Führung durch die Ausstellung LUFT | BILD | Potsdam

Am 9. April 2025 begaben sich Vereinsmitglieder unter der Führung von Robert Leichsenring auf eine besondere Entdeckungsreise – allerdings nicht mit einem Flugzeug, sondern durch die faszinierende Welt der Luftbildfotografie. In der aktuellen Ausstellung LUFT | BILD | des Potsdam Museums werden spektakuläre Luftaufnahmen aus dem frühen 20. Jahrhundert gezeigt, die die Stadt Potsdam aus einer neuen Perspektive zeigen und ihre Geschichte eindrucksvoll dokumentieren.

Vor über 100 Jahren ermöglichten vor allem die ersten Zeppelin-Rundflüge einen völlig neuen Blickwinkel auf die Stadt. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Reihe von Fotografien, die die Zerstörung Potsdams während des Zweiten Weltkriegs dokumentiert. Zwei Luftbilder hängen nebeneinander, das eine aufgenommen direkt vor der Bombardierung am 14. April 1945, das andere direkt danach mit den verheerenden Auswirkungen auf die Stadt. Zudem sind Bilder zu sehen, die die Zerstörungen durch die Kampfhandlungen zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee während der letzten Kriegstage veranschaulichen. Die Stadt erlebte mehrere Wellen der Zerstörung: Die erste durch das Bombardement, die zweite durch die Kämpfe und die dritte durch den Abriss der Ruinen in der Nachkriegszeit sowie die Umgestaltung zu einer sozialistischen Landeshauptstadt, die vierte durch die Veränderungen in den Jahren nach der Friedlichen Revolution. So wurden in den 1990er Jahren weiterhin historische Gebäude abgerissen, um Platz für neue Projekte zu schaffen, oder um dem Zeitgeschmack zu entsprechen. Ein markantes Beispiel hierfür ist der Abriss der klassizistischen Gebäude am Hauptbahnhof zugunsten des Busbahnhofs oder das Entfernen des schwebenden Daches auf dem Bassinplatz.

Ein weiterer spannender Bestandteil der Ausstellung sind die Fotografien von Lutz Hannemann, einem Potsdamer Luftbildfotografen, der in den vergangenen 30 Jahren die Entwicklung der Stadt dokumentiert hat. Mit seinen hochwertigen Farbaufnahmen zeigt Hannemann den Wandel Potsdams aus ungewöhnlichen Perspektiven.

Robert Leichsenring, Stadtführer und freier Mitarbeiter des Potsdam-Museums, erläuterte während seiner Führung, dass die Luftaufnahmen nicht nur die Stadtgeschichte erzählen, sondern auch auf Geheimnisse hinweisen. Besonders auffällig sind die „schwarzen Flecken“ in einigen Bildern, die auf militärische Orte verweisen, die in Potsdam geheim bleiben sollten – ein faszinierender Aspekt der Ausstellung, der die Besucher zum Nachdenken anregt.

Insgesamt bietet die Ausstellung einen tiefen Einblick in die Geschichte und den Wandel der Stadt zeigt eindrucksvoll, wie sich Potsdam im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

Olaf Tiede vor Beginn seines Vortrags.

Die Potsdamer Kirchenachsen

Olaf Tiede erforscht seit vielen Jahren die Kirchenachsen in Potsdam und darüber hinaus. In seinem umfangreichen Vortrag beim Vereinstreff im April 2025 berichtete er darüber. Anhand zahlreicher Fotos und vergleichender Satellitenaufnahmen wies er nach, dass Kirchen nicht zufällig irgendwo gebaut wurden, sondern immer mit einem Bezug, einem sichtbaren oder geistigen Bezug.

Bekannt ist die Potsdamer Kirchenachsenlinie von Garnisonkirche – Nikolaikirche – Heiligengeistkirche. Eine solche offensichtliche Konstellation hat nicht nur stadtgestalterische Gründe, sondern steht auch für eine spirituell-symbolische Beziehung. Für dieses Denken finden sich die Wurzeln bereits im frühen Mittelalter, als im Zuge der Christianisierung des Havellandes die kleinen Dorfkirchen in Abhängigkeit von den großen Mutterkirchen und Klöstern entstanden. Auf der Insel Potsdam sind viele Beispiele für diese kirchenstrategischen und liturgischen Überlegungen zu finden.

