nach nur einem Jahr konnten die Mädchen und Jungen rechnen, lesen und schreiben. Später, unter Friedrich II., wurden die Kinder zunehmend als billige Arbeitskräfte missbraucht. René Schreiter erzählte detailreich vom Leben der bis zu 2000 Zöglinge im Haus. Wir besichtigten das imposante Treppenhaus, schauten uns alte Rauchzüge auf dem Dachboden an, erfuhren den Speiseplan und schließlich auch, wo die Jungs ihre Notdurft verrichteten – unter der Brücke des Stadtkanals nämlich.

Wir hatten René Schreiter bereits im September 2017 beim Vereinsstammtisch im Alten Stadtwächter kennengelernt. Nach seinem spannenden Vortrag gab es viele Fragen. So kam es jetzt zum Vor-Ort-Termin und wir konnten wieder ein Stück Potsdamer Geschichte erforschen.

 

Besuch des Wissenschafts- und Restaurierungszentrums (WRZ)

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) eröffnete im Herbst 2017 ihr neues Wissenschafts- und Restaurierungszentrum (WRZ) auf dem ehemaligen Gelände des Hans Otto Theaters, in der Zimmerstraße. Dort sind verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen, Ateliers und Archive untergebracht, die sich bislang im Neuen Palais und anderen Schlössern oder Nebengebäuden befanden. Mit dem Einzug dieser Fachbereiche in den Neubau werden die konservatorischen Bedingungen für die Kunstgüter deutlich verbessert. Demir Arslantepe, Projektleiter Abteilung Architektur der SPSG erklärte uns die Architektur des Gebäudeensembles.

 

Neujahrsempfang bei Gräfin Lichtenau

Dorit Winterstein als Gräfin Lichtenau.

 

Ein Neujahrsempfang nach Maß: Das Palais Lichtenau bot am 13. Januar einen außergewöhnlichen Rahmen für den ersten Termin des Kulturstadt Potsdam e. V. 2018. Als Hausherr begrüßte Prof. Dr. Axel Fischer die Mitglieder in der Villa des Hofkämmerers Ritz. Wir bewunderten den herrlichen Festsaal mit der weitgehend erhaltenen Ausmalung aus dem Jahr 1797. Prof. Fischer berichtete, wie die Sanierung in Abstimmung mit der Denkmalpflege erfolgte. Die Wandbilder sind samt Patina erhalten, sie wurden nur behutsam gereinigt.

Sophia Simanowitsch, die Gewinnerin des Kulturstadt-Sonderpreises im 1. Solistenwettbewerb der Musikschule Potsdam, gab am Flügel Kostproben ihres Könnens. Als Gräfin Lichtenau trat Dorit Winterstein auf. Von ihr erfuhren wir, dass Gräfin Lichtenau nie in der nach ihr genannten Villa lebte, sie aber doch erheblichen Einfluss nur auf König Friedrich Wilhelm II. und sein Kunstverständnis hatte. Palais Lichtenau ist ein Beispiel, wie der Klassizismus den Barock verdrängte.

Fides Mahrla als Vereinsvorsitzende und Cheforganisatorin des Neujahrsempfangs gab einen Ausblick auf die Vereinsaktivitäten des Jahres 2018  und stieß mit den Mitgliedern auf Gesundheit und erlebnisreiches Kulturjahr in Potsdam an.

 

 

Solistenpreise für Musikschüler gesponsert

Teilnehmer am Solistenwettbewerb: Jakob Rösler (2.v.l.), Sophia Simanowitsch, Martha Rüssel, Johann Simon, Philipp Lampert.

Am 25. November wurden die Preise des 1. Solistenwettbewerbs der Musikschule Potsdam verliehen. Für die Sonderpreise konnte unser Verein ein Preisgeld von insgesamt 1000 Euro überreichen. Der 1. Sonderpreis ging an Sophia Simanowitsch am Klavier. Den 2. Sonderpreis holte sich Philipp Lampert am Schlagzeug. Zwei 3. Sonderpreise wurden an die Pianisten Daniel P. und Johann Simon verliehen.

Bevor es an die Preisverleihung ging, erlebten Eltern, Musiklehrer und zahlreiche Mitglieder unseres Vereins die 14- und 15-Jährigen an ihren Instrumenten. Wir waren allesamt begeistert.

Es ist gute Tradition, dass unser Kulturstadt e.V. einen großen Teil seiner Mitgliedsbeiträge und Spenden an andere weiterreicht und damit gemeinnützige Projekte auf dem Gebiet der Kultur unterstützt. Erstmals stand die Anerkennung herausragende Leistungen der Musikschüler und die Förderung junger Talente im Blickpunkt. „Unser Verein fördert das kulturelle Leben in Potsdam. Die Preise zeigen unsere Hochachtung vor der Motivation der Musikschüler und ihrer Lehrer“, sagte Vereinsvorsitzende Fides Mahrla. Wir möchten die Zusammenarbeit mit der Musikschule fortsetzen.

Baumwanderung im herbstlichen Park Babelsberg

Claas Fischer stellte bei der Baumwanderung am 14. Oktober auf unterhaltsame und fundierte Art zahlreiche eindrucksvolle Bäume und Sträucher im Park Babelsberg vor. Der Ranger gab Auskunft über Herkunft, Erkennungsmerkmale und besondere Eigenschaften der exotischen und einheimischen Arten und informierte über ihren kulinarischen und medizinischen Nutzen.

 

Kultur zum Anfassen: Besichtigung der Muschelgrotte

Am 9. September bestand Gelegenheit, die sagenumwobene Muschelgrotte im Neuen Garten zu besichtigen. Vereinsvorsitzende Susanne von der Osten-Sacken vom Förderkreis Muschelgrotte führte zunächst durch Teile des Neuen Gartens und berichtete über Friedrich Wilhelm II. und seine Vorliebe für geheimnisvolle Kleinarchitekturen. Wie aus dem Boden gewachsen wirkt die Grotte. Der König ließ sie 1791 errichten, aber bald nach seinem Tod geriet sie schon wieder in Vergessenheit. Zu DDR-Zeiten sowieso, da lag sie im Sperrgebiet und war dem Verfall preisgegeben.

Der Förderkreis hat die Muschelgrotte weitgehend restauriert. Und so konnten wir uns an einem Saal und Kabinetten mit großen Spiegeln, farbigem Glas, Mineralien, Kristallen und Muscheln erfreuen. Es werde nach und nach das Meiste wieder hergerichtet, aber die Spuren der Geschichte sollen sichtbar bleiben, sagte uns die Vereinsvorsitzende. Vielen Dank für die exclusive Führung für unseren Verein. Wir wissen das zu schätzen, denn die Muschelgrotte wird nur zu besonderen Anlässen geöffnet.