Sakrale Landschaft & Gesamtkunstwerk

In der Zeit des späteren Absolutismus, als die königliche Macht vor allem sichtbar zelebriert werden sollte, wurden zunehmend „Beziehungsachsen“ relevant. Auch erfolgte eine Ausrichtung nach dem Sonnenstand zu bestimmten Kalenderdaten. Zur Kaiserzeit um 1900 wurde das Sichtachsen-System noch weiter ausgebaut. Durch die dichter werdende Bebauung drängten sich neue Türme in die Achsen.

Die umfangreichen Erkenntnisse erstaunten uns, denn die viele Verbindungslinien sind komplett unsichtbar – wie die Ausrichtung der beiden katholischen Kirchen nach Rom. Frage aus der Runde: Wie kommt man auf die Idee, so etwas zu erforschen? Seine Antwort darauf: „Ich schaue mit den Augen eines Grafikers.“ Das Ergebnis ist erstaunlich. Es scheint in der früheren Bauplanung alles mit allem zusammenzuhängen. Nichts wurde dem Zufall überlassen. So entstand ein Netz von zusammenhängenden Bauten, so gibt es zum Beispiel auch einen direkten Bezug von der Französischen Kirche auf dem Bassinplatz zum Pantheon in Rom.

Thiede will zum Jahresende 2025 ein weiteres Buch zu seinem Thema veröffentlichen.

Aktuell stellt er in der Schlossgalerie Haape in Caputh Werke seiner Malerei aus. Die Ausstellung ist samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr in der Krugstraße 38 geöffnet.

Besichtigung des Synagogenzentrums Potsdam

Nach über 16 Jahren intensiver Planungs- und Bauphase wurde das Synagogen- und Gemeindezentrum in der Schloßstraße 8 im Juli 2024 eröffnet. Das Gebäude ist Bestandteil der östlichen Neubebauung zwischen Friedrich-Ebert-Straße und der Straße Am Neuen Markt. Erwartungsfroh besuchten 30 Vereinsmitglieder am 19. März 2025 den Neubau. Evgeni Kutikow, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde der Stadt Potsdam e.V. und Jan-Niklas Hörrmann, Einrichtungsleiter des Synagogenzentrums Potsdam, begrüßten die Teilnehmer im Foyer und starteten den Rundgang auf der Dachterrasse.

Das Synagogenzentrum hat vier Obergeschosse und ist vollständig unterkellert. Das Gebäude ist als Stahlbetonkonstruktion hergestellt.  Als Fassadenmaterial wurde sandfarbener Ziegel mit einer entsprechenden Fugenfarbe gewählt. Damit wird einerseits an die lokale brandenburgische Ziegelbauweise angeknüpft und andererseits die weltweite konfessionsübergreifende Bautradition des Sakralbaus mit Ziegeln aufgegriffen.

Die Eingangssituation wird einladend durch einen zweigeschossigen Bogen gebildet. Dahinter befindet sich die notwendige Sicherheitsschleuse. Ein Foyer schließt sich unmittelbar an. Räumlich verbunden mit dem Foyer ist der multifunktional konzipierte Veranstaltungssaal. Die Veranstaltungsfläche dient einerseits als Besuchercafé, andererseits als Vortragsraum. In räumlich enger Verbindung mit dem Besuchercafé steht die Küche. Sie ist gemäß jüdischer Speisegesetze in getrennte Bereiche für fleischige und milchige Speisen unterteilt. Im Untergeschoss befindet sich die Mikwe mit einem Tauchbad. Die Mikwe wird aus rituellen Gründen mit Regenwasser gespeist, das von der Dachterrasse abgleitet, gefiltert und gechlort wird. Außerdem befinden sich im Untergeschoss der Jugendraum, der Umkleidebereich für die Küche, Räume für die Haustechnik sowie ein Lagerraum. Weiterhin ist hier die zentrale Toilettenanlage und Garderobe der Synagoge.

Der Synagogenraum

Im ersten Obergeschoss befindet sich der Synagogenraum, der als Zentralraum angelegt ist. Der dreigeschossige Raum wird über ein Glasdach mit Zenitlicht versorgt und erhält durch das Eichenholz eine warme Atmosphäre. Weitere dekorative Elemente sind die leicht geschwungene Wandoberflächen und die wellenförmig abgehängten Deckensegel aus messingfarbenen Metallgewebe. Zusätzlich bilden sieben Bogenfenster den optischen Rahmen für das religiöse Zentrum des Baus. Um die Bima, das Vorlesepult für die Torarollen, gruppieren sich die festinstallierten Sitzbänke. An der Stirnseite des Raumes befindet sich vor einer ornamental gestalteten Wand der Toraschrein. Integriert in den Synagogenraum ist die Frauenempore, die über das zweite Obergeschoss erschlossen ist. Die Synagoge kann von maximal 199 Personen gleichzeitig genutzt werden (149 Personen im 1. OG und 50 Personen auf der Frauenempore).

Im zweiten und dritten Obergeschoss liegen neben der Frauenempore ein Aktivitätsraum mit integrierter Teeküche, die Bibliothek, der Musikraum, der Kunstraum sowie Büros. Im vierten Obergeschoss ist das Verwaltungszentrum angeordnet. Hier befinden sich weitere Büroräume und ein Besprechungsraum. Auf der Dachterrasse können religiöse Veranstaltungen stattfinden.

Grundlage für den Bau ist der Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland. Für die ersten drei Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes hat die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) als Treuhänderin die Trägerschaft des Zentrums übernommen. Danach soll der Landesverband der jüdischen Gemeinden Land Brandenburg als Träger des Synagogenzentrums fungieren.

Besichtigungen

Wir bedanken uns für den regen Austausch und die Beantwortung unserer zahlreichen Fragen.
Am 30. März findet im Synagogenzentrum von 10 bis 14 Uhr ein Tag der offenen Tür statt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Individuelle Besichtigungen können dienstags und donnerstags um 15:30 Uhr hier vereinbart werden. Zu den Gottesdiensten sind Gäste willkommen, dafür ist eine vorherige Anmeldung notwendig.

Vereinstreff mit der Kunsthistorikerin Dorothee Entrup

Beim Vereinstreff am 6. November konnten wir Dr. Dorothee Entrup in unserer Mitte begrüßen. Die Kunsthistorikerin leitet seit 2019 den Bereich Bildung und Vermittlung im Museum Barberini Potsdam. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen die Gestaltung und der Ausbau des analogen und digitalen Vermittlungsangebots im Museum und auf der Barberini-App. Weitere Schwerpunkte sind die Akquise neuer Zielgruppen, die Gestaltung niedrigschwelliger Zugänge und die innovative Weiterentwicklung der Vermittlungsarbeit mit KI. Außerdem ist Entrup persönliche Referentin der Direktorin des Museums, Dr. Ortrud Westheider.

Weichenstellung

Zu Beginn ihrer Präsentation schilderte Entrup noch einmal die Diskussionen um eine neue Kunsthalle für die Stadt. Hasso Plattner hatte sich bereiterklärt, das Hotel Mercure abzureißen und es durch einen Bau für DDR-Kunst zu ersetzen. Dagegen gab es erheblichen Widerstand. Zum Glück kam etwas später in der Planungsphase des Palais Barbarini das Aus für ein dort geplantes Fünf-Sterne-Hotel. Dies machte den Weg frei für ein Kunstmuseum, das von der Hasso Plattner Foundation errichtet wurde.
Bis zur Bombardierung des historischen Zentrums Potsdams im April 1945 befand sich auf der Südseite des Alten Marktes der nach römischen Vorbildern gestaltete Palast Barberini (auch „Palais Barberini“ oder „Barberinipalast”). Hier waren Musik-, Kunst- und Wissenschaftsvereine untergebracht. Die Ruine wurde 1948 abgerissen.

Nach dem Beschluss der Stadtverordneten zum Wiederaufbau der historischen Mitte Potsdams sollte das Palais Barberini so originalgetreu wie möglich wiederhergestellt werden. So entstand von 2013 bis 2016 mit den Mitteln der Hasso Plattner Foundation, der Stiftung des SAP-Gründers und Kunstmäzens Hasso Plattner, ein Museum, das in jeder Beziehung höchsten Ansprüchen genügt.
Seit der Eröffnung 2017 hat sich das Haus mit internationalen Ausstellungen und der bedeutenden Sammlung impressionistischer Malerei des Stifters als eines der meistbesuchten Kunstmuseen Deutschlands etabliert. Bis zu 350.000 Besucher kommen jährlich in das Haus.

 

Hinter den Kulissen

Mit ihrem Team sorgt Dorothee Entrup für die Konzeption und Durchführung zahlreicher Veranstaltungsformate, wie Führungen, Workshops, Fachtagungen u.v.m.  Im Mittelpunkt stehen dabei Angebote für Kinder, Schüler, Jugendliche und Personen mit Handicaps. Entrup berichtete den Vereinsmitgliedern, welche neuen Formate und Ausstellungen geplant sind. So startet im Februar eine Ausstellung mit Werken von Wassily Kandinsky.

Zudem erweitern neue Räume die Gestaltungsmöglichkeiten. So nutzt das Museum künftig die ehemalige Galerie nebenan. Auch die Verwaltung des Museums ist gerade umgezogen. Die Büros befinden sich im rekonstruierten Klingerschen Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Alten Marktes – natürlich mit Blick auf das Barberini.

Die Kunsthistorikerin ist auch Autorin von bisher drei Stadtspaziergängen, die auf der Barberini-App die Museumsbesucher parallel zu entsprechenden Ausstellungen einladen, auf Rundgängen die italienischen, französischen und holländischen Einflüsse in Potsdam zu entdecken.

Entrup ging auch auf das zweite Projekt der Hasso Plattner Foundation ein, dem Kunsthaus Minsk, einem ehemaligen Terrassencafé am Brauhausberg, das sich vor allem der DDR-Kunst widmet. Dort gibt es zum Jahresende einen Wechsel in der Führung, von dem neue Impulse erwartet werden.

Foto oben: Museum Barberini © Henry Balaszeskul

Führung durch die Hagemeister-Ausstellung im Potsdam Museum

Markus Wicke, der Vorsitzende des Fördervereins des Potsdam Museums, führte am 22. Oktober 2024 Mitglieder unseres Vereins durch die Karl-Hagemeister-Ausstellung „Die Natur ist groß“. Der havelländische Impressionist ist uns gut bekannt. Schließlich konnte mit Hilfe unserer Spende das Ölgemälde „Uferlandschaft“ restauriert und 2020 in der Ausstellung präsentiert werden.

Wicke berichtete in kleinen Anekdoten, welche Gemälde dank der großzügigen Spenden von Sponsoren und Fördermitgliedern in der Zwischenzeit erworben bzw. restauriert werden konnten. Das Potsdam Museum besitzt mittlerweile den zweitgrößten Fundus an Hagemeister-Werken. Mehr hat nur das Berliner Bröhan-Museum. Der Stolz auf diesen Schatz ist der liebevollen Aufbereitung der Schau anzusehen, die thematisch nach den vier Jahreszeiten mit Ölgemälden, Pastellen und Zeichnungen, gepaart mit Zitaten von Weggefährten, zusammengestellt ist.

Karl Hagemeister gilt als einer der bedeutendsten deutschen Wegbereiter der modernen Landschaftsmalerei. 1848 in Werder geboren, war er Gründungsmitglied der Berliner Sezession und prägte gemeinsam mit seinen Künstlerkollegen Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt den Impressionismus besonders in Berlin und Brandenburg.

Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Ausstellung bis zum 19. Januar 2025 verlängert. Auch im Kulturstadtverein war das Interesse an der Führung enorm, sodass ein zweiter Termin mit Markus Wicke im November angeboten werden wird.

Zu Beginn des Ausstellungsbesuchs durften wir ausnahmsweise den Turm besteigen, der wegen des fehlenden Fluchtweges nicht öffentlich zugänglich ist. In der Abendsonne bot sich ein bezaubernder Blick  – nahzu auf Augenhöhe mit dem goldenen Atlas – auf den neuen Alten Markt. Hier oben erklärten uns Museumsmitarbeiterin Anke Stemann und Markus Wicke die wechselvolle Geschichte des unter Denkmalschutz stehenden Alten Rathauses, das heute noch von den Alt-Potsdamern „Marchwitza“ genannt wird. Lesen Sie dazu die ganze Geschichte im Potsdam-Wiki-Beitrag über das Gebäude.  

Foto oben: Markus Wicke vor „Winterlandschaft mit Weiden“, Öl auf Leinwand 1904 © Karin Hennig.

Vereinsstammtisch mit dem Maler und Grafiker Christian Heinze

Am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit, dem 2. Oktober 2024, kamen rund 20 Mitglieder, darunter zwei Neumitglieder und ein aus Frankfurt am Main zugezogener Neu-Potsdamer zum Vereinstreff im Restaurant Knossos. Zu Gast war dieses Mal der Maler und Grafiker Christian Heinze, von dem einige Mitglieder bereits Werke besitzen, aber ihn persönlich jetzt erst kennenlernen konnten. Der 1941 in Dresden Geborene nahm uns mit durch seine Lebensstationen in drei Systemen.

Eigentlich wäre Christian Heinze nach dem Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Kunst Dresden am liebsten an die Ostsee gezogen, doch dann verschlug es ihn nach Potsdam. Seit fast 60 Jahren arbeitet er als Freischaffender Künstler auf verschiedenen Gebieten, vernetzte sich mit Kollegen und fand dank seiner umgänglichen Art Unterstützer, Sammler und Auftraggeber.

1968 zog er in die Villa Rumpf am Heiligen See. Die Maler Peter Wilde, Manfred Nitsche und Alfred Schmidt sowie der Regisseur Kurt Tetzlaff wohnten ebenfalls dort. Sie bildeten eine Art „Künstler-Kolonie“. Die wilden Feiern mit den Defa-Leuten waren in der Szene legendär. Durch diese Kontakte bekam Heinze die Chance, für die Defa als Filmarchitekt zu arbeiten. Für den Gojko-Mitic-Film „Tecumseh“ reiste er mit dem Filmteam nach Tadschikistan und baute dort aufwändig Kakteen. Nebenbei lernte er Land und Leute kennen. Das Erlebte bannte er auf Bilder, so entstand etwa sein Gemälde „Hochzeit in Tadschikistan“ 1978.
Als Bildender Künstler bereiste er weitere Länder wie zum Beispiel Usbekistan, den Libanon, die Sowjetunion und Simbabwe.

Heinzes Werke sind auch im öffentlichen Raum zu besichtigen, so zum Beispiel mehrere Spielskulpturen aus Keramik im Wohngebiet Am Schlaaz, die mit den Jahren Abriebspuren an viel benutzten Stellen aufweisen. Weitere Keramikskulpturen stehen auf seinem Grundstück in der Böcklinstraße 14.

Die politische Wende 1989 brachte dem Künstler neue Kontakte und Verbindung bis ins Saarland, wo man ihm Aufträge gab. Er stellte weiterhin in Galerien aus und traf mit seinen Themen den Nerv der Zeit. Die schon seit 1972 erscheinenden Grafik-Kalender publiziert Heinze bis heute in einer limitierten Auflage von je 100 Stück. Einige Exemplare des 2025er-Potsdam-Kalenders sind noch erhältlich. Interessenten können sich gern direkt im Atelier melden. Der Ostseekalender ist leider ausverkauft.

Aktuell stellt Christian Heinze mit seinem Künstlerfreund Jürgen Jaehnert bis zum 27.10.2024 in der Galerie Martina Fregin in Güstrow aus. Geplant ist noch in diesem Jahr eine Ausstellung in der Galerie „Gute Stube“ des Potsdamer Kunstvereins e.V. in der Charlottenstraße 121.

Vereinsstammtisch mit „Freunden der Preußischen Schlösser und Gärten“

Mit über 1300 Mitgliedern sind die „Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten“ ein Schwergewicht in der Vereinslandschaft. Die Mitglieder sind in Berlin und Brandenburg aktiv und unterstützen die Schlösserstiftung bei ihren Aufgaben. Vorstandsvorsitzende Barbara Schneider-Kempf und Geschäftsführerin Justine Remus stellten den Verein beim Kulturstadt-Stammtisch am 4. September 2024 im Knossos-Palast vor.

So erfuhren wir, dass die „Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten“ in jedem Jahr große Geldsummen bewegen. Sie finanzieren damit Dinge, die nicht im Investitionsplan der Schlösserstiftung vorgesehen sind.  Zum Beispiel haben sie 316.000 Euro gesammelt, um Teile der Innenausstattung der Römischen Bäder zu restaurieren. Zu den Objekten gehören wertvolle Mosaiken, Gemälde und Plastiken. Das Geld stammt von Einzelspendern, Stiftungen und aus Erbschaften.

Mit seinen vielen Mitgliedern kann der Verein eine Menge erreichen, und deshalb wirbt er weiter um Zulauf. Barbara Schneider-Kempf berichtete uns von den „fritzen“. Die Initiative führt Frauen und Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren in die Welt der Schlösser und Gärten ein. Dazu werden den „fritzen“ besondere Angebote gemacht, zum Beispiel Führungen. Die „fritzen“-Mitgliedschaft gibt es für einen ermäßigten Jahresbeitrag von 35 Euro, für die älteren sind es 125 Euro.

Die Kulturstadt-Mitglieder sind dem „fritzen“-Alter zwar allesamt entwachsen, aber man kann die Mitgliedschaft für ein Jahr auch an Kinder oder Enkel verschenken. Ein tolles Geschenk, denn „Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten“ jeden Alters haben freien Eintritt in allen Schlössern.

Wasserturm auf Hermannswerder immer noch in Betrieb

Der Vorstandsvorsitzende der Hoffbauer-Stiftung Frank Hohn löste sein Versprechen vom Neujahrsempfang ein und öffnete am 12. August 2024 einem begrenzten Teilnehmerkreis den 38,7 Meter hohen Wasserturm auf Hermannswerder, der bis heute genutzt wird und einen 90.000-Liter- Wasserspeicher enthält. Aktuell wird das Wasser als Nutzwasser für die Toilettenspülung und Gartenbewässerung in das Wasserleitungssystem der Insel geleitet.

Seit 1901 diente der Wasserturm zur Wasserversorgung und zur teilweisen Strom- und Wärmeversorgung der Hoffbauer-Stiftung. Im zentralen Maschinenhaus daneben waren die für den Stiftungsbetrieb notwendigen technischen Anlagen untergebracht: eine Klärstation, ein Akkumulatorenraum zur Gleichstromspeicherung, eine Maschinenhalle mit Schmiede, eine Dampfwäscherei und ein Dampfkesselhaus. Ab 1902 kam eine Enteisenungsanlage hinzu. Diese ermöglichte die Aufbereitung des über eine Brunnenanlage geförderten Trinkwassers.

Mitte der 1990er Jahre wurde die stiftungseigene Trinkwasserversorgung eingestellt. Die ehemalige Enteisenungsanlage wird heute als Ferienwohnung genutzt. Im Maschinenhaus befinden sich die Heizanlage, Lager, Wohnungen und Werkstätten.

Durch die Rundfenster auf der Plattform blickt man nach Osten, Süden und Westen. Nur der Blick zum Potsdamer Norden ist nicht möglich. Trotzdem war die Besteigung des unter Denkmalschutz stehenden Turmes ein großes Erlebnis. Vielen Dank für die Öffnung.

Sommerfest im Winzerberg

Was für ein Privileg! Der Kulturstadtverein, der bereits im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen hier feiern konnte, war am 10. August 2024 wieder zu Gast beim Bauverein Winzerberg e.V.

Während nebenan im Park Sanssouci die Besucher zur Schlössernacht strömten, feierten die Vereinsmitglieder entspannt ihr jährliches Sommerfest im Winzerberg von Sanssouci und genossen die besondere Atmosphäre bei angenehmer Abendsonne unter den schattenspendenden Bäumen an festlich gedeckten Tischen.

Der Weinberg wurde Mitte des 18. Jahrhunderts an der Stelle einer alten Lehmgrube unterhalb des Mühlenberges mit fünf Terrassen für den Anbau von Obst und Tafeltrauben für die königliche Tafel angelegt. Nach einer Umgestaltung um 1850 und dem 1944 erfolgten Bau einer Bunkeranlage verfiel der gesamte Berg im Laufe der Jahre. Er galt in den 1990er Jahren als „unsanierbar“ und war baupolizeilich gesperrt. Bis im Jahr 2004 sieben Potsdamer den Bauverein Winzerberg e.V. gründeten, das Gelände entrümpelten und urbar machten. Mit großem ehrenamtlichen Engagement und vielen guten Ideen gelang es, den verwahrlosten und verfallenen Weinberg von Sanssouci, der zum Weltkulturerbe zählt, zu sanieren und wiederzubeleben. Heute ist der Winzerberg mit seinem Triumphtor ein Besuchermagnet.

Traditionell hatten die Vereinsmitglieder wieder Spezialitäten aus der eigenen Küche zu einem reich gedeckten Büfett beigetragen. Dazu gab es Fleisch vom Grill, natürlich vom Potsdamer Fleischer Riek.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit verbrachten die Mitglieder und ihre Gäste einen wundervollen Sommerabend mit Speis und Trank und angeregten Gesprächen.

Wir bedankten uns bei den Gastgebern vom Winzerberg e.V. für die Gastfreundschaft mit einer Spende. Das Geld wird verwendet, um den Bacchuskopf restaurieren zu lassen.

Alles nur Theater – „Der Raub der Sabinerinnen“

Das Poetenpack gibt es jetzt seit 25 Jahren. Das Jubiläum war Anlass, die berühmte Komödie „Der Raub der Sabinerinnen“ über die Truppe des reisenden Theaterdirektors Emanuel Striese ins Programm aufzunehmen. Dieser kann ebenfalls auf 25 ereignisreiche Jahre zurückblicken. Gerade hat er sich für ein Gastspiel im Schützenhaus einer kleinen Stadt irgendwo in der Provinz eingemietet, da lernt er auf einer Promotionstour durch die Stadt den Gymnasialprofessor Gollwitz kennen. Verschämt bekennt dieser sich zu einer „Jugendsünde“. Er habe als Student ein Römerdrama um den Heerführer Titus Tatius mit dem Titel „Der Raub der Sabinerinnen“ geschrieben, ein Stück, das aber bis auf das Dienstmädchen niemand kennengelernt habe.

Emanuel Striese wittert einen großen künstlerischen und natürlich auch geschäftlichen Erfolg. Das Drama soll umgehend auf der Bühne des Schützenhauses uraufgeführt werden. Nur unter der Bedingung, dass er als Autor anonym bleibt, willigt der Professor ein. Doch dann kommt, wie soll es in einer guten Komödie auch anders sein, alles anders als geplant. Mit amüsanten Missverständnissen und allerhand Verwechslungen gilt „Der Raub der Sabinerinnen“ bis heute als bedingungslose Liebeserklärung an das Theater.

The same procedure as every year: Seit unserem ersten Besuch beim Poetenpack im Jahr 2006, damals noch auf dem Q-Hof in der Lennéstraße, werden die Mitglieder im Vorgespräch über aktuelle Entwicklungen und Vorhaben des Poetenpacks informiert. In diesem Jahr standen dafür der Gründer und Künstlerische Leiter des Poetenpacks, Andreas Hueck, und der Dramaturg Willi Händler bereit. In einem kurzweiligen Dialog zogen sie Parallelen vom Jubiläumsstück „Der Raub der Sabinerinnen“ zu ihren Theatererfahrungen, so zum Beispiel zur Besetzung der Männerrollen mit Frauen oder der kurzfristigen Neubesetzung bei Ausfall des Hauptdarstellers. Im Stück betraf das aktuell die Rolle von Professor Martin Gollwitz, die wegen Krankheit mit zwei Schauspielern (Volker Meyer Dabisch und Ralph Sählbrecht) besetzt werden musste. Dramaturg Willi Händler hat die Originalfassung von Franz und Paul von Schönthan bearbeitet und zugespitzt, denn in seinen Augen ist das Stück eher ein Schwank als eine Komödie.
Andreas Hueck verwies im Gespräch auf die wirtschaftlichen Bedingungen eines privaten Theaters, das sich wegen immer geringerer Förderung hauptsächlich durch Gastspiele finanziert. Fester Bestandteil sind die Spielstätten in Potsdam (Zimmerstraße sowie Heckentheater) und Magdeburg. Freuen würde er sich, wenn sich immer mehr private Förderer dem Freundeskreis anschlössen. Weitere Informationen dazu hier.

Nach dem Schlussapplaus brachte das Publikum Gundi-Anna Schick, die die Friederike spielte, ein Geburtstagsständchen.

Potsdam, am 1. August 2